Beim Weltgebetstag in der Johanneskirche stellen Frauen aus verschiedenen Villinger Gemeinden die Lebensgeschichten von Frauen aus Surinam vor. Foto: Preiser Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Weltgebetstag rund um Surinam

VS-Villingen. Einen Blick weit über die eigenen Kirchtürme hinaus warfen die Gläubigen in Villingen bei der Feier des ökumenischen Weltgebetstages der Frauen in der evangelischen Johanneskirche in der Gerberstraße.

Immer am ersten Freitag im März findet rund um den Globus dieser außergewöhnliche Gottesdienst statt. Jedes Jahr stehen ein anderes Land, ein anderes gesellschaftliches Thema und eine andere Bibelstelle im Mittelpunkt. Die diesjährige Gebetsordnung stammte von Frauen aus Surinam und wurde unter die Kernaussage "Gottes Schöpfung ist sehr gut!" gestellt. Dieses kleine Land im Norden von Südamerika ist touristisch nicht von Bedeutung und daher bei uns weitgehend unbekannt.

Zur thematischen Einstimmung mit näheren Informationen zeigte Pfarrer Oliver Uth vor Beginn der Andacht eine Bilderpräsentation über die abwechslungsreiche Geschichte und atemberaubende Natur bis zur Situation in der Gegenwart. Im Laufe der Jahrhunderte einst britisches Kolonialgebiet, dann wiederholt getauscht und zuletzt niederländisch wurde das Land erst 1975 unabhängig.

"Das finde ich das Schöne und Interessante an den Weltgebetstagen, dass sie den Blick auf uns oftmals unbekannte Länder und Lebensgestaltungen richten", so Uth. Heutzutage lebten mit einer halben Million so viele Menschen aus Surinam in den Niederlanden wie in dem Land selbst, zeigte er auf. Ein Viertel der Bevölkerung dort sei katholisch. Die Herrnhuter Brüdergemeine bilde die größte evangelische Gruppierung.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen sei um zehn Jahre niedriger als in Deutschland, machte er deutlich. Über 90 Prozent der Fläche seien von Regenwald mit einem unvorstellbarem Reichtum an Pflanzen und Tieren bedeckt. Die Bevölkerung sei ein kultureller Schmelztiegel und bestehe aus vielen verschiedenen Ethnien aus vier Kontinenten.Verschiedene Religionen verehren Seite an Seite Gott auf ihre jeweilige Art.

Diese Buntheit und Vielfalt griffen auch die Frauen im liturgischen Teil der Feier auf. Der Altar war geschmückt mit einer großen Flagge aus Surinam sowie exotischen Pflanzen und Früchten. Dass Surinam ein Einwanderungsland war, zeigten die unterschiedlichen Lebensgeschichten von sieben Frauen, die von Ureinwohnern, Nachfahren von afrikanischen Sklaven, die auf den Plantagen arbeiteten, von Chinesen, Europäern, Indern und Indonesier abstammen. Die Gebetstexte zeigten jedoch auch, dass diese paradiesische Schönheit und Vielfalt durch unverantwortliches Handeln bedroht sind. Für die Goldgewinnung werden die Flüsse durch Quecksilber vergiftet. Der Bauxit-Abbau für die Aluminium-Herstellung führt zur Abholzung der tropischen Regenwälder. Durch die Klima-Erwärmung steigt der Meeresspiegel und lässt die Mangrovenwälder absterben. Anstrengungen zur Bewahrung der Schöpfung haben daher den Erhalt der Lebensgrundlagen aller Lebewesen zum Ziel. Die musikalische Gestaltung übernahm am Keyboard Gemeindediakonin Christine Janke. Die Kollekte fließt dem Deutschen Weltgebetstagskomitee zur Unterstützung von Frauen- und Mädchenprojekten in mehreren Kontinenten zu. Im Anschluss an die Andacht waren die Mitfeierenden noch zu einem gemütlichen Beisammensein im Chorraum bei Tee und Gebäck eingeladen, wovon rege Gebrauch gemacht wurde. Auch der Eine-Welt-Laden macht auf sein Angebot aufmerksam.