Besser als nur grüne Rasenstoppel: Rolf Schäfer vor einem Teil der Blumenwiese in der Wöschhalde. Foto: Huber

Eigentümer pfeifen auf ständiges Rasenmäher-Gedröhne und lassen es wachsen.

Villingen-Schwenningen - Tausche nerviges Rasenmähergedröhne gegen summende Vielfalt, Kunstrasen gegen Blumenwiese, Habichtskraut und Günsel gegen grüne Stoppel. Wie das geht, macht eine große Eigentümergemeinschaft aus der Wöschhalde vor: "Wir lassen eben alles einfach wachsen."

"Wir", das sind zum Beispiel die beiden Mitglieder des Verwaltungsbeirates für die Wohneinheiten 26 bis 34, Rolf Schäfer und Richard Becker. Beim Blick aus der Küche, "ich spüle regelmäßig", kommt Becker die zündende Idee. Statt sich über den ständigen Lärm von Rasenmähern zu ärgern, so seine Vorstellung, könnte man doch eine Blumenwiese auf dem geräumigen Rasen-Grundstück entstehen lassen. Die Idee findet nicht nur bei Rolf Schäfer und seiner Frau Jutta einen soliden Nährboden. Auch die Eigentümerversammlung (an die 65 Wohneinheiten) und nicht zuletzt Hausverwalter Uwe Strittmatter unterstützen die Pläne.

Das Ehepaar und ihr Bekannter haben wie viele andere Doppelstädter begeistert auf das Projekt "VS blüht auf" reagiert. "Doch für uns ist das vermutlich nichts", spielen Schäfer und Becker auf die enorme Fläche um den großen Wohnblock herum an, die sie erblühen lassen wollen. "6200 Quadratmeter, da würden wir aber viele Packungen brauchen", so der Tenor. Päckchen? Kaum ist Thomas Schalk, Vorsitzender des Naturschutzbunds (NABU) im Schwarzwald-Baar-Kreis, an Ort und Stelle, winkt er ab. Auf Empfehlung suchen die Initiatoren den engagierten Umweltschützer auf, bereits bei einem ersten Gespräch erfahren sie, dass sich ihr Projekt auch ohne viel Aufwand und Geld realisieren lasse.

Magerwiese ein Volltreffer

Verblüfft hören sie Schalks klare Ansage: "Einfach nicht mehr mähen, sondern wachsen lassen. Das ist das einfache Rezept." Denn, so der NABU-Experte, auf dem Terrain finde man die besten Verhältnisse für eine Blumenwiese vor: Eine Magerwiese. Klare Worte, deutlicher Erfolg. So lässt sich die erste Bilanz von Schäfer und Becker zusammenfassen. Denkt Jutta Schäfer an die bunte Pracht, der vergangenen Wochen, kann sie sich eine Bemerkung nicht verkneifen: "Dahinter kann sich jeder Zierrasen verstecken." Margeriten, Günsel, Jakobskraut: Die Drei kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Und nicht nur sie. "Das ist wirklich etwas ganz Besonderes", spielt Thomas Schalk zum einen auf die Größenordnung des Vorhabens an. Andererseits sei es auch das erste Privat-Projekt dieser Art in VS, das naturschutzfachlich betreut werde.

Was waren die größten Hindernisse auf dem Weg zur Alternative Blumenwiese, die nicht zuletzt aufgrund des alarmierenden Insektensterbens immer stärker in den Fokus rückt? Aufgrund von Schalks Aussagen waren die beiden Hauptpunkte schnell abgehakt: Die Frage nach den Kosten und nach dem Aufwand. "Die Blumenwiese kommt von allein", so Becker und Schäfer, und mit zwei bis drei Mal Mähen während der Saison halte sich der Arbeitsaufwand in Grenzen. Die ursprüngliche Sorge der Initiatoren, den Boden erst austauschen zu müssen, bevor man alles der Natur überlasse, wischte Thomas Schalk schnell beiseite.

Trotz der Einstiegseuphorie denken die drei über Verbesserungen nach. Das Trio möchte auf Schalks Angebot zurückkommen und zusätzlich ein paar Samen in den Boden arbeiten, "damit sich die Blütenpracht besser auf das Jahr verteilt".

Wer Lust auf das Modell Blumenwiese statt englischem Rasen hat, kann Thomas Schalk kontaktieren: schalk_thomas@yahoo.de