An dem Rechercheplatz des Teams der "VHS am Nachmittag" in der Schwenninger Metzgergasse freuen sich Daniel Zuber (links) vom JuBIS, Christian Röcke und VHS-Leiterin Ina Schweizer auf die weitere Zusammenarbeit. Foto: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Erstes Fazit zur neuen "VHS am Nachmittag" / Team sucht stets nach Dozenten und Mitstreitern

Im vergangenen Herbst ist die Senioren-VHS nach 41Jahren als eigenständiger Programmbereich in dem Konzept "VHS am Nachmittag" aufgegangen. Inwiefern sich das auf das Programm ausgewirkt hat und wer sich nun um die Angebote kümmert, erklären die Organisatoren.

Villingen-Schwenningen. "Uns hat der Nachwuchs gefehlt – auch in unserem Alter kommt das vor", sagt Christian Röcke augenzwinkernd. Er und eine Handvoll weitere engagierte Senioren sind die letzten Mitstreiter einer einst 20-köpfigen Gruppe Ehrenamtlicher, die seit ihrer Gründung im Jahr 1978 in Eigenregie das Angebot für die Senioren-VHS erstellt, organisiert und – als Vertreter der Zielgruppe mit der passenden Expertise ausgestattet – in Form von Vorträgen selbst umgesetzt haben. "Als ich vor zehn Jahren dazu gestoßen bin, haben wir noch wunderschöne Reisen organisiert. Nach dem Abschied von Adelheid Klaiber, die dabei federführend war, haben wir uns mehr auf unsere Vorträge und Kurse konzentriert", erklärt Röcke.

Mit Annemarie Walz, Marianne Birkenstock, Klaus Herzer und Margret Bertsche ging nach dem Sommerprogramm dieses Jahres ein großer Teil des Kernteams in den verspäteten Ruhestand (wir berichteten). "Verdienterweise und zum Teil im Alter von knapp 100 Jahren", betont Ina Schweizer, Leiterin der Volkshochschule (VHS) VS. "Klaus Herzer etwa hat zuletzt noch fast erblindet perfekte Vorträge aus dem Kopf gehalten", fügt Röcke hinzu. "Als sie gegangen sind, waren wir für die Organisation in gewohnter Form zu wenige. Aber wir sagten, wir machen weiter – unter dem Dach der VHS."

Es folgte der strukturelle und personelle Umbruch, hauptsächlich in Form von Daniel Zuber, der seit Juli beim Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) der Stadt angestellt ist. Wie unter anderem auch die Stadtbibliothek ist die VHS einer der Bereiche innerhalb dieses Amts. Zum neuen Jahr übernimmt Zuber die Leitung des VHS-Fachbereichs Politik/Gesellschaft/Zeitgeschichte – wozu auch die "VHS am Nachmittag" gehört.

Das Team der Senioren um Christian Röcke stellt hierbei weiterhin die Themen beziehungsweise Dozenten für die Vorträge zusammen oder kümmert sich um die Pressearbeit an einem eigens dafür eingerichteten Arbeitsplatz im VHS-Gebäude in der Schwenninger Metzgergasse. "Ich lege die Kurse und Vorträge dann bei der VHS an. Wir stehen zudem in dauerhaftem Kontakt. Das funktioniert hervorragend", freut sich Zuber.

Länder- und Reiseberichte bleiben beliebt

Nach dem Wechsel zur "VHS am Nachmittag" hätten sich die Zahl der Vorträge wie auch deren Zuhörer nicht merklich verändert, auch die Kurse würden weiterhin konstant besucht. "Ich habe den Eindruck, dass sie sehr viele Stammteilnehmer haben", erklärt Zuber. Um ein mit konkreten Zahlen untermauertes Fazit ziehen zu können, müssten aber noch ein, zwei Programme ins Land gehen. Die bestbesuchten "Evergreens" seien vor allem die Länder- und Reiseberichte unter den Freitagsvorträgen, die nach wie vor das Kernstück des Angebots ausmachen.

Sehr wohl verändert haben sich aber einige andere Aspekte: allen voran der Name. "Senioren-VHS hat uns eigentlich schon länger nicht gefallen", sagt Röcke. Da habe man nun sozusagen die Chance zum Wechsel ergriffen. Den Nachmittag – auch als verstärkten Veranstaltungszeitpunkt – haben die Verantwortlichen aus mehreren Gründen gewählt. "Zum einen hatten wir schon länger den Eindruck, dass diese Tageszeit für die Menschen attraktiver wird", erklärt Ina Schweizer. "Dem wollten wir das Angebot anpassen." Dieser Trend spiegelt sich zudem in der Ausrichtung der Kursinhalte wider. "Auch wenn wir bereits eine tolle Spannweite an Themen abdecken, möchten wir uns anderen Zielgruppen öffnen, etwa Menschen in Elternzeit", ergänzt Zuber. Diese Öffnung ist im nächsten Programm zumindest nominell zu erkennen. So heißen "Tanz für Senioren" oder "Mundharmonika für Senioren" nun "Tanz für alle – Deutsche Schlager" oder "Wir spielen Mundharmonika".

Nichtsdestotrotz bleibt für das Team um Röcke und Zuber das Finden von "Nachwuchs" die größte Herausforderung. Denn sowohl bei Senioren als auch anderen Zielgruppen, die potenziell nachmittags die VHS besuchen, ist klar: "Die Nachfrage wird sicherlich nicht kleiner, im Gegenteil", betont Schweizer. Dafür brauche es vor allem einen großen Fundus an Dozenten – die wie das Team selbst nicht jünger werden.

Ausfüllende Tätigkeit im Ruhestand

"Ich habe damals kurz nach meinem Ruhestand Klaus Herzer auf dem Aldi-Parkplatz getroffen und ihm von meinem Häuschen in Griechenland erzählt", beginnt Röcke seine Rekrutierungs-Geschichte. "Er sagte: ›Sie werden schnell merken, das wird Ihnen nicht reichen‹ – und er hatte Recht." Die Kontakte, die man knüpft, und die Möglichkeit, selbst interessante Themen zu erarbeiten und darüber Vorträge zu halten, würden den Aufwand entschädigen, verspricht der Senior augenzwinkernd. "Ach, zur Not müssen wir beide uns eben auch mal auf den Aldi-Parkplatz stellen", sagt Daniel Zuber zu Röcke und lacht.