Kriminalkommissarin Gudrun Brugger klärte beim Seniorenrat über Trickbetrüger an Haustür und Telefon auf. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Polizei: Gudrun Brugger gibt wichtige Tipps

Villingen-Schwenningen. Sie suchen sich im Telefonbuch die Nummern und Adressen von Damen mit älteren Vornamen aus. Nicht nur mit dem "Enkeltrick" zocken Betrüger arglose und hilfebereite Menschen ab. Tendenz steigend.

G udrun Brugger klärte in der Vollversammlung des Städtischen Seniorenrates auf. Die Kriminalkommissarin vom Polizeipräsidium Tuttlingen hat ihren Standort in Villingen und ist dort für die Kriminalprävention zuständig.

In letzter Zeit haben "Betrugsmaschen zum Nachteil vor allem älterer Personen" stark zugenommen", berichtete sie. Ihre Schilderungen ließen auch jene Zuhörer schaudern, die sich gefeit fühlen gegen einen Schockanruf, gegen freundliche Bitten nach einem Glas Wasser oder einem dringenden Telefonanruf. Es trifft, so Brugger, aber bei weitem nicht nur Ältere, Naive oder Dumme.

Doch der Reihe nach: Der Ablauf des "Enkeltricks", wie auch im Oberzentrum schon mehrfach "geglückt", ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der in Not geratene Enkel schickt ein Taxi für die Fahrt zur Bank und einen Freund, um das Geld direkt in Empfang zu nehmen, denn aus den unterschiedlichsten Gründen eilt es sehr. Ähnlich funktioniert der "Schockanruf" mit der Nachricht eines verunfallten oder festgenommenen Familienangehörigen, der dringend Geld für eine ärztliche Behandlung oder eine Kaution zur Freilassung braucht.

Es gibt auch gängige Tricks an der Haustür. Die Mutter mit Kind, die nach einem Glas Wasser fragt, weil sie eine Tablette nehmen, weil das Kind auf Toilette muss oder weil man einen Unfall hatte und die Polizei anrufen will – sie sind die Türöffner für eine zweite Person, die unbemerkt mit in die Wohnung schlüpft und ausräumt. Auch die Bitte nach Papier und Bleistift für die Benachrichtigung eines Nachbarn oder eine Geschenkeabgabe kann zum Verhängnis werden.

"Denen fällt jeden Tag etwas Neues ein", weiß Gudrun Brugger. "Hilfsbereitschaft an der Haustür zahlt sich nicht aus". Wer dennoch helfen will, weil es sich auch um echte Nöte handeln könnte, darf seinen Besuch vor der verschlossenen Haustür warten lassen, um das Gewünschte zu holen oder zu erledigen.

Abgelöst werden solche Maschen inzwischen vom Besuch falscher Amtspersonen. Polizisten, Gerichtsvollzieher, Kirchenvertreter, Postzusteller, Heizungsableser oder nicht beauftragte Handwerker. Ausweise zeigen lassen, sich die Zeit nehmen, bei der entsprechenden Behörde oder Einrichtung anzurufen und nach dem entsprechenden Auftrag zu fragen, einen Nachbarn hinzuzuziehen – auf jeden Fall misstrauisch zu sein, empfiehlt die Kommissarin.

Häufig werden an der Haustür auch minderwertige Produkte, sogar aus Blinden- und Behindertenwerkstätten zu überhöhten Preisen angeboten, fahrende Handwerker bieten Leistungen an, die ihr Geld nicht wert sind. Um sich zu schützen rät Gudrun Brugger ferner, beim Eintrag im Telefonbuch den Vornamen abzukürzen und keine Adresse anzugeben. Auch wenn es noch so eilig scheint, Geld herbeizuschaffen – "es ist immer Zeit genug, weitere Informationen einzuholen".

Bei Telefonanrufen mit hinterlassenen, bedrohlich erscheinenden Nachrichten wie einer drohende Pfändung sollte man gelassen bleiben und nicht zurückrufen, "sonst rattert der Kostenzähler".

Und wer die "110" auf dem Smartphone stehen hat, was suggerieren soll, dass die Polizei angerufen hat, kann sicher sein: "Das sind nicht wir." Polizeibeamte stehen auch nicht vor der Wohnungstür und wollen Geld oder Schmuck vor Dieben "in Sicherheit bringen".

Wer weitere Informationen zum Schutz vor Trickbetrügern erhalten möchte, selbst schon Opfer geworden ist oder einen Verdacht hegt, der kann sich beim Polizeirevier Villingen, Telefon 07721/ 60 10, oder Schwenningen 07720/8 50 00, melden. Auskünfte gibt auch die Kriminalprävention über Telefon 07721/60 13 14 oder auf www.polizei.beratung.de.