Josef Schiffer aus der Villinger Hammerhalde ist seit fast 40 Jahren Esperantist. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Josef Schiffer setzt sich unermüdlich für Esperanto ein

VS-Villingen (bn). Der ehemalige Fidelispfarrer Bernhard Eichkorn war es, der Josef Schiffer zu Esperanto brachte. Seit fast 40 Jahren beschäftigt sich der 71-Jährige mit der internationalen Kunstsprache und unterrichtet sie auch."Mi mangas varman suppon" heißt: "Ich esse eine warme Suppe." 70 Prozent von Esperanto stammt aus dem Romanischen. Als Realschullehrer für Englisch und Französisch – damals an der Karl-Brachat-Realschule – saugte Schiffer die von dem polnischen Augenarzt und Philologe Ludwig Lejzer Zamenhof 1887 erdachte Sprache geradezu auf.

Eichkorn, seinerzeit noch Pfarrer in Unterkirnach und Arbeitgeber von Schiffers Ehefrau Maria, hatte ihm das Büchlein "Mia amata Esperanto" (Mein geliebtes Esperanto) gegeben mit der Bitte, einmal hineinzuschauen. "Ich wollte erst gar nicht", gibt Schiffer heute zu. Doch nach der Lektüre war es um ihn geschehen: "Die poesiereiche und geradezu blühende Sprache faszinierte mich sofort." Schon nach drei Wochen habe er sich darin unterhalten könne, allein die Gesprächspartner waren dünn gesät. Schiffer gründete also im Jahr 1978 zunächst in Unterkirnach eine Esperanto-Gruppe und 1980 die bis heute existierende in Villingen-Schwenningen.

Die Grammatik von Esperanto kennt keine Ausnahmen oder Unregelmäßigkeiten. Daher beherrschen Anfänger schon nach wenigen Wochen eine Konversation. Der aus Aachen stammende Schiffer gibt Esperanto-Kurse und hat dafür die "Methode Schiffer" erdacht: geführtes Selbstlernen. Darüber hat er auch Lehrbücher geschrieben.

Sprachpraxis holen sich die Esperantisten unter ihresgleichen. "Jedes Wochenende könnte man in Deutschland zu mindestens zehn Treffen reisen", sagt Schiffer. Auch Weltkongresse mit bis zu 6000 Teilnehmern locken. Der 95. war auf Kuba, im nächsten Jahr treffen sich die Esperantisten in Kopenhagen.

Mit Menschen jedweder Nationalität sofort ins Gespräch kommen zu können, das begeistert Josef Schiffer und motiviert ihn, sich täglich mit der alles verbindenden Sprache zu beschäftigen.

Zamenhof, der Erfinder von Esperanto, träumte von einer leicht zu erlernende Sprache, um der zum Ende des 19. Jahrhunderts zerstrittenen Menschheit ein neutrales und daher Frieden stiftendes Forum liefern zu können – "Esperanto" heißt wörtlich "der Hoffende".

In Villingen war es Wilhelm Blumenstock, der 1906 die erste Esperantogruppe gründete. Zwar gab es nach dem Ersten Weltkrieg einen regelrechten Boom, doch das nachfolgende Nazi-Regime unterbrach ihn brutal. "Schon der Besitz eines Esperanto-Buches reichte fürs KZ", weiß Schiffer. Danach kam es in Villingen zur Wiedergründung durch Karl Kratt.

Josef Schiffer wird nicht müde, dem Esperanto zum Durchbruch zu verhelfen. Gestern Abend waren er und seine Gruppenmitglieder im Fidelisheim Gastgeber des Zamenhof-Treffens. Esperanto ist für den hochgradig an Tinnitus Leidenden wie Medizin. "Wenn ich Esperanto lese oder schreibe, kann ich den Dauerton im Ohr für eine Weile vergessen", sagt er.