Viel Bewegung bringt Sol Gabetta auf die Bühne. Sie begeistert das Publikum im Villinger Franziskaner. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Kammerorchester Basel im Franziskaner / Sol Gabetta als Star gefeiert

Von Siegfried Kouba Villingen-Schwenningen. Vor ausverkauften Haus spielten das Kammerorchester Basel und die Cellistin Sol Gabetta im Villinger Franziskaner. Das Publikum war gespannt auf den Star des Abends, dem ein exzellenter Ruf vorauseilt. Sol Gabetta errang bedeutende Preise und gastierte in vielen Konzerthäusern der Welt. Mit Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll war sie in Villingen zu hören. Für das "Konzertstück" wählte der Komponist deutsche Satzbezeichnungen. Die Ecksätze "Nicht zu schnell" und "Sehr lebhaft" bieten dem Orchester Vorrang und kraftvolles Ausmusizieren. Die Solistin zeichnete sich durch selbst auferlegte Zurückhaltung aus, legte weniger Wert auf technische Expressivität, fand aber Gefallen an kammermusikalische Schönheit. Daher ist das Augenmerk, besser das Gehör, eher auf das zentrale "Langsam" zu richten. Sol Gabetta stattete den Mittelsatz gefühlvoll aus, fand zu warmen Melodieführungen, ließ angenehme romantische Gefühle zu. Bewundernswert war die Reinheit der doppelgriffigen Kantilene, die virtuoser nicht hätte sein können. Gelungen war ferner ihre Überleitung zum Finalsatz, der wiederum attacca erfolgte.

 

Das Basler Kammerorchester agierte und reagierte perfekt. Es spielte präzise und engagiert, ließ aber hie und da abgerundeten Gesamtklang vermissen. In ein Märchen tauchte es die Zuhörer mit der Einleitung des Kopfsatzes und ließ sich von der Cellistin mit ihrem streckenweisen "tempo rubato" leiten. Bestens hielt dabei der emotional, kraftvoll und "durchtrainiert" dirigierende Giovanni Antonini die Fäden in der Hand.

Der gute Eindruck der Solocellistin wurde durch das "Dolcissimo" von Peteris Vasks erhöht, eine moderne Komposition, die der Interpretin viel gestalterischen Freiraum bot, den sie weidlich ausnutzte. Alles war bewundernswert: Der improvisationshafte Charakter, der markante Strich, die deutlich gesetzten Lagenwechsel, der Fingersatz, darunter auch mit Daumen, die herrlichen Glissandi und die bezaubernd-duftigen Flageolette – hochrangiges Virtuosentum.

Beethovens Ouvertüre zu "Die Geschöpfe des Prometheus" eröffnete den Abend. Scharf akzentuiert erklangen die Eingangsakkorde des Orchesters, um lyrischen Stimmungen, besonders durch das Holz, zu folgen, um mit raschen Tempo große Klassik zu formen. Gelungen waren die schnellen Figuren der Streicher, namentlich der ersten Geigen. Dramatik erzeugte das zupackend musizierende Tutti.

Nach der Pause: Schumanns "Frühlingssinfonie", ein Übername, den der Komponist selbst wählte. Mit dem sicher führenden Dirigenten Giovanni Antonini wurden überschäumende Lebensfreude, Fröhlichkeit und Optimismus geboten. Das Publikum wurde aus dem Winterschlaf geweckt, denn "im Tale grünte Hoffnungsglück", anders formuliert durch Adolf Böttger, der die Nebel vertreibt und der Seele Lauf verändern will – in Musik als Vollendung der Dichtkunst durch den Zwickauer Meister transformiert. Da nahte der Frühling mit Brausen. Vor allem durch eine Stretta im ersten Satz, wurde ein lichtdurchfluteter, mit lieblicher Wärme erfüllter Hain im Larghetto nachgezeichnet, dem nach nur kurzer Pause ein Scherzo mit frohsinnigen Trios folgte. In Heiterkeit und tändelndem Frohsinn erklang der Schlusssatz, wobei besonders Hörner, Flöten und Fagotte mit ihren Solobeiträgen gefielen.