Die Behörden warnen vor einer Zeckenplage in diesem Jahr und empfehlen, sich impfen zu lassen. Foto: pixabay

Klima spielt den kleinen Blutsaugern in die Karten. Empfehlung: rechtzeitig impfen lassen.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die mediterranen Verhältnisse der vergangenen Sommer bieten ein Eldorado für Zecken. Dies führt dazu, dass sich Zecken so stark vermehren wie noch nie, warnen die Gesundheitsbehörden. Es gebe ein Rekordjahr – die Region ist davon längst betroffen.

Gerhard Dobler, Leiter des nationalen Konsiliarlabors für FSME in München, warnt vor einem Rekordjahr für Zecken. 98 Prozent der an FSME-Erkrankten in Deutschland seien zudem im vergangenen Jahr nicht oder unzureichend geimpft gewesen.

Eigentlich galt 2018 als das Rekordjahr im Schwarzwald-Baar-Kreis. Doch die aktuelle Analyse beweist: 2020 kommt es vermutlich schlimmer.

2018 wurden im hiesigen Landkreis, so Dobler auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, sechs Fälle gemeldet – sie bescherten dem Jahr 2018 gemeinsam mit dem Jahr 2011 den Status als Rekordjahre. Aber die aktuelle Analyse lässt für 2020 die Prognose zu, dieses Ergebnis noch zu toppen: Schon jetzt, so Dobler, wurden in diesem Jahr im Schwarzwald-Baar-Kreis über das Gesundheitsamt fünf FSME-Fälle gemeldet. "Das heißt, in diesem Jahr sind zum jetzigen Zeitpunkt fast so viele FSME-Fälle wie im gesamten Rekordjahr 2018 aufgetreten", macht der Fachmann deutlich.

Der Rückgang 2019 sei sicherlich nicht mit den Impfquoten zu begründen, vor allem nicht jenen bei den Schulkindern. "Dies zeigt ja auch der diesjährige Anstieg."

Der Experte in München hat schon jetzt ein wachsames Auge auf die Region. "Ich erwarte weitere FSME-Fälle in Ihrem Landkreis und damit wird dieses Jahr ein Rekordjahr werden, was die FSME-Fälle betrifft", prognostiziert Gerhard Dobler.

Eine gute Impfmoral

Umso höher ist die Bedeutung des Impfens. Viele Eltern haben sie längst erkannt. Daten der Einschulungsuntersuchung 2018/2019 zeigten, dass circa die Hälfte der untersuchten Kinder im Landkreis vollständig geimpft ist. Trotz der steigenden Impfbereitschaft bei Kindern richtet sich die Impfempfehlung an alle Einwohner im Land, die sich im Freien aufhalten und Gefahr laufen, dort von Zecken befallen zu werden, so das Gesundheitsamt. Das verdeutlichen die vergleichsweise hohen Meldezahlen in Baden-Württemberg.

Es müsse befürchtet werden, dass dieses Jahr die niedrigen Fallzahlen der vergangenen Jahre landesweit nicht gehalten werden könnten, da im Mai 2020 dem Gesundheitsamt bereits zwei Fälle mit schweren Verläufen gemeldet (64 Jahre und 71 Jahre alt) worden seien. Die meisten FSME-Meldungen stammten nach wie vor aus Bayern und Baden-Württemberg, allerdings breite sich die Krankheit in Deutschland flächenmäßig immer weiter aus.

Die gute Nachricht sei, dass man sich gegen FSME durch eine Impfung effektiv schützen kann. Das Gesundheitsamt empfiehlt, sich rechtzeitig vor Beginn der Zeckensaison impfen zu lassen, denn schon bei milderen Temperaturen verließen die Zecken ihre Winterquartiere und begäben sich auf die Jagd nach ihren Opfern. Wer noch keinen Impfschutz habe oder eine Auffrischungsimpfung benötige, solle nicht zögern, und sich baldmöglichst impfen lassen. Die Impfkosten würden von allen Kassen übernommen, weil Baden-Württemberg Risikogebiet für FSME ist.n Zecken können Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen. Besonders gefürchtet sind bei der FSME-Erkrankung neben einer Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), die Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und Rückenmarks (Myelitis). Gegen Borreliose gibt es keine Impfung, es stehen aber anders als bei der FSME Antibiotika zur Verfügung, die bei raschem Einsatz Komplikationen verhindern können.