Sanierung nach 14 Monaten abgeschlossen / Kosten liegen bei 400 000 Euro / Viele Originalteile erhalten
Von Andreas Hennings
VS-Schwenningen. Seit 117 Jahren thront er hoch oben über den Dächern der Stadt: Der Bürk-Uhrenturm ist nicht nur ein schmuckes Wahrzeichen Schwenningens, sondern zeigte vielen Generationen von Bürgern die Zeit an. Jetzt ist er aufwendig saniert worden.
Allein die Tatsache, dass für die graue Farbe des 6,60 Meter hohen Turms ein spezieller Lack aufgetragen wurde, der eigentlich an Schiffrümpfen verwendet wird, zeigt, welch hohen Stellenwert Details bei diesen Bauarbeiten hatten. Zuvor war eigens ein wissenschaftliches Gutachten wegen des Grautons erstellt worden, damit dieser originalgetreu aufgetragen werden kann. "Wir hatten schon Angst, dass in der Farbe Gold enthalten war, es gab durchaus Anzeichen darauf", sagt schmunzelnd Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (WBG), die Eigentümer des Bürk-Gebäudes ist. Doch der Verdacht bestätigte sich nicht – dem Budget zum Wohle.
Doch auch ohne Gold schlägt die Sanierung mit runden 400 000 Euro zu Buche, 65 000 Euro davon übernimmt das Denkmalamt. "Wir wollten eigentlich doppelt so viel finanzielle Unterstützung, doch weil die Stadt zu 98 Prozent Träger der WBG ist, haben wir nur die Hälfte bekommen", erklärt Müldner. Weitere Anträge auf Förderung laufen noch. Insgesamt liegen die Kosten elf Mal so hoch, wie es die erste Schätzung im Jahr 2013 vermuten ließ. Damals war man von einem deutlich kleineren Ausmaß ausgegangen. "Wenn, dann machen wir es richtig", lautete aber schnell das Motto, woraufhin die geschätzten Kosten auf etwa 300 000 Euro stiegen.
Rekonstruiert wurden während der 14-monatigen Bauzeit an dem Glockenturm ausschließlich das Dach, dem die Spuren der Witterung wie Hagel und Regen anzusehen waren sowie Teile der Wandverkleidung. Ansonsten konnten die Originalteile restauriert werden, darunter die vier Ziffernblätter mit einem Durchmesser von je 1,50 Meter sowie die Glasscheiben. Überarbeitet wurde das Tragwerk, das wegen Holzwurm-Befalls keine Statik mehr gewährleistet hatte. "Wir haben, so denke ich, im richtigen Moment eingegriffen. Sonst hätte es passieren können, dass der Turm herunterfällt", meint Müldner, der während der Bauarbeiten einmal die Höhenrettung alarmieren musste, da das Baugerüst im Sturm wegzufliegen drohte. "Die mutigen Jungs schnallten sich dann an und konnten das Gerüst gerade noch festhalten", erinnert er sich. Vor seinem inneren Auge habe er das Gerüst in diesem Moment beinahe schon am City-Rondell herumliegen sehen, wie er gestern bei der Einweihung in feierlicher Runde erzählte.
OB Kubon: "Uhr strahlt Ruhe und Frieden aus"
Auf das Dach der früheren Uhrenfabrik war auch Oberbürgermeister Rupert Kubon gestiegen, der Aufsichtsratsvorsitzender der WBG ist. "Ich freue mich, dass es gelungen ist, ein Stück Geschichte Villingen-Schwenningens zu retten, es ist immer schön, wenn Denkmäler erhalten bleiben können. Dank dieser Uhr wussten die Menschen über Jahrzehnte hinweg, was die Uhr geschlagen hat und deshalb bin ich dankbar, dass der Aufsichtsrat diesen öffentlichen Auftrag der Sanierung wahrgenommen hat", sagt Kubon. Er hoffe, dass die Turmuhr auch zur Gelassenheit anrege: "Sie strahlt Frieden aus und ist ein Ausdruck der Ruhe, ganz ohne hektischen Sekundenzeiger."
Rainer Müldner betont, dass die Wohnungsbaugesellschaft eine "Verantwortung für das historische Gedächtnis einer Stadt" habe, und bei dem Bürkturm handele es sich um ein Wahrzeichen. "Es macht mich daher ein wenig stolz, dass der Turm jetzt in einem neuen Glanz erstrahlt", sagt er und äußert den Wunsch, dass alle Schwenninger nun immer die richtige Uhrzeit haben. Wobei das ja so eine Sache ist: Denn nachdem die vier Uhren vergangene Woche gestellt worden waren, lief eine Uhr eine ganze Weile lang um eine Viertelstunde falsch. Inzwischen ist aber auch das behoben.