Humbert Müller bearbeitet einen Grabstein. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder-Bote

Humbert Müller in der sechsten Generation Steinmetz

Von Hella Schimkat

VS-Tannheim. Humbert Müller ist in der sechsten Generation Steinmetz und Steinbildhauer. Sein Urururgroßvater Karl Müller hat 1840 als Steinhauer und Steinmetz die Firma in Tannheim gegründet.

Bis vor einigen Monaten arbeitete Humbert Müller in der winzigen, alten Werkstatt. Jetzt hat er eine neue, große Werkstatt gebaut, in der eine Nassschneidemschine, Diamantbohrer, Schwenkkran und Absaugung für Staub Platz haben. Sein Vater Josef Müller habe monatelang am Villinger Münsterturm Restaurierarbeiten ausgeführt, erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Humbert Müller besuchte die Schule in Pfaffenweiler, die ihn für zwei Wochen zu einem Praktikum zu Rudolf Tress nach St. Georgen schickte. "Ich war so beeindruckt, dass ich nach der Schule dort eine dreijährige Lehre absolvierte." Obwohl Rudolf Tress über alle modernen Werkzeuge und Maschinen verfügte, mussten die Lehrlinge nur von Hand den Stein behauen, um das Material kennenzulernen. Tress habe nur Meistersöhne ausgebildet, auch aus der weiteren Umgebung ausgebildet, so Müller.

Sein Gesellenstück sei ein gotisches Maßwerk vom Freiburger Münster gewesen. Für diese aufwändige Arbeit benötigte er 50 Stunden unter der Aufsicht eines Prüfers. Nach der Gesellenprüfung 1989 blieb Müller bis 1995 in St. Georgen.

Während er die Meisterschule in Freiburg besuchte, starb sein Vater und Müller übernahm die Firma. "Auf mich kam viel Neuland zu, von der Buchhaltung, Kundengesprächen und Beratungen bis zu Gestaltungsvorschlägen", betont er. 80 Prozent seiner Arbeiten sind Grabsteine, dazu kommen kleinere Skulpturen und alte Wegekreuze.

Sein Meisterstück war vor einem Jahr der Brigachtaler Bär, der in der Mitte des Kreisverkehrs steht. Den 6,3 Tonnen schweren Buntsandstein suchte er sich selbst in einem Steinbruch bei Karlsruhe aus, 25 Millionen Jahre hatte der Stein auf dem Buckel. Da der riesige Stein nicht in die alte Werkstatt passte, baute Müller vor der Werkstatt einen Pavillon, dann ging es los mit der Arbeit. 210 Stunden arbeitete er an dem Stein, wobei dieser auf drei Tonnen abspeckte, heraus kam ein prachtvoller Bär.

Drei Tage vor dem Brigachtaler Dorffest wurde Meister Petz mit einem Kran in dem Kreisverkehr unter Anteilnahme vieler Zuschauer aufgestellt. "Bis heute habe ich nur positive Rückmeldungen erhalten", freut sich Müller.

Pünktlich zum Unterkirnacher Dorffest in diesem Jahr restaurierte er den Gedenkstein von Carl Blessing, dem ersten Erbauer eines Orchestrions. Hier musste er in 120 Stunden Arbeit mühsam die fehlenden Buchstaben in alter Schrift in den Sockel meißeln.

Müller vertrat eine Amtsperiode lang als Ortschaftsrat die Belange der Bürger. "Dafür habe ich keine Zeit mehr", erklärt er. Doch sein Schlagzeug gibt er nicht auf. Seit 31 Jahren spielt er Schlagzeug, jetzt in der böhmisch mährischen Kapelle in Döggingen. Schon im zarten Alter von acht Jahren begann er mit dem Üben am Schlagzeug.