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Sandra Föhrenbach plaudert aus dem Nähkästchen. Trend geht zur Zweitehe. 380 Trauungen im Jahr.

Villingen-Schwenningen - Heiraten? Ja, gerne auch ein zweites Mal. Im Schnitt trauen sich in der Doppelstadt und Umgebung 380 Paare im Jahr. Zwei Trends fallen auf: Die Brautpaare neigen dazu, den Bund der Ehe ein zweites oder drittes Mal zu schließen und die Hochzeitgesellschaften werden immer größer.

"Ja, ich will!" Diesen Satz hat die Standesbeamtin Sandra Föhrenbach schon oft gehört. Denn seit 2001 vermählt sie Liebespaare in der Doppelstadt. "Keine Trauung ist wie die andere", erklärt die Abteilungsleiterin des Standesamtes.

Wer glaubt, dass die Hochzeitspaare immer älter werden, irrt sich. Denn laut der 40-Jährigen gibt es durchaus junge Menschen, die den Bund für Leben schließen. Dahinter stehe jedoch meistens entweder eine spezielle religiöse oder kulturelle Zugehörigkeit, in der es üblich ist, früh zu heiraten.

Multikulturelles Bild

Vielmehr zeichne sich immer häufiger ein "multikulturelles Bild" ab. "Wir haben ganz viele Fälle mit Auslandsbeteiligung", sagt Föhrenbach. Das heißt: Die Heiratwilligen gehören unterschiedlicher Nationalitäten an, die Länder haben unterschiedliche Namensführungen und ein anderes Urkundenwesen – dann wird es für die Beamten richtig spannend. "Da werden wir zum Teil richtig gefordert. Dann heißt es Gesetzestexte lesen bis alles passt." Aber genau solche Fälle würden diesen Beruf so spannend machen. So komme auch keine Langeweile auf. Denn "deutsch und deutsch haben wir drauf", witzelt Föhrenbach. Unter den Antragstellern seien auch einige Flüchtlinge oder Studenten, die ihr Auslandssemester hier verbringen.

Anders als noch vor vierzig Jahren, als das Brautpaar lediglich noch die Trauzeugen zur Zeremonie mitbrachten habe sich die Eheschließung zu einem gesellschaftlichen Ereignis entwickelt. "Früher waren vier Leute anwesend, heute kommt die ganze Hochzeitsgesellschaft mit", sagt Föhrenbach. Und noch eine andere Entwicklung zeichne sich ab: "Es geht uns zwar nix an, aber ein Trend zur Zweit- oder Drittehe ist erkennbar." Die Menschen haben weniger Hemmungen sich scheiden zu lassen. So sei es ihr auch schon passiert, dass sie die ein und dieselbe Person, der sie erst kurze Zeit zuvor das Ja-Wort abgenommen hatte, zum zweiten Mal verheiratete.

"Die haben sich zerstritten"

Darüber hinaus sei sie einmal von einem Brautpaar versetzt und vor dem Altar sitzengelassen worden. "Die haben sich wohl kurz vorher zerstritten und alles abgeblasen. Ich habe nie mehr was von denen gehört", erinnert sie sich. Und trotzdem: "Trauungen sind das Sahnehäubchen, die Krönung des Berufs."

Seit 2012 kümmert sich das Standesamt auch um gleichgeschlechtliche Paare, die einen Antrag auf eine eingetrage Lebenspartnerschaft stellen wollen – davor war das Landratsamt dafür zuständig. "Ich finde es war auch an der Zeit, dass wir ihnen die Möglichkeit geben", sagt Föhrenbach. Immerhin sind es etwa zehn homosexuelle Paare im Jahr, die die Lebenspartnerschaft schließen. "Als die Zuständigkeit an uns übetragen wurde, hab’ ich mich gefreut."