"Der hat richtig Talent", sagt Beat-Experte Karim Deriche (rechts) über Rapper JFD aus Villingen, mit dem er zurzeit an dessen neuem Album arbeitet. Foto: Cools

Karim Deriche produziert als KD-Beatz für Größen wie Kollegah, Haftbefehl und Kool Savas.

Villingen-Schwenningen - Er ist durch seinen Doubletime-Rap bekannt geworden und erhielt mit dem Erfolgsalbum "King" drei goldene Schallplatten – Kollegah ist einer der bekanntesten Deutschrapper und wird für seine Lines gefeiert. Doch nur Wenige wissen, dass hinter den Erfolgstracks "Sanduhr" und "Königsaura" ein Villinger steckt.

Karim Deriche, der sich KD-Beatz nennt, versorgt nicht nur Rapgrößen wie Kollegah mit Beats, sondern auch Haftbefehl, Kool Savas, Alpagun, Fard und viele mehr. Und das alles ganz gemütlich aus seinem Villinger Studio heraus. Dass der 30-Jährige bei den Künstlern geschätzt wird, zeigt allein die Tatsache, dass er in Kollegahs "Königsaura" erwähnt wird. Dort rappt der Boss nämlich gegen Songende: "Ich dulde keine anderen Kings of Rap neben mir. Verdunkelte Stretchlimotür, metergroße HD-Screens. Blockpate, Godfather, Playerflows auf KD-Beatz".

Doch bis es soweit war, hatte der Villinger einen weiten Weg zu beschreiten. Schon in der Kindheit in Kontakt mit rapbegeisterten Freunden, erhielt er vor 15 Jahren von einem Schulkameraden ein Beat-Programm. "Richtig gute Beats habe ich aber erst nach sieben Jahren produziert", erzählt Deriche. Der Villinger, dessen Eltern aus Algerien und der Türkei stammen, hat nach und nach verschiedene Programme ausprobiert, Beats für Freunde kreiert und wollte mehr daraus machen.

Erst musste er sich einen Namen machen

"Erst einmal musste ich bekannter werden. Die Leute hören sich nichts von dir an, wenn du keinen Namen hast", weiß der Beat-Profi. Der ausgebildete technische Kommunikationsassistent hat innerhalb von sieben Jahren einen eigenen unverwechselbaren Stil kreiert. "Ich habe beispielsweise meinen eigenen Shout. Am Anfang meiner Produktionen flüstert eine Frauenstimme ›KD-Beatz‹", erzählt er.

Die Herkunft seiner Eltern habe ihn außerdem dazu inspiriert, orientalische und indische Samples in seine Beats einzubringen. Ebenso bedient er sich gern bulgarischer Folklore-Chöre. Generell seien Volkslieder eine dankbare Quelle – auch rechtlich gesehen. "Mein Sound klingt eher düster. Ich benutze oft Chöre und Violinen", beschreibt er seinen Stil.

Die Kontakte hat Deriche über das Internet bekommen. "Da muss man mutig sein. Ich habe Haftbefehl und Kollegah über Myspace angeschrieben", erinnert er sich an die Anfänge. Inzwischen gehe alles über Connections. Schon bald stellten sich erste Erfolge ein. So verhalf er unter anderem 2009 Haftbefehl mit "Hungrig und Stur" zum Erfolg. Es folgte die Zusammenarbeit mit Fard, Eko Fresh sowie Kollegah. Gemessen an den Verkaufszahlen war letzterer sein größter Erfolg. "Für ›King‹ gab es dreimal Gold für 300.000 verkaufte CDs", zeigt Deriche auf die Platte, die er in seinem Studio aufgehängt hat. "Mein größter persönlicher Erfolg ist Kool Savas’ ›Märtyrer, Waldbrand‹ 2014, weil das auch der Albumtitel wurde", sagt der Villinger.

40 bis 50 chartrelevante Alben produziert

Was früher Hobby war, ist jetzt Deriches Einnahmequelle. Er kann mittlerweile von seinen Beats leben, hat 40 bis 50 chartrelevante Alben mitproduziert und betreibt seit 2012 sein eigenes Studio – inzwischen in der Vockenhauser Straße. Mit 22 Jahren widmete er sich nur noch der Musik. Genug Geld kam aber erst mit dem eigenen Studio rein.

Zusammenarbeit mit Rapper JFD

Dass er in Villingen bleibt, hat mehrere Gründe. Hier habe er keine Konkurrenz. "Villingen ist weit weg, aber die Rapper kommen trotzdem", sagt er selbstsicher. "Kool Savas durfte ich meine Beats im Auto zeigen, der war cool drauf", erzählt er von seinen Begegnungen. In Deutschland habe er so ziemlich jeden wichtigen Rapper produziert, meint er.

Derzeit arbeitet er mit dem Villinger Hip-Hop-Künstler JFD zusammen. "Der hat richtig Talent", findet er. Ansonsten stehe in nächster Zeit das neue Azad-Album an sowie Beats für die Rapper 18 Karat, Vega und Kurdo. "Cool wäre, mal mit Booba oder Drake zusammenzuarbeiten, aber das ist schwer", weiß Deriche.

Wer einen Song aufnehmen will, kann Deriches Studio per Internet zu einem Pauschalpreis buchen, unabhängig davon, wie lange es dauert. "Ich finde, bei Musik sollte man keinen Zeitdruck haben." Privat hört er kaum mehr Deutschrap. "Ich nehme den Beat dann immer im Kopf auseinander und kann es nicht so genießen wie früher", gibt der 30-Jährige zu.

Seit 2014 ist der Beatproduzent bei Sony/ATV unter Vertrag. Inzwischen hat er sogar seinen eigenen Verlag, bei dem er Produzenten unter Vertrag nimmt. Falls es eines Tages mit den Beats nicht mehr klappen sollte, hat Deriche immer noch sein Studio als Standbein und gibt Workshops an Instituten und Einrichtungen in Stuttgart, Freiburg und Ulm. Sonst könne er sich einen Job in der Video-Produktion oder im Event-Bereich vorstellen.

Früher hat sich der 30-Jährige auch mal im Rappen versucht, hörte aber schnell damit auf. "Das ist nichts für mich." Sein Kollege JFD sieht das anders: "Er kann das richtig gut", beteuert er. Deriche bleibt aber lieber bei seiner Paradedisziplin und das sind vor allem mitreißende Beats, die ins Ohr gehen.

Weitere Informationen:

www.kdbeatz.de