Azubis auf Baustellen könnten bald zu einer Rarität werden, warnt die IG BAU – wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Branche nicht verbessern. Foto: Kästle

Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel. IG Bau fordert Einkommensplus.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen im Schwarzwald-Baar-Kreis vergeblich auf der Suche nach Azubis.

Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Demnach blieben im Juli 43 Prozent aller Ausbildungsstellen auf dem Bau unbesetzt. Von 98 ausgeschriebenen Plätzen im Landkreis waren noch 42 zu vergeben. Lukas Oßwald von der IG Bau Südbaden spricht von einem "Alarmsignal". Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer, Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken. "Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen", ist der Gewerkschafter überzeugt.

IG Bau fordert Einkommensplus

In der laufenden Tarifrunde fordert die IG Bau deshalb ein monatliches Einkommensplus von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird.

"Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur selten", so Oßwald. Diese Unzufriedenheit spiegele sich auch in einer hohen Abbrecherquote wider.

Laut aktuellem Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende. Ein entscheidender Punkt ist aus Sicht von Bezirkschef Oßwald auch die Situation der Ausbilder. "Die Anforderungen für Azubis sind in den vergangenen Jahren komplexer geworden. Deshalb müssten die Meister eigentlich mehr Freiraum für die Lehre haben, der ihnen aber oft nicht gewährt wird".