Begehrt: Ein Wohnungsschlüssel für eine bezahlbare Wohnung in Villingen-Schwenningen. Foto: © Matthias Stolt/Fotolia.com

Leerstand quasi nicht vorhanden. Mieten steigen schneller und höher als gewohnt.

Villingen-Schwenningen - Kaum sind sie gebaut, schon sind sie vermietet. Die Nachfrage nach bezahlbaren Mietwohnungen in Villingen-Schwenningen ist enorm. Wohnungsbaugesellschaften wie die wbg kommen mit dem Neubau kaum mehr hinterher und ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht absehbar. "Die Wohnungsnachfrage überschreitet bei weitem das Angebot", meint auch Sebastian Merkle, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim, im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

47 Wohnungen voll belegt

Sechs Euro Miete pro Quadratmeter, das dürfte das beste Argument für die Bewohner des Neubauprojekts Neckar-Fair der Wohnungsbaugesellschaft wbg gewesen sein. Bereits bei Fertigstellung im Frühjahr 2017 waren die 47 Wohnungen voll belegt. Der Spatenstich für den nächsten Streich ist schon erfolgt, das Projekt Sperber-Fair in Villingen hat Fahrt aufgenommen und auch für die 66 Wohnungen dort herrscht schon rege Nachfrage, ein Teil dessen wird als sozialer Wohnungsbau erstellt.

Auf dem Konversionsgelände Mangin in Villingen sollen mit Umnutzung der Soldatenwohnungen weitere Möglichkeiten wachsen. Auch hier dürften die Interessenten schon lange im Vorfeld Schlange stehen. Eine Erfolgsgeschichte, die gleichzeitig belegt, wie angespannt die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist.

Ein echter Leerstand ist quasi nicht vorhanden, das geht aus dem Geschäftsbericht der Wohnungsbaugesellschaft wbg hervor und wird auch deutlich, wenn Sebastian Merkle auf die stetig immer länger werdende Warteliste der Baugenossenschaft Familienheim blickt: "1500 Wohnungssuchende stehen auf unseren Wartelisten", erzählt er. Natürlich seien auch Karteileichen darunter, dennoch belege diese Zahl, wie angespannt der Wohnungsmarkt sei. Und das führe letztlich auch dazu, dass die Preise steigen – ausgleichend wirkten hier Baugenossenschaften wie die wbg oder die Familienheim, so Merkle, die gemeinsam zwischen 4000 und 5000 Wohnungen auf dem Markt vorhalten und ihre Preise relativ konstant hielten. Anders als private Investoren, die natürlich versuchten, das Maximale aus ihren Immobilien rauszuholen.

Die drei Studentenwohnheime sowie die Seniorenwohnanlage der wbg sind stets voll vermietet. Aussicht auf eine Erholung des Marktes besteht in Augen von wbg-Geschäftsführer Rainer Müldner erst mal nicht: "Die Leerstandsquote wird sich auf dem Niveau von 2017 bewegen."

Zwar sei die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt noch moderater als in den Metropolregionen Baden-Württembergs, so Müldner, doch der Trend ist klar und dürfte sich 2018 und in den Folgejahren fortsetzen. Der Mietwohnungsmarkt sei von einer steigenden Preisentwicklung gekennzeichnet, der Anstieg entwickle sich steiler als in den Vorjahren. Konkret heißt das: Die Mieten steigen und das tun sie schneller und höher als gewohnt. Fazit: Zeit zum Gegensteuern.

"Das einzige das hilft, ist ganz klar Neubau", sagt Sebastian Merkle. Bei der wbg sieht man das genauso. Weil vor allem die Nachfrage nach preiswerten Mietobjekten mit einfacher bis mittlerer Ausstattung hoch ist, sieht man genau dort das Hauptaufgabenfeld.

Und wann darf man durchatmen und wird sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt in den Augen der Fachleute entspannen? Ein Ende sei vorerst nicht in Sicht, macht Sebastian Merkle deutlich: "Solange die Konjunktur gut ist, ziehen die Menschen zu uns in die Stadt."