Sie überzeugten im Villinger Münster mit tiefen Empfindungen: Die Männer des Hilliard Ensembles David James, Rogers Covey-Crump, Steven Harrold und Gordon Jones. Eine Antipode war Jan Garbarek (rechts) mit seinem Altsax. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Jan Garbarek und The Hilliard Ensemble ernten im Münster stehende Ovationen

Von Siegfried Kouba Villingen-Schwenningen. The Hilliard Ensemble ist ein weltweit berühmtes und gerühmtes Gesangsquartett. Mit Jan Garbarek (Saxophon) vereinigt es sich unter dem Programm Officium Novum. Der Bekanntheitsgrad sorgte dafür, dass das Villinger Münster voll besetzt war.Das Publikum war hingerissen und spendete intensiven Beifall im Stehen – Dank für Eineinviertelstunden Andacht. Das Programm war ein Gesamtkunstwerk von gesanglicher, instrumentaler und szenischer Gestaltung.

David James (Countertenor), Rogers Covey-Crump (Tenor), Steven Harrold (Tenor) und Gordon Jones (Bariton) können grandiose stimmliche Qualitäten vorweisen. Was betört, sind die tragenden Stimmen, die Töne, die in den Kirchenraum hineinschweben, das klangliche Zusammenwirken. Die Mitglieder des Quartetts sind Harmoniefetischisten auf hohem ästhetischen Niveau.

Das Repertoire ist geprägt von alten Gesängen verschiedener Sprachen aus West- und Osteuropa. Die textliche Aussage wird durch den stimmlichen Ausdruck erhöht. Einfühlsam, fein sind die Interpretationen, die von einer besonderen Religiosität zeugen. Mönchsgesang wäre zu wenig gesagt. Die Ausformung hat den Anstrich des lebendig-aktuellen Spontanen und ist geprägt von individuellem Musikverständnis. Deutlich wird dies an der Auslotung der akustischen Gegebenheiten der Hallenkirche, die die Zuhörer bannen muss. Alles scheint aus mystischen Urtiefen emporzusteigen, um zu den Herzen der Zuhörer zu sprechen. Die Sänger bewegen zu Andacht und innerer Einkehr.

In ihre Klangteppiche woben sich die frei gestalteten Fantasien des hervorragenden Saxophonisten Jan Garbarek. Seine Tonbildung reichte von einem hingehauchten Pianissimo bis hin zu markantem Forte. Freie Erfindungen bedeuteten den Kontrast zu den Sängern. Garbarek glich sich auch an, übernahm die entsprechenden Tonhöhen oder gab diese den Gesangssolisten vor, die treffsicher die Stimmung trafen. Der Saxophonist überzeugte durch seinen intensiven Ton. Mit seinen unterschiedlichen Positionen im Chorraum faszinierte er nicht nur durch die szenische Gestaltung, sondern die differenzierten Klangformen, die sich an den akustischen Gegebenheiten orientierten.

Alles trug den Drang von vollkommener gestalterischer Freiheit, die spontan, leidenschaftlich und individuell gefärbt herüberkam. Die Performance schloss sich in einem effektvollem Kreis, der mit dem beeindruckenden Einstieg geöffnet wurde und sich final rundete. Ein Pluspunkt für die Interpreten und das Kulturamt!