Altlandrat Karl Heim (von links) und Landrat Sven Hinterseh beim Abschiedsfoto mit dem langjährigen Ersten Landesbeamten Joachim Gwinner mit Ehefrau Jutta auf der Kreistagsbühne.Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder Bote

Personalie: Erster Landesbeamter Joachim Gwinner im Kreistag verabschiedet

Lange Jahre war er der Erste Landesbeamte im Schwarzwald-Baar-Kreis, jetzt ist er Ruheständler: Joachim Gwinner.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Landrat Sven Hinterseh verabschiedete in der Kreistagssitzung am Montag den langjährigen Ersten Landesbeamten Joachim Gwinner in den Ruhestand. Die Verabschiedung fand unter anderen Bedingungen statt, als dies ursprünglich geplant war. "Eigentlich wollten wir Sie mit einem großen Festakt mit Ihren langjährigen Wegbegleitern, den regionalen und überregionalen politischen Vertretern und den Kollegen aus dem Landratsamt gebührend verabschieden – Corona macht uns leider einen Strich durch die Rechnung und das bedauere ich zutiefst", so Landrat Sven Hinterseh.

Er lasse ihn nur sehr ungern ziehen, fuhr der Landrat fort. Es sei schon ganz enorm, was er gemeinsam mit dem ehemaligen Landrat Karl Heim bis 2012 und dann zusammen mit ihm, Landrat Sven Hinterseh, in den vergangenen acht Jahren alles geschafft habe. "Ihre Bilanz, sehr geehrter Herr Gwinner, ist über die vergangenen 45 Berufsjahre hinweg hervorragend", bescheinigte Landrat Sven Hinterseh dem neuen Ruheständler.

Knapp 24 Jahre wirkte Joachim Gwinner als Erster Landesbeamter im Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises. Seine berufliche Laufbahn begann 1975. Nach seinem zweijährigen Wehrdienst studierte er an der Universität in Tübingen Jura. 1980 legte er die Erste juristische Staatsprüfung ab. 1983 folgte die Zweite juristische Staatsprüfung. Am 1. März 1983 wurde er Leiter des Rechtsamtes im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis. Nach zwei kürzeren Abordnungen in den Jahren 1986 und 1987 an das Verwaltungsgericht Sigmaringen sowie von 1988 bis April 1989 an das Innenministerium nach Stuttgart, übernahm er im Mai 1989 beim Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis die Leitung des Dezernats III: des Sozialdezernats. Zum 1. Februar 1997 wurde Joachim Gwinner zum Ersten Landesbeamten benannt. Insgesamt war Joachim Gwinner 45 Jahre im Öffentlichen Dienst tätig.

Wesentliche Impulse habe Joachim Gwinner 2005 bei der großen Verwaltungsreform zur heutigen Organisationsstruktur gegeben. Aber auch in der Abfallwirtschaft habe er vieles bewegt, so Landrat Hinterseh in seiner Laudatio. Beispielsweise wurde 1998 die Biotonne eingeführt. Richtungsweisend waren zudem die Vertragsverhandlungen bei der Restmüllverbrennung (von 1998 bis 2003). Diese führten schließlich dazu, dass die Restmülldeponierung zur Restmüllverbrennung umgestellt wurde und damit die Kreismülldeponien in Tuningen und Hüfingen geschlossen wurden. Der Eigenbetrieb "Abfallwirtschaft Schwarzwald-Baar" wurde aufgelöst und als Regiebetrieb in der Struktur des Landratsamtes weitergeführt, die Untere Abfallbehörde wurde in das Amt für Abfallwirtschaft eingegliedert (2000) und die flächendeckende Altpapiererfassung seit 1998 sichergestellt, die ab dem Jahr 2017 als kommunale Sammlung fortgeführt wurde.

Im Bereich des Wasser- und Bodenschutzes und beim Umweltschutz standen die Altlastensanierung des Schwenninger Güterbahnhofareals im Zuge der Vorarbeiten für die Landesgartenschau 2010 im Mittelpunkt und die Reaktivierung und Sanierung des Baudenkmals Linachtalsperre. Ebenso war der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens in Wolterdingen als Folge des Jahrhunderthochwassers im Jahr 1990 einer von vielen Höhepunkten im Berufsleben von Joachim Gwinner.

Aber auch die Windkraft beschäftigte den Ersten Landesbeamten. Eine gesetzlich verbürgte Förderung der Stromeinspeisung löste eine wahre "Goldgräberstimmung" aus: In kürzester Zeit lagen dem Landratsamt über 60 Anträge zu Bau von Windkraftanlagen vor. Seither sind Widersprüche und Gerichtsverfahren beim Regierungspräsidium und den Verwaltungsgerichten keine Seltenheit.

Seit vielen Jahren beschäftigten ihn aber auch die Fluglärmbelastungen durch die Anflüge auf den Züricher Flughafen. "Ganze zwei Jahrzehnte kämpften Sie darum, eine unverhältnismäßig große Flugverkehrsbelastung hier in unserer Region abzuwenden", so der Landrat.

Ein loyaler Verbündeter, den man gerne zu Rate zog

"Sie waren Landrat Karl Heim und mir stets eine außerordentlich große und verlässliche Stütze, ein kompetenter Berater und ein loyaler Verbündeter, den man gerne, gerade auch bei anstehenden schwierigen Entscheidungen, zu Rate zog, und auf dessen juristisches Fachwissen und dessen Urteilsvermögen man sich immer zu einhundert Prozent verlassen konnte. Trotzdem ließen Sie aber auch nie das Menschliche vermissen und man ist bei Ihnen bei beinahe allen Themen immer auf viel Verständnis und offene Ohren gestoßen", beschrieb Landrat Sven Hinterseh die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Joachim Gwinner sei stets eine starke Führungspersönlichkeit gewesen, die durch strategisches Denken, klare Analyse und logisches, pragmatisches Handeln bestach – die Wertschätzung und der Respekt vor den Leistungen der einzelnen Mitarbeiter sei dabei nie zu kurz gekommen. Joachim Gwinner hinterlasse eine riesige Lücke, aber auch ein geordnetes und wohlbestelltes Haus.

"Ich danke Ihnen für alles (...) Wir werden Sie als Führungsperson und auch als Mensch sehr vermissen. Sie können auf das Erreichte wahrhaft stolz sein", so Landrat Sven Hinterseh.

Im Anschluss händigte Hinterseh Joachim Gwinner im Auftrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann seine Versetzungsurkunde in den Ruhestand aus. Als Abschiedsgeschenk überreichte der Landrat eine Tischuhr aus den Uhrmacher-Werkstätten der Robert-Gerwig-Schule Furtwangen, die ihn stets an seine Zeit im Landratsamt erinnern soll. Zudem erhielt Joachim Gwinner einige Erinnerungen persönlicher Art in Form eines Fotobuchs.