Die Maske wird aus dem Alltag der Doppelstädter nicht mehr so schnell verschwinden. Foto: © candy1812 – stock.adoobe.com

Auch Doppelstadt sieht sich mit steigenden Coronazahlen konfrontiert. "Es geht wohl nicht anders." 

Villingen-Schwenningen - Auch die Doppelstadt sieht sich mit steigenden Coronazahlen konfrontiert, VS ist ebenso wie der Landkreis seit dem Donnerstag offiziell Risikogebiet. Doch welche Konsequenzen ziehen die Bürger aus dieser Einstufung?

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"Von einer beruhigten, dann zu einer bedenkenswerten Lage, befinden wir uns jetzt leider in einer ernsten Situation. Es braucht jetzt Solidarität, Sensibilität und Disziplin", appelliert VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth angesichts der steigenden Infektionszahlen mit Covid-19, sich an die geltenden Regeln zu halten. Wir haben uns umgehört, wie die Menschen in der Doppelstadt die aktuelle Lage einschätzen.

"Keine Angst, aber Respekt", hat die Villingerin Elke Bettecken angesichts der derzeitigen Situation. Die Stimmung hätte sich bei ihr aufgrund des derzeitigen Anstiegs aber nicht verschlechtert, da sie in den vergangenen Monaten ohnehin die Hygienebestimmungen befolgt hätte. Aufgrund ihrer Arbeit als Kinderkrankenschwester wisse sie mit der hochansteckenden Infektionskrankheit umzugehen, "ich halte mich deshalb auch strikt an die Regeln". Sie hoffe aber, dass man mit den derzeitigen Maßnahmen "nicht über das Ziel hinaus schießt". Denn elementar sei es, den zweiten Lockdown zu verhindern. "Das wäre eine Katastrophe", betont Bettecken. Es gelte deshalb nun für alle, mitzuhelfen, dass es nicht dazu komme – größere Veranstaltungen besuche sie ohnehin nicht mehr, die Kontakte beschränke sie auf das Nötigste. "Ich hätte natürlich gerne wieder ein Fest, aber wenn’s nicht geht, dann geht’s nicht", erklärt sie.

Immer mehr Menschen im Bekanntenkreis erkrankt

Yasmin Koch zeigt sich derweil "über die Leute verwundert, die ihre Maske immer noch unter der Nase tragen". Die 27-Jährige ist durchaus beunruhigt, weil sie mittlerweile immer mehr Menschen kennen würde, die momentan Corona haben. Für sie sei deshalb umso wichtiger, weiterhin Abstände einzuhalten, Maske zu tragen und Hände zu desinfizieren.

Größere Events und Konzerte vermisse sie und auch die klassischen Weihnachtsmärkte werden ihr fehlen, aber ebenso ihre Tätigkeit als ehrenamtliche Helferin bei der Bergwacht leide unter der derzeitigen Lage. "Es ist schade, dass die Bergwachtarbeit wieder auf das Minimalste begrenzt ist".

Angesichts der steigenden Zahlen seien die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Bereich wieder angepasst worden – unabhängig davon achte man als Helfer aber ohnehin besonders darauf, sich nicht zu infizieren, um keine Kollegen anzustecken. Denn die Einsatzfähigkeit der Bergwacht dürfe unter keinen Umständen eingeschränkt werden.

Für ihn sei das Thema Corona "nur noch nervig", meint Eugen Relling. Trotzdem: Er ist der Meinung, dass alles getan werden müsse, um die Lage unter Kontrolle zu bringen – auch eine Verschärfung der Maskenpflicht und eine weitere Verringerung der erlaubten Kontaktpersonen hält der Mittsiebziger für angemessen. "Viele sind unvorsichtig geworden", lautet seine Einschätzung, "und man sieht ja, wohin uns das gebracht hat."

Galina Kärcher sieht die ganze Sache etwas entspannter: Persönlich fühle sie sich noch nicht allzu sehr von der aktuellen Entwicklung betroffen, die sie trotzdem "besorgniserregend" finde. Die junge Mutter, die an diesem Tag mit ihrer Tochter auf dem Schwenninger Marktplatz unterwegs ist, hält es aber definitiv für "richtig und gut", dass einige Veranstaltungen aus Gründen des Infektionsschutzes abgesagt werden.

"Ich will ja auch nicht krank werden."

Dieses Urteil kann auch Dragana Dobic unterschreiben. Sie allerdings auch verstehen, dass die Einschränkungen der die momentanen Situation vor allem jüngere Leute schwer treffen. Die 50-Jährige hat zwar angesichts der kreisweit steigenden Infektionszahlen noch keine Angst, "aber definitiv Respekt" vor der Situation, die ihrer Meinung nach leicht außer Kontrolle geraten könnte. Daher versucht sie, ihre Sozialkontakte so weit wie möglich einzuschränken, nur noch das Nötigste außerhalb ihres Hauses zu erledigen – zur Arbeit gehen und einkaufen zum Beispiel – und trägt wann immer möglich Mund-Nasen-Schutz. "Ich habe zwar das Gefühl, dass ich unter dem Ding auf Dauer fast keine Luft mehr bekomme", sagt Dobic. Aber: "Ich will ja nicht krank werden."

So scheint es auch vielen anderen Schwenningern zu gehen: Gut die Hälfte der Menschen, die am frühen Nachmittag in der Schwenninger Innenstadt unterwegs sind, trägt nicht nur in den Geschäften Mund-Nasen-Schutz, sondern auch im Freien – und das noch bevor am Donnerstagabend bekannt wurde, dass die Sieben-Tages-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis über die kritische 50er-Marke geklettert war.

Und noch ein Gefühl ist festzustellen: Ratlosigkeit. "Einerseits findet man es doof, andererseits geht’s wohl nicht anders – ich hab momentan gar keine richtige Meinung zu dem Thema", sagt eine Frau im Vorbeigehen.

Und mit dieser Einschätzung steht sie nicht alleine da: Als sie das Thema der Umfrage hören, zucken viele Schwenninger unschlüssig mit den Schultern; einige winken gleich ab. Ihre ratlosen Gesichter machen deutlich: Was in der momentanen Situation angemessen ist und wie es jetzt weiter gehen soll, ist bislang ein Rätsel.