Das Diebesgut sind meist Handtaschen, Geldbeutel oder Handys. (Symbolfoto) Foto: Jungkind

Seit Mai acht Fälle in Schwenningen bekannt. Polizei vermutet Tatzusammenhang. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Jüngst werden in Schwenningen vermehrt abgestellte Autos aufgebrochen und sichtbar abgelegte Wertgegenstände gestohlen. Allein fünf Fälle gab es in den vergangenen drei Wochen. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang – und gibt Tipps.

Das Vorgehen ist im Grunde stets das gleiche. An einem möglichst entlegenen Ort wirft der Unbekannte unscheinbar im Vorbeigehen einen kurzen Blick in das abgestellte Auto. Sobald er darin einen im Fußraum oder der Mittelkonsole abgelegten Wertgegenstand entdeckt, geht alles ganz schnell. Der Täter schlägt die Scheibe der Fahrer- oder Beifahrertüre ein, greift sich seine Beute und ist binnen kurzer Zeit verschwunden.

Fünf solcher Fälle sind in Schwenningen allein in den vergangenen drei Wochen gemeldet worden. Dass es sich hierbei um ein Phänomen in der Neckarstadt handelt, bestätigt die Polizei im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es ist zuletzt sehr typisch für Schwenningen. Weder in Villingen noch in den Stadtbezirken sind Autoaufbrüche in dieser Häufigkeit bekannt. Das lässt natürlich auch einen Tatzusammenhang vermuten", erklärt am Montag Dieter Popp, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen.

Das Diebesgut sind meist Handtaschen, Geldbeutel oder Handys. Einen konkreten Ermittlungsansatz habe die Polizei noch nicht, auch hätten sich trotz der Aufrufe in den Medien keine Zeugen zu den Vorfällen gemeldet. Das liegt, erklärt Popp, vor allem an dem zielstrebigen Vorgehen der Täter oder des Täters. "Es wurden lediglich Autos aufgebrochen, in denen klar sichtbar Wertgegenstände abgelegt waren.

Dann wissen die Täter, dass sie mit Sicherheit etwas erbeuten, haben einen schnellen Zugriff und bleiben dadurch häufig unbemerkt." Gutes Beispiel ist der Vorfall am 31. August in der Holzstraße: Der Autobesitzer hatte seinen Wagen gerade geparkt und war in ein angrenzendes Haus gegangen, als er schon das Scheibenklirren hörte. Es sah sofort nach, konnte jedoch nur noch die eingeschlagene Scheibe und den Diebstahl eines Geldbeutels aus der Mittelkonsole feststellen. Der Täter war weg.

Die Vorfälle sind zu jeder Tages- und Nachtzeit geschehen, wobei vorwiegend nachmittags zugeschlagen wurde. "Dann hört man im Gegensatz zur Nacht das Klirren der Scheibe nicht zwingend", sagt Popp. Räumliche Zusammenhänge hingegen wie auch die Tatsache, dass es bereits drei Vorfälle dieser Art im Mai gegeben hatte, sind den Beamten aufgefallen. 7

"Die Kollegen in Schwenningen haben solche Serien natürlich auf dem Schirm, schauen sich lokale Zusammenhänge an und intensivieren an diesen Stellen auch die Streifentätigkeiten", sagt Popp. Es sei allerdings unmöglich, hierbei konkret einen ganzen Bereich abzudecken. "Nördlich der Erzbergerstraße zum Beispiel gibt es ein sehr großes Parkangebot."

Der Rat des Beamten liegt hinsichtlich geschilderter, Rahmenbedingungen nahe. So sollten Wertgegenstände nicht sichtbar im Auto, sondern zumindest im Kofferraum zurückgelassen werden. "Dann ist kein Anreiz zu solch einer Tat gegeben." Auch bei kurzen Abstellphasen rät Popp, das Auto stets abzuschließen. Wenn möglich, seien die beste Alternative bewachte Tiefgaragen. Doch auch auf Parkplätzen gebe es einen Unterschied zwischen Stellflächen in der Mitte und am Rand. "Am wichtigsten ist es, Parkplätze mit viel Publikumsverkehr zu suchen."

Kommentar: Anreiz nehmen

Von Fabian Riesterer

In der Neckarstadt ist ein Ganove unterwegs, der es auf Wertgegenstände in Autos abgesehen hat. Die Polizei informiert über jeden bekannten Fall und gibt stets denselben Rat: keine Gegenstände offen sichtbar im Auto liegen lassen. Eigentlich erklärt sich das von selbst. Und dennoch ist das offensichtlich nicht bei allen Fahrzeughaltern angekommen. Sonst würde dem Langfinger nicht so häufig der Anreiz gegeben, abgestellte Autos in Schwenningen auszuräumen.

Dabei nehme ich mich selbst nicht aus. Prompt wird mir klar, dass mein Handyladekabel derzeit die Mittelkonsole meines Autos ziert. Auch wenn das im Vergleich zur Handtasche kein Wertgegenstand zu sein scheint: In Zeiten, in denen wegen einer Handy-Halterung für ein paar wenige Euro Autoscheiben zerschlagen werden, sollten wir umdenken und uns den Rat der Polizei zu Herzen nehmen.