Ein Messebüro dient als Arztpraxis und Apotheke in Einem: Ansgar Fehrenbacher vom Regierungspräsidium ist zufrieden mit der improvisierten Ausstattung für kranke Flüchtlinge. Foto: Streck Foto: Schwarzwälder-Bote

Nur noch 100 von 775 vor Ort / Ersatzlösung ab 7. Oktober nicht in Sicht

Von Andreas Hennings

Villingen-Schwenningen. Der Flüchtlingsstrom fließt auf dem Schwenninger Messegelände gleich in zwei Richtungen: Einerseits haben rund 675 der insgesamt 775 Flüchtlinge, die am Freitag erst angekommen waren, die Doppelstadt über das Wochenende bereits wieder verlassen (wir berichteten). Andererseits trafen heute Nacht 150 neue Flüchtlinge ein, die wegen voller Notunterkünfte in Bayern in die Neckarstadt transportiert wurden.

Diese nehmen also die Plätze der vielen Zufluchtssuchenden ein, die weitergezogen sind – offensichtlich, um zu Freunden oder Verwandten im In- und Ausland zu gelangen. Zwischenzeitlich befanden sich gestern Mittag nur noch rund 100 Flüchtlinge in der Messehalle C. "So lange die Flüchtlinge nicht registriert sind, gibt es kein rechtliches Mittel, deren Weiterreise zu verhindern", erklärt Markus Adler, Pressesprecher des Regierungspräsidiums (RP). Mehr als eine Unterkunft anzubieten, sei nicht möglich.

Gestern Abend machte sich Ansgar Fehrenbacher, Leiter des Referats Ausländerrecht beim Regierungspräsidiums in Freiburg und zuständig für die Erstaufnahme von Flüchtlingen, ein Bild von der Lage auf der Messe. "Es ist schwierig für uns zu planen, wann wie viele Flüchtlinge wo untergebracht werden. Auch in Schwenningen werden aber weitere Flüchtlinge ankommen. Wegen der angespannten Lage in Bayern besteht daran kein Zweifel", erklärt er. Trotz dieser Situation werde die Messehalle aber, wie geplant, nur bis 7. Oktober zur Flüchtlingsherberge. "Eine Ersatzlösung gibt es noch nicht."

Ein Ende der Flüchtlingswelle ist derweil nicht in Sicht. Sind im Juli, so erklärt RP-Sprecher Adler, 10  000 Flüchtlinge nach Baden-Württemberg gekommen – und damit dreimal so viele wie im Vorjahresmonat –, so sind es inzwischen 1300 Flüchtlinge pro Tag. Allein im September wären das 39 000 Flüchtlinge, die im Südwesten ankommen. Adler: "Das Thema wird weiter an Dynamik gewinnen."