Rupert Kubon wies die Vorwürfe gegen Müldner "ganz entschieden" zurück. Foto: SB-Archiv

Freier Wähler fordert Rücktritt vom Wbg-Aufsichtsratsvorsitz. "Skrupellos und unehrlich".  

Villingen-Schwenningen - "Skrupellos, unehrlich, menschenverachtend": Schweres Geschütz fuhr Freie-Wähler-Stadtrat Wolfgang Berweck in der gestrigen Ratssitzung gegen OB Rupert Kubon auf. Der Anlass: die Vorgänge in der Wohnungsbaugesellschaft (Wbg).

"Die Wbg ist wieder zurück", hatte der neue Geschäftsführer Rainer Müldner gerade einen positiven Jahresabschluss 2011 beendet, als Berweck zu seiner knapp halbstündigen Brandrede anhob. Erneut verwies er darauf, dass die fristlose Entlassung des früheren Geschäftsführers Matthias Sacher seiner Ansicht nach unrechtmäßig ist, da an ihr maßgeblich Edgar Schurr mitgewirkt habe. Der SPD-Fraktionsvorsitzende ist nach dem Tod von Harry Frey in das Gremium nachgerückt. Allerdings wurde er bislang nicht offiziell von der Gesellschafterversammlung in dieses Amt bestellt. Berweck folgert daraus, dass Schurr "ohne Berechtigung" an den Aufsichtsratssitzungen teilgenommen habe.

Der Freie Wähler geißelte gestern erneut das Verhalten des Aufsichtsratsvorsitzenden, eben OB Kubons, aber auch des neuen Geschäftsführers, die beide das Gremium nicht von dem Versäumnis unterrichtet hätten. Es könne nicht hingenommen werden, dass Müldner "wichtige Tatsachen unterschlagen" habe. Kubon habe die Unwahrheit gesagt, gestandene Männer ausgetrickst und erweise sich nun als "Weltmeister im Erfinden von Ausreden".

"Nicht zu überbietende Dreistigkeit"

"Unerträglich" sei ferner, dass dem Kontrollorgan Hinweise des Verbandsprüfers auf Schurrs Aufsichtsratstätigkeit vorenthalten worden seien. Als "nicht zu überbietende Dreistigkeit" wertete Berweck zudem das Vorgehen der Verwaltung, nun Matthias Sacher den Schwarzen Peter zuzuschieben, dass Schurr nicht ordnungsgemäß dem Aufsichtsrat angehört habe.

Berwecks Philippika gipfelte in der "eindringlichen" Forderung an den OB, freiwillig aus dem Aufsichtsrat auszuscheiden. Schurr solle für das Gremium nicht mehr zur Verfügung stehen, und für Müldner sei "eine fristlose Kündigung angezeigt".

Rupert Kubon wies die Vorwürfe gegen Müldner "ganz entschieden" zurück, räumte aber ein, es sei versäumt worden, wegen der Bestellung Schurrs die Gesellschafterversammlung einzuberufen. Dies sei ein Fehler und "ärgerlich". Allerdings habe diese Unterlassung laut Einschätzung des Verbandsprüfers keine "rechtliche Relevanz". Im Übrigen gelte es, nun in die Zukunft zu blicken.

Bernd Hezel (CDU) zeigte sich "schockiert": Der Aufsichtsrat hätte umgehend informiert werden müssen. "Enttäuscht" äußerte sich sein Fraktionskollege Friedrich Bettecken, er werde künftig "relativ misstrauisch bleiben", und Antonio Piovano, ebenfalls CDU, hielt eine Sondersitzung des Aufsichtsrates für angebracht.

Hans-Joachim von Mirbach dagegen sah allenfalls einen "Sturm im Eierbecher". Berwecks "persönliche Vendetta" sei eine "Generalabrechnung aus persönlicher Eitelkeit". Edgar Schurr verwahrte sich gegen den Vorwurf der Unehrlichkeit. Seit das Versäumnis bekannt geworden sei, habe er nicht mehr an Aufsichtsratssitzungen teilgenommen.