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Geschäftsführer eines Fitnessstudios und des FC 08 Villingen wirft für Oberbürgermeisterwahl seinen Hut in den Ring.

Villingen-Schwenningen - Kein Zögern und Zaudern, kein Wenn und Aber, kein Vielleicht oder Eventuell, er tut es ganz einfach: Gaetano Cristilli, der Geschäftsführer eines Fitnessstudios und des FC 08 Villingen wirft für die Oberbürgermeisterwahl Villingen-Schwenningens seinen Hut in den Ring.

Dass Politiker auch Quereinsteiger sein können, ist spätestens seit dem Schauspieler Arnold Schwarzenegger, von 2003 bis 2011 Gouverneur Kaliforniens, Boxer Vitali Klitschko – jetzt Bürgermeister von Kiew – oder auch dem früheren Unternehmer und jetzigen US-Präsidenten Donald Trump klar. Ein Fitnessstudio-Betreiber als OB-Kandidat überrascht in VS aber dennoch gehörig. Dabei stand sein Entschluss, wie der 51-Jährige erzählt, schon lange fest.

"Viele, viele Jahre" trage er sich schon mit dem Gedanken, Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen sein zu wollen, sagt Cristilli beim Pressegespräch am Freitag und gibt eine rührende Geschichte preis, die den Weg des jungen Deutsch-Italieners zur Politik aufzeigt. "Ich war damals 16", erzählt er. Politik habe ihn schon immer interessiert, weshalb er als Realschüler am Deutenberg auch in einer Fördergruppe zum Thema gewesen sei. Über die Gewaltenteilung habe er eine Arbeit geschrieben und das offenbar so gut gemacht, dass er von dem Ex-Staatssekretär und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Hansjörg Häfele aus Bad Dürrheim für eine Woche nach Bonn in die damalige Bundeshauptstadt eingeladen worden sei. Das habe ihn schwer beeindruckt, "ich durfte viele Ministerien kennenlernen." Etwa ein halbes Jahr später die zweite tiefere Begegnung mit der Politik: Der begeisterte Fußballer des BSV Schwenningen Cristilli kickte beim Partnerschaftsturnier anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zu La Valette mit. Sein Team gewann. Es ging in die Partnerstadt und dort lernte er den früheren Oberbürgermeister Villingen-Schwenningens, Gerhard Gebauer, kennen. Lange hätten sich beide unterhalten. "Ich war neugierig", erinnert sich Cristilli, und irgendwann habe er zu Gebauer gesagt: "Irgendwann mal bin ich das, was Sie heute sind."

Sein Ziel steht noch immer fest: "Ich will Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen werden!" Seine Familie, zu der die spanische Ehefrau Carmen und die beiden 16 (Realschüler) und 21 Jahre (Student bei Ebm Papst) alten Söhne, sowie die beiden Söhne seiner Frau (23, Koch, und 25, Maschinenbau) gehören, stehe hinter ihm, erzählt der in Villingen-Schwenningen geborene Sohn eines Gastarbeiters. Dass das "eine Riesenherausforderung ist", sei ihm klar, gibt er offen zu. Aber er traut sich zu, es mit ihr aufzunehmen, und sich Kontakte zu Ministerien und höheren politischen Stellen ebenso zu erarbeiten, wie das Verwaltungs-Knowhow. Sein ganzes Leben lang habe er Dinge getan, die nicht einfach waren.

Nach der Mittleren Reife absolvierte er seine Ausbildung zum Speditionskaufmann, später noch eine zum Versicherungskaufmann. Und nach 15 Jahren als selbstständiger Versicherungskaufmann in Villingen-Schwenningen, wagte der stets sportbegeisterte Gaetano Cristilli 2007 den Sprung in die Fitnessbranche. Er kaufte das Sportstudio Galimar in Schwenningen, eröffnete 2012 das G1 in Villlingen und verkaufte 2014 das Schwenninger Studio aus Kapazitätsgründen, wie er sagt. Seit 2013 ist er Geschäftsführer des FC 08 Villingen – zum 30. Juni ende seine Amtszeit, eine weitere strebe er nicht an. "Ich will mich voll auf die Arbeit als Oberbürgermeister konzentrieren", erklärt Cristilli. Das Fitnessstudio gebe er dann an seine Frau und seine Söhne ab, und seinem Neffen traue er zu, es zu leiten.

Was ihn befähigt, OB zu sein? "Ich kann gut mit Menschen umgehen", sagt er und versteht sich als Brückenbauer, dort, wo Gräben sind. "Es geht immer um die Menschen", meint Cristilli und will ein Oberbürgermeister für Villingen-Schwenningen und seine Ortsteile sein, der gemeinsam mit seinem Rathaus-Team und den Verwaltungsprofis, die dort sitzen, das Beste zum Wohle der Stat erreiche. Was das ist? Ideen hat er schon, konkretisieren will er sie während seiner zehntägigen Reise mit seiner Frau im Juni, präsentieren möchte er sie erst im Wahlkampf. Apropos Wahlkampf: Er habe Kontakt zu Sponsoren geknüpft, die ihn unterstützen, und auch ein, zwei politikkundige Profis an der Hand, die er fest mit ins Boot nehmen wolle. Und rechnet er sich ernsthaft Chancen aus im OB-Wahlkampf 2018? "Natürlich, ich komme aus dem Sport. Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen!"