Foto: Scholz

 "Bürgernah ist anders!" Landratsamt erwägt Verbesserungen. Zulassungsstelle komplett geschlossen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Normalerweise geht das ruckzuck: Hin mit den notwendigen Papieren, zurück mit den fertigen Unterlagen, dann noch eben zur Schilderwerkstatt, um das Kennzeichen erstellen zu lassen, anheften und los kann’s gehen mit dem Spaß am Fahren. Doch nicht so während der Corona-Krise - nun aber könnte sich alles doch noch zum Besseren wenden.

Der Autofahrer aus Hüfingen staunte nicht schlecht: Es war am 6. April, als er den Termin bei der Zulassungsstelle bestätigt bekam – für den 8. Mai. "Bügernah ist etwas anderes!", wettert er. Gerade in Zeiten der Corona-Krise, wenn die Menschen Busse und Bahnen meiden sollen und deren Fahrpläne ohnehin stark ausgedünnt sind, hat er dafür keinerlei Verständnis. "Fast fünf Wochen warten – das ist eine Zumutung!"

Im Zuge einer Umräum-Aktion zuhause sei sein Fahrzeugschein verlegt worden – auf den neuen muss er nun warten. Immerhin: Für den notwendigen und längst terminierten Gang zur Dekra gab’s per elektronischer Post einen entsprechenden Schrieb der Zulassungsbehörde zum Ausdrucken. Dennoch: Will der Hüfinger nun vorschriftsmäßig unterwegs sein, müsste er eigentlich seinen Fahrzeugschein bei sich führen – nun also hat er die Wahl: Knöllchen riskieren oder aber den Fahrzeugbrief dabei haben, im Falle eines Fahrzeug-Diebstahls aber hätte ein Langfinger dann echtes Glück.

Donaueschinger Zulassungsstelle komplett geschlossen

Dass die Donaueschinger Zulassungsstelle komplett geschlossen wurde und die Villinger Behörde mit beschränkten Öffnungszeiten nun für die Südbaaremer die Anlaufstelle ist, sei aus Kundensicht unverständlich. "Der Aldi hat doch auch direkt reagiert und Plexiglasscheiben an den Kassen installiert, das wäre doch hier auch möglich", macht er sich so seine Gedanken. Die Kundschaft mit aufgeklebten Streifen auf dem Boden zur nötigen Distanz auffordern, ein Security-Dienst, der die Einhaltung kontrolliert oder gar eine zweite Zulassungsstelle in einem anderen Raum, um den Publikumsstrom zu entzerren – ihm fielen noch viele sinnvollere Vorschläge ein, erzählt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Eine Behörde müsste zuletzt auf die Idee kommen, zu schließen", fordert der Mann.

Der Inhaber eines Autohauses schildert aus Südbaaremer Sicht den Mehraufwand: Zwar werden Unternehmen wie seines bevorzugt behandelt, erzählt er, aber es sei ein aufwändiges Hin-und-Her: An einem Tag muss ein Mitarbeiter die Unterlagen in Villingen abliefern, an einem anderen Tag dann die fertigen Dokumente wieder abholen. In einem Rutsch sei hier gar nichts mehr möglich.

Laut Bild-Zeitung soll nur noch jede zehnte Zulassungsstelle in Deutschland aktuell geöffnet sein. Rückfragen in der Umgebung bestätigen das: Freiburg, Müllheim und Titisee-Neustadt, überall ist aktuell nur für Kunden mit Terminreservierung geöffnet, und ein Blick in soziale Netzwerke bestätigt, auch dort sind die Wartezeiten lang – mancherorts werden derzeit nicht einmal mehr Motorräder und Wohnwagen zugelassen. Im Landkreis Tuttlingen ist die Zulassungsstelle ebenfalls seit dem 21. März geschlossen – Termine seither nur nach telefonischer Vergabe.

Im Zollernalbkreis, erzählt der Leser aus Hüfingen, werde die Sache aber besser gelöst. So nutze man dort sogar zusätzliche Räumlichkeiten temporär für die Zulassungsstellen, um den Betrieb zu entzerren. Der Blick dorthin zeigt: Zunächst wurden dort die Zulassungsstellen in Albstadt und Hechingen geschlossen, um die Mitarbeiter zu schützen und möglichst ständig einen Stamm an gesunden, einsatzfähigen Mitarbeitern zu haben. Am 6. April jedoch wurde offenbar tatsächlich nachjustiert: Auf seiner Homepage gibt das Landratsamt bekannt, dass seit diesem Tag in der Zulassungsstelle Albstadt ein Notbetrieb aufgenommen worden sei, um dem steigenden Bedürfnis an Frühjahrszulassungen gerecht zu werden.

Kein Dauerzustand

Hoffnung auf eine Nachbesserung darf man offenbar auch in der Region Schwarzwald-Baar haben. Die Pressesprecherin des Landratsamtes Heike Frank stellt auf Nachfrage klar, dass die derzeit immens langen Wartezeiten auch nicht im Sinne der Behörde seien. Ein Dauerzustand solle das keineswegs bleiben. Im Gegenteil: Aktuell überlege man, wie man den Service für die Kunden wieder verbessern könne – von Heute auf Morgen aber könne so etwas nicht erreicht werden.