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Gesundheitsamt untersucht 3324 Flüchtlinge im Jahr 2015.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Der Ebola-Virus und die Untersuchung der Asylbewerber in den Bedarfsorientieren Erstaufnahmestellen des Landkreises hielten das Gesundheitsamt im Vorjahr auf Trab.

Das berichtete Burghardt Ehler, der Leiter des Amtes, im Ausschuss für Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheit. Im Zeitraum vom 22. Oktober bis 12. Februar wurden vom Gesundheitsamt insgesamt 3324 Flüchtlinge in Augenschein genommen. Die Erstuntersuchung der Flüchtlinge ist seit Ende Oktober Aufgabe des Gesundheitsamtes. Sie werden nach dem Asylverfahrensgesetz in Verbindung mit dem Infektionsschutzgesetz auf übertragbare Krankheiten abgeklopft. Ehler berichtete von 350 Untersuchungen pro Woche.

"In erster Linie waren es die Windpocken, aber wir hatten ein besonderes Augenmerk auf TB gerichtet", erklärte er. Zur Bereitstellung des notwendigen ärztlichen Personals wurde vom Sozialministerium eine entsprechende Ausschreibung auf den Weg gebracht. Diese Stelle soll in diesem Monat besetzt werden. Von Oktober bis Februar wurden Verträge mit Honorarärzten geschlossen.

Im Bereich der sozialmedizinischen Angestellten ist für ein Jahr befristet eine zusätzliche Stelle geschaffen und mit einer Arzthelferin besetzt worden. Die Arzthelferin sowie die Kosten für die Gesundheitsuntersuchung muss der Landkreis bezahlen.

Unter Federführung des Gesundheitamtes engagieren sich seit 1997 Fachleute aus Medizin und Pflege gemeinsam im Arbeitskreis Demenz Ekkehard Britsch berichtete im Anschluss über Demenz als "eine große Herausforderung". Weder kenne man den Grund, noch die Ursache für eine Erkrankung.

Die Bezugspersonen seien mit 24 Stunden Betreuung am Tag herausgefordert, die Gesellschaft ebenso. "Es kann jeden treffen", erklärte Britsch. Häufig beginnt die Krankheit mit Alzheimer. Fünf Prozent der über 65-jährigen, 30 Prozent der über 80-Jährigen und 40 Prozent der mehr als 90-Jährigen sind betroffen. Britsch sprach von 16 000 bis 21 000 Betroffenen im Landkreis. Die Therapie, ein Bündel von Maßnahmen, "kostet eine Menge Geld", so der Experte. Ziel der Beratung sei, dass die Erkrankten möglichst in der gewohnten Umgebung bleiben und ihren gewohnten Lebensstil aufrecht erhalten könnten. Eine Abfrage bei zwölf Pflegediensten im Kreis ergab, dass zehn von ihnen Demenzbetreuung anbieten. Acht beschäftigen eine oder mehrere Fachkräfte.

Landrat Sven Hinterseh erklärte in der Sitzung, das Gesundheitsnetzwerk, der Gesundheitskongress und die Gesundheitsmesse im Landkreis seien "wirklich eine schöne Sache". Die ärztliche Versorgung im Landkreis beschäftige das Landratsamt seit Jahren. "Wir haben einige Fortschritte erreicht. Die Komplexibilität ist sehr groß", sagte er. Besser geworden sei zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der kassenärztlichen Vereinigung.

Mit einem Modellprojekt zur Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung zusammen mit dem Sozialministerium des Landes und den Nachbarkreisen Tuttlingen und Rottweil sowie der Universität Frankfurt hofft der Landrat, einen Schritt weiterzukommen. Wenn es gelinge, in Zukunft dauerhaft gute Perspektiven in der Fläche zu gewährleisten, sei das Projekt begrüßenswert, erklärte Thorsten Frei (CDU). Der Rahmen für die Kassenärztliche Vereinigung werde allerdings politisch gefasst.

Klaus Götz (Freie Wähler) lobte das Engagement des Leiters des Gesundheitsamtes, der in Ruhestand tritt. Er erkundigte sich, wieviel Prozent der Flüchtlinge unter chronischen Krankheiten leiden. Weil es sich vor allem um junge Männer handele, seien chronische Erkrankungen eher selten, erklärte Ehler. Es handele sich um ein "recht gesundes Klientel", nur TB komme in höherem Prozentsatz vor. Jochen Früh wird komissarischer Leiter des Gesundheitsamtes, wenn Burghardt Ehler zum Ende diesen Monats in Ruhestand geht.