Die Busverbindung zur Neckarschule steht in der Kritik. Die Anbindung vom Deutenberg existiert nicht mehr. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Kritik am ÖPNV zwischen Deutenberg und Neckarschule / Sachbearbeiter wohl schlecht informiert

Die Geschäftsstelle des Gemeinderates sowie unsere Zeitung erreichte am Mittwoch ein "offener Brief" eines Bürgers zum Thema ÖPNV. Während er die fehlende Busverbindung zwischen Deutenberg und Neckarschule kritisiert, hagelt es auch massive Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung.

VS-Schwenningen. Zum 1. Januar 2020 wurde der Fahrplan des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) innerhalb Villingen-Schwenningens geändert. Wie vergangene Woche bereits berichtet, verbesserte sich die Situation für zahlreiche Schüler in Schwenningen überhaupt nicht. Das Gegenteil ist nach Aussage von Schulleitern, Eltern und Betroffenen der Fall. Besonders betroffen sind offenbar die Kinder, die am Deutenberg wohnen und die Neckarschule besuchen. Das geht aus dem offenen Brief von Rainer Oder an den Gemeinderat der Stadt hervor.

Er behauptet: "Zum 1.1.2020 wurde der Busfahrplan des ÖPNV so umgestellt, dass jahrelang bestehende Verbindungen vom Deutenberg zur Neckarschule entfielen, ohne die Schule oder betroffene Familien zu informieren, die sich im Alltag auf diese Verbindungen verlassen haben." Auch an den Haltestellen selbst hätten noch in der ersten Schulwoche nach den Weihnachtsferien die alten Fahrpläne gehangen.

Rainer Oder kritisiert nicht nur die Planänderung an sich sowie die Art der Kommunikation, sondern weist den Gemeinderat in seinem Schreiben auf den Umgang mit Bürgerbeschwerden innerhalb der Stadtverwaltung hin. Der Verfasser des Briefs bezieht sich dabei auf eine schriftliche Anfrage von Timo Schmidt, ein betroffener Vater, an die Verwaltung – konkret an das Grünflächen- und Tiefbauamt. Die erste Antwort auf Schmidts Anfrage lautete: "Der verantwortliche Sachbearbeiter sei im Urlaub." Daraufhin kontaktierte dann Rainer Oder Oberbürgermeister Jürgen Roth, erhielt jedoch ebenfalls keine Antwort.

Ein Punkt, der dem Bürger sauer aufstößt und ihn – so schildert er es in seinem Schreiben – dazu veranlasste, den Gemeinderat über das Handeln der Verwaltung zu informieren. Im Wortlaut schreibt Oder: "Meine Damen und Herren, ich kenne Mitglieder des Gemeinderats teilweise seit Jahrzehnten und bin sicher nicht für die ständige Bürgerkritik bekannt, die Herr Oberbürgermeister Roth im Neujahrsempfang öffentlich anmahnte.

Ich denke, dass eine moderne Stadt im Zeitalter der Klimakrise dafür sorgen sollte, dass Schulwege per ÖPNV abgedeckt sind und nicht das Ordnungsamt abstellen muss, um Parkverbote an der Schule durchzusetzen. Aber deshalb würde ich mich nicht öffentlich direkt an Sie wenden. Es geht mir um die Ignoranz der Verwaltung, der Herr Roth nun vorsteht, und die Art und Weise wie hier mit Bürgern umgegangen wird."

Wie im weiteren Verlauf deutlich wird, ist es aber nicht nur die fehlende Antwort seitens der Verwaltung gewesen, die Oder zu seinem Handeln veranlasst habe. So bezieht er sich zudem auf einen Schriftwechsel zwischen der Schulleitung der Neckarschule und dem zuständigen Sachbearbeiter der Stadt, in dem jener versuche, die Umstellung der Fahrpläne zu erklären.

Fragwürdige Antworten

Allerdings hätte der Sachbearbeiter den Deutenberg mit dem Wohngebiet Strangen verwechselt. Von der Schulleitung darauf aufmerksam gemacht, habe er sich auf eine Verkehrsschau aus dem Jahr 2019 bezoge. Wiederum habe er korrigiert werden müssen, da diese bereits am 26. April 2018 stattgefunden hatte, und zudem nicht die Busverbindung, sondern die Parksituation an der Schule Gegenstand gewesen sei.

Und die Kette der scheinbaren Fehlinformationen, die Rainer Oder in seinem Brief aufführt, reißt nicht ab: Der städtische Mitarbeiter habe im weiteren Verlauf eine Bekanntmachung der Fahrplanänderung im Dezember 2019 beschrieben und davon berichtet, dass die Schulleitung versprochen habe, eine Erhebung zu den Betroffenen durchzuführen. "Auch hier korrigiert die Antwort der Schule, dass es nie eine Anfrage bezüglich der Teilnehmer am Busverkehr gegeben hatte", zitiert er. Über geplante Gespräche mit den betroffenen Eltern, die laut dem Sachbearbeiter noch im Januar stattfinden sollten, weiß Rainer Oder nichts. "Die betroffenen Eltern sind wir und einen Kontakt zu uns gab es nie."

Abschließend wird Rainer Oder in seinem Schreiben an den Gemeinderat deutlich: "Meine Damen und Herren, ÖPNV kann nicht nur auf Wirtschaftlichkeit abzielen, ÖPNV ist ein Service für die Bürger und insbesondere die Kinder der Stadt. So sollte sich auch die Verwaltung als eine Verwaltung im Sinne der Bürger verstehen und so geleitet werden. In Zeiten des Wahlkampfs ist dies jedenfalls immer das ausgegebene Ziel, die Verwaltung zu straffen und auf die Bürger auszurichten. Doch was davon übrig bleibt, ist kaum zu akzeptieren."

Sein Ziel, das er mit diesem Brief verfolgt, formuliert er ebenfalls: "Ich erwarte sicher keine operative Änderung von Ihrer Seite. Ich sende Ihnen diesen Brief mit der Bitte, sich das Thema einmal anzusehen und die Vorgehensweise der Verantwortlichen einmal zu hinterfragen. Ich bin mir sicher, dass dieses Vorgehen, das Ergebnis und die daraus folgende Frustration Ihrer Bürger weder in Ihrem Sinne ist, noch das Ziel unserer Stadt sein sollte."

Wie die Verwaltungsspitze auf den Vorwurf der Ignoranz gegenüber Bürgern reagiert, war am Mittwochabend nicht mehr in Erfahrung zu bringen. Die städtische Pressestelle war zum Zeitpunkt, als der Brief unserer Redaktion vorlag, nicht mehr erreichbar.