Die Austraße wird nachts zur Rennstrecke. Foto: Pohl

Anwohner ist von Lärm genervt / Polizei sieht hier keinen Schwerpunkt

Der Tod zweier junger Motorradfahrer in Villingen ist der traurige Anlass, dass Anwohner des Benediktinerrings Maßnahmen gegen Raser in der Innenstadt fordern. Doch auch in Schwenningen gibt es nächtliche Rennstrecken.

VS-Schwenningen. Lautes Motorenknattern von Zweirädern und deutlich überhöhte Geschwindigkeit seien keine Seltenheit in der Austraße, auf der Rückseite des Culinaras, berichtet ein Anwohner gegenüber unserer Zeitung. Woche für Woche registriert er vor allem am Wochenende und in den späten Abendstunden die Motorengeräusche von "zu schnell fahrenden Motorrädern". Natürlich nerve der Lärm, viel schlimmer sei aber die Tatsache, dass das Tempolimit missachtet werde.

Erst jüngst beschloss die Stadt Villingen-Schwenningen, vor Einrichtungen wie Wohnheimen oder Kindergärten die erlaubte Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer herab zu setzen – so geschehen in der Spittelstraße vor dem Haus der Betreuung am Deutenberg und in der Neckarstraße vor dem Franziskusheim (wir berichteten).

Auch die Austraße führt direkt an einem Kindergarten vorbei. Allerdings ist dort ohnehin schon immer nur Tempo 30 erlaubt. "Da wird vielleicht ein Mal im Vierteljahr geblitzt. Ansonsten fahren viele dort, wie sie wollen", sagt der Anwohner. Das registrieren auch die Erzieherinnen der Kindertagesstätte in der Au – und zwar nicht nur in den Abendstunden: "Hier wird ständig zu schnell gefahren", kommt die Bestätigung prompt auf Nachfrage unserer Zeitung. "Bei uns vor der Einrichtung ist ohnehin eine Fahrbahnverengung, die vor allem im dicht gedrängten Feierabendverkehr immer wieder zu Auffahrunfällen führt", bestätigt eine Erzieherin. Es könne vielen Autofahrern einfach nicht schnell genug gehen und auf das Tempolimit achte sowieso kaum einer. "Wenn überhaupt nur dann, wenn geblitzt wird."

Die Kritik des Anwohners richtet sich gar nicht gegen die Ordnungshüter oder die Stadt. "Ich registriere seit Jahren eine zunehmende Rücksichtslosigkeit der Verkehrsteilnehmer – als gäbe es keine Verkehrserziehung mehr." Nach seiner Auffassung betrifft das allerdings nicht nur motorisierte Verkehrsteilnehmer. "Auch Fahrradfahrer nehmen immer weniger Rücksicht auf Fußgänger oder überfahren Zebrastreifen statt vor dem Überqueren abzusteigen."

Die besagten Motorradfahrer fallen dem Beobachter allerdings nicht nur durch zu schnelles Fahren auf, sondern auch durch wiederholtes Vorbeifahren, wie er schildert. "Ich habe schon den Eindruck, dass es sich immer wieder um dieselben zwei, drei Maschinen handelt, die die Austraße wiederholt befahren." Auch Autos mit lautem Auspuffgeräusch nimmt er dabei nicht aus.

Seit der Sperrung des Marktplatzes wird die Austraße nicht nur als Umleitungsroute vermehrt befahren, offenbar gibt es auch eine Verlagerung der Schaufahrten, die früher meist vom Marktplatz aus in Richtung Busbahnhof, Bahnhof und Le Prom stattgefunden haben. Zwar ist der Begriff Rennstrecke in diesem Zusammenhang nicht ganz zutreffend, da es den Protagonisten selten um Schnelligkeit oder gar Duelle mit anderen Verkehrsteilnehmern geht, sondern vielmehr um das Präsentieren ihrer Fahrzeuge. Ein alternativer Rundkurs zur früheren Route scheint es allerdings auf jeden Fall zu sein.

Erstaunlicherweise sieht die Schwenninger Polizei in der Austraße keinen Schwerpunkt von sogenannten Posern. Von der Pressestelle heißt es: "Diese liegen an der Haisch-Tankstelle, der Neckarstraße und auf den Parkplätzen am Messegelände." Allerdings, so bestätigt die Pressesprecherin Sarah König, habe Revierleiter Alexander Türschmann die Wahrnehmungen der Anwohner "mit Interesse zur Kenntnis genommen".