Nicht nur die Absperrgitter stören die Anwohner der BEA in Villingen. Foto: Huber

Absperrgitter und eine "dürftige Informationspolitik": Anwohner der Flüchtlingsunterkünfte sind verärgert.

Villingen-Schwenningen - Sie bezeichnen es als "Ausnahmezustand in ihrem Viertel" nahe der Dattenbergstraße. Nicht, dass sie etwas gegen Flüchtlinge hätten. Im Gegenteil. Doch Absperrgitter, Security-Kräfte und dazu ein Aufmarsch vom rechten Lager: Die Ruhe in dem stadtnahen Wohngebiet ist dahin.

Mittlerweile sind, Stand Mitte September, in der nahen BEA (Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge) rund 830 Flüchtlinge untergebracht. Viel mehr könne die Stadt Villingen-Schwenningen eigentlich gar nicht mehr aufnehmen, reagiert Matthias Henrichs, Pressesprecher im Regierungspräsidium Freiburg, auf eine Anfrage des Schwarzwälder Boten. "Die Aufnahmekapazität ist so gut wie erschöpft", fügte er hinzu.

Mangin und Lyautey kommen ins Gespräch

"Wir sind wie alle anderen auch von der Flüchtlingsentwicklung überrannt worden." Steht damit bereits die Option im Raum, wie in anderen Kommunen, ebenfalls Schulen zu räumen, um weitere Unterkünfte zu schaffen? Dies wollte Henrich am Montag ausschließen. Fakt sei jedoch, dass "wir prüfen, ob das Mangin und Lyautey-Areal genutzt werden kann", so Henrich am Montag.

Dieses "Überrannt werden von einer Entwicklung" soll zumindest die Erklärung für einen Kritikpunkt sein, den die Anwohner der Straßen um die BEA herum sehen. Vorwürfe werden laut. "Es gab keinerlei Information", spricht ein Paar aus dem Herzen vieler Anrainer. Das Aufnahme-Viertel für die Flüchtlinge werde immer mehr ausgeweitet, monieren viele, "ohne dass wir in irgendeiner Weise davon in Kenntnis gesetzt wurden."

Ein Anwohner zeigt auf die ehemals von Offizieren genutzten kleinen Reihenhäuschen. "Erst hieß es, die sollen verkauft werden." Jetzt höre man, dass auch hier Flüchtlinge untergebracht werden sollen", ergänzt ein weiterer. "Uns sind die Bürgerkriegsflüchtlinge willkommen", fügt ein Ehepaar hinzu. Die können ja nichts für die ganze Situation."

Barrieren an der Straße, Absperrgitter vor Privatgrundstücken, die Sperrung der Pictoriusstraße: Es gibt noch anderes, was Anwohner "hochgradig verärgert" hat. "Wir sind aus dem Urlaub gekommen und plötzlich hatten wie diese Absperrgitter vor der Nase", äußert sich ein Paar. "Schön ist das nicht." Andere empfinden diese Zäune als "äußerst beklemmend und bedrückend." Man hätte uns wenigstens Bescheid sagen können."

Wann die Gitter wieder weg kommen? "Wenn die Einrichtungen wieder aufgehoben werden", so Henrich. Ihrem Ärger machen die viele Anwohner Luft, in dem sie sich zu Versammlungen treffen und Briefe an Politiker schreiben. Beunruhigt sind Bürger auch über eine Messerstecherei und einen exhibitionistischen Akt auf dem Hubenloch. "Manche Frauen fühlen sich angesichts von Männergruppen unwohl und beginnen bestimmte Weg zu meiden", weiß ein weiterer.

Klagen über Nachtruhe halten sich trotz der vielen Flüchtlinge in Grenzen. Manche Anwohner fühlen sich so gut wie nie belästigt, andere dagegen hatten während des Sommers "immer wieder Probleme mit Ruhestörern". Für Anwohner ebenfalls befremdend ist "das Aufgebot an Security".

Irritiert sind einige von den Reaktionen der Sicherheitsdienst-Mitarbeiter, "die einen finster betrachten, sobald man in die Nähe der Unterkünfte kommt". Selbst Redaktionsmitglieder des Schwarzwälder Boten hatten erhebliche Probleme mit den Security-Kräften.