Um diesen grünen Flecken oder wenigstens eine modifizierte Bebauung als geplant kämpfen 124 Anlieger. Foto: Spitz

Kritiker sind gegen Bebauungsplan Vöhrenbacherstraße. Sie fürchten Verlust einer kleinen Oase.

VS-Villingen - "Ihr müsst Euch eine Lobby schaffen und lauter schreien", habe ein Stadtrat den Gegnern des Bebauungsplans Vöhrenbacherstraße in Villingen geraten. Andernfalls sei die Grünfläche, um die nun 124 Bürger kämpfen, verloren.

Einer von ihnen steht an diesem sonnigen Dienstagnachmittag mit unserer Redakteurin am Rande der Grünfläche neben dem ehemaligen Krankenhausparkplatz und schildert, wie sehr ihm und den 123 anderen daran gelegen ist, dass der Bebauungsplan eben nicht so, wie bislang vorgesehen, realisiert wird – auch wenn die Wohnfläche aufgrund des Bürgerprotests reduziert worden ist. Die Änderungen, macht er deutlich, gingen nicht weit genug und die Bebauung der Wiese hält er für ohnehin für "völlig falsch".

Trotzdem trägt er seine Argumente ganz sachlich und ohne jegliche Wut vor. Seinen Namen will er aus beruflichen Gründen in der Zeitung nicht lesen und eigentlich sei er auch unwesentlich, denn hier gehe es nicht um seine Privatmeinung, sondern darum, dass Anlieger und Nutzer der Grünfläche gehört werden, bevor eine Entscheidung unwiderruflich gefallen ist.

Lobby im Vergleich zu Kurgebiet und Hammerhalde zu gering?

"Ich will, dass sich das jemand vor Ort einmal anschaut", sagt er. Wenigstens einmal, wünscht er sich, sollten die Stadträte vor der eigentlich für den heutigen Mittwoch geplanten Beschlussfassung im Gemeinderat vor Ort kommen, das rege Leben an der Grünfläche registrieren – die Senioren von St. Lioba, die mit ihrem Rollator hierher kommen und auf einer der Bänke Rast tun, die Kinder vom Familienzentrum St. Konrad direkt gegenüber, die hier immer wieder spielen, die Wanderer auf der Route des Schwarzwaldvereins und die Jogger, die sich hier auspowern. Stadtplanerisch gebe es für die Bebauung der Wiese gar keinen Grund. Dass die Anlieger und Gegner der Bebauung erst jetzt, kurz vor knapp ihre Bedenken geäußert hätten, stimme nicht – sie seien an die Verwaltung herangetreten, nur eben nicht an die Öffentlichkeit. Und letztgenannte habe im übrigen meist keine Ahnung davon, dass mit der Bebauung des alten Krankenhausparkplatzes, die auch er für sinnvoll erachte, auch die Wiese weichen solle. "Das hat mich sehr überrascht."

Würden die Pläne realisiert, sei gewiss Ärger programmiert – die geplante Wohnbebauung nämlich liege dann sehr dicht am Familienzentrum St. Konrad, wo nicht nur durch die Kita immer etwas geboten sei, sondern auch durch den Veranstaltungssaal oder nette Events wie beispielsweise das jährliche Narrenbaumstellen für die Kinder mit den Schwenninger Narren. Abgesehen davon, dass mit der Bebauung den psychisch Kranken, die in dem ebenfalls geplanten Wohnheim der Stiftung Liebenau die Grünfläche weggenommen werde, seien auf dieser Fläche im Rahmen des so genannten sozialen Wohnprojekts vornehmlich so genannte Microlofts geplant. Ein-Zimmer-Wohnungen also – "es ist doch klar, dass das dann Senioren sind, die darin wohnen", so der Initiator der Unterschriftenaktion, der auch das Argument der Klimafreundlichkeit wegwischt: "So heißt es nur, weil es nicht im Außenbereich liegt", stellt er klar – ansonsten sei an der Bebauung einer Wiese und dem Fällen der Bäume dort gar nichts klimafreundlich.

Worum es dem engagierten Bürger geht? Darum, dass nach objektiven Kriterien und in Anbetracht aller Argumente entschieden werde – und auch um Gerechtigkeit: "Kurgebiet und Hammerhalde werden nicht bebaut und hier, in den Erbsenlachen – soziales Wohnviertel, überspitzt gesagt – da wird es dann gemacht." Er schüttelt den Kopf – "ich wünsche mir in diesem und vergleichbaren Fällen eine Entscheidung nach objektiven Kriterien".