Zwischen 13 und 15 Uhr und ab 20 Uhr muss Schluss sein. Als stillen Protest haben unbekannte die Schlusszeiten vom Hinweisschild offenbar abgekratzt. Foto: Spitz Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Vorschriften kennen keine Ferien / Um 20 Uhr muss der letzte Korb geworfen sein / Zoff mit Anlieger

Nicht nur ein Basketballfeld im Villinger Wohngebiet Welvert, sondern auch eine Grundsatzfrage um Ruhe- und Nachtzeiten in Villingen-Schwenningen droht zum Zankapfel zu werden.

Villingen-Schwenningen. Der Hitzesommer 2018 bescherte sie zuhauf: laue Sommerabende, an welchen die Kinder und Jugendlichen selbst noch am späteren Abend in Gärten und auf Spielplätzen die Ferien genossen, spielten, tobten und lärmten.

Doch im Welvert wurde diesem Treiben jäh ein Ende gesetzt. Schon um 20.03 Uhr rückte laut Schilderungen einer Mutter die Polizei an und verbot Jugendlichen an einem warmen Sommerabend mitten in den Sommerferien den Aufenthalt auf dem Basketballplatz. Geht das? Oder müsste erst um 22 Uhr, zur offiziellen Nachtruhe, Schluss sein?

Die Emotionen kochen hoch, wenn es um den Basketballplatz im Welvert geht. Vor allem einen älteren Herrn soll das abendliche Ballspiel dort regelmäßig so sehr in Rage versetzen, dass er nimmermüde schon kurz nach 20 Uhr die Ordnungshüter anrücken lässt, um für Ruhe zu sorgen. Zu Hilfe im Kampf gegen spielende Jugendliche kommt dem Anwohner eine Tafel am Eingang des "Ballspielfeldes", wonach dort der Aufenthalt ab 20 Uhr verboten sei.

Doch was wäre, wenn die Jugendlichen ihr Basketballspiel zu dieser Zeit kurzerhand auf einen privaten Hof nebenan verlegten? Müsste das dann nicht zumindest bis zum Einsetzen der Nachtruhe ohnehin toleriert werden? "Wenn unser älterer Nachbar im Sommer bei offener Tür seinen Fernseher laut laufen lässt darf er dass auch bis 22 Uhr tun" wirft beispielsweise auch der Polizist und Gemeinderat Bernd Lohmiller in eine in der Facebookgruppe "Stadtgeflüster VS" geführte Debatte ein.

Toleranz ist für viele Beobachter des Streits das richtige Stichwort: "wir waren doch alle mal jung" meinen sie, oder: "ab und an sollte man sich auch in die Menschen/Kinder hinein versetzen, die unsere Zukunft sein werden". Auch, dass es wünschenswert sei, dass Kinder und Jugendliche draußen spielen anstatt drinnen vor dem Computer zu sitzen, wird oft thematisiert.

Nur einige wenige sehen im Bau eines Basketballfeldes in einem Wohngebiet eine "völlige Fehlplanung" und würden dieses am liebsten in den Friedengrund verlegen. "Auf dem Hubenloch ginge es ja auch nicht. Da hört man den Ball dann in alle Richtungen klopfen. Dann wäre die Hölle los! Ganz ehrlich? Auch tagsüber ist es ein enormer Lärmpegel für die Anwohner..." Nicht nur die Seniorenresidenz im Welvert, die direkt neben dem Altenheim liegt, werde tangiert. "Das ganze Welvert hört einfach dieses Aufprallen. Wir hören es, je nach Wind, sogar in den Erbsenlachen", meint eine Leserin.

Gerade im Sommer sei der Basketballplatz im Welvert ein beliebter Treffpunkt für Sportler und junge Leute, so die Pressesprecherin Madlen Falke von der Stadtveraltung. Man freue sich, "dass der Platz so gut angenommen wird". Dennoch gelte es, möglichst die Interessen aller Bürger im Blick zu behalten, zumal der Platz eben direkt in einem Wohngebiet liegt.

Was sagen die Bewohner?

Aber wie stehen die Bewohner der Seniorenresidenz eigentlich dazu? "Bewohner aus dem Seniorenzentrum haben sich nicht beschwert, sie fühlen sich nicht gestört durch die Kinder", erklärt Vanessa Lang, zuständig für den Geschäftsbereich Kommunikation bei den Zieglerschen, wozu auch das Haus in Villingen gehört. Allerdings hätten sich Bewohner aus dem Betreuten Wohnen beschwert, "deren Wohnungen wir vermieten".

Der Platz könne fast den ganzen Tag bis 20 Uhr genutzt werden, "aber dann sollte man auch dem Bedürfnis nach Ruhe gerecht werden", appelliert Falke an die Vernunft der Sportler. "Ebenso müssen die Anwohner tolerieren, dass bis 20 Uhr auf dem Platz gespielt wird und es dabei auch mal fröhlicher oder etwas lauter zugeht." "Es bedürfte von jedem gegenseitige Toleranz und Akzeptanz", meint Bernd Lohmiller. Doch solange dies nicht gegeben ist, wird sich an den abendlichen Polizeieinsätzen am Basketballfeld im Welvert wohl so schnell nichts ändern.