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Melodien getragen von Solidarität und Zuversicht. Am Sonntag, 18 Uhr, soll die Doppelstadt klingen.

Villingen-Schwenningen - Es sind Szenen, die das Herz erwärmen: Mitten im corona-bedingt krisengeschüttelten Italien treten die Italiener auf ihre Balkone und singen, musizieren oder klatschen. Ihre Bilder gehen um die Welt und inspirieren nun auch die Menschen in Villingen-Schwenningen, es ihnen nachzutun.

Die Initiatoren des Aufrufs stellen es sich so schön vor: "Am Sonntag, 22. März, um 18 Uhr spielen, singen oder klatschen alle Musikbegeisterten aus ihren Fenstern oder von ihren Balkons ›Freude schöner Götterfunken‹" - ein Zeichen dafür, dass gerade alle in einem Boot sitzen, aber auch als Dank für die Ärzte und Pflegekräfte und all jene, "die gegenwärtig all ihre Kraft einsetzen, um uns vor dem Coronavirus zu schützen".

Zuversicht in Zeiten wie diesen

Die Ankündigung macht seit Tagen im Oberzentrum digital die Runde. "Bitte leitet diese Ankündigung weiter über eure Verteiler, an Freunde und Bekannte oder bekannte Gruppen", bittet beispielsweise auch Gunhild Löwer-Rebscher aus Schwenningen. Als Psychologen wissen sie und ihr Mann Rainer Rebscher, worauf es in Zeiten wie diesen ankommt: auch auf ein bisschen Zuversicht.

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So ein gemeinsames Balkonkonzert, "das ist natürlich ein Erlebnis der Solidarität und Verbundenheit, weil es Mut macht", meint Rainer Rebscher im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Gerade in einer solchen Zeit könne durch eine solche Aktion ein Gemeinschaftsgefühl wachsen. Die zunehmende Vereinzelung und Gruppenbildung in der Gesellschaft mache vielen Menschen das Leben schwer.

"Ich denke schon, dass diese Aktion wieder etwas aufleben lässt, das verschüttet war", so Rebscher. Darüber hinaus sei das Balkon-Konzert eine schöne Gelegenheit, "den Menschen an der medizinischen Front zu danken", ein Wert, "der in unserer Gesellschaft verloren gegangen ist". Oft spüre man die Dankbarkeit kaum mehr, obwohl viele Menschen etwas für einen tun. Durch eine Aktion wie sie am Sonntag gestartet werden soll, werde sie wieder angestoßen.

Viel wichtiger als das Lied: Mitmachen!

Die "Hymne an die Freude", wie das "Freude schöner Götterfunken" auch heißt, sei ein Lied mit schöner Symbolik, dass man "gut für seine Seele sorgen soll in solchen Zeiten", meint Rebscher. Ob es nun die "Hymne an die Freude" oder ein ganz anderes Lied ist, das Musiker auf ihren Balkonen und Terrassen singen, mit der Trompete blasen oder mit anderen Instrumenten intonieren, ist für den Schwenninger Dirk Sautter zweitrangig.

Bereits vergangene Woche, als eine ähnliche Aktion spontan in Brigachtal gestartet worden ist, verfolgte er das im Internet mit Begeisterung. "Ich fand das mega."

Gerne möchte er daher auch bei den VS-Balkon-Konzerten am Sonntag mitmischen und auch weitere befreundete Hobbymusiker dazu animieren. Sautter nämlich spielt in der Schwenninger Lumpenkapelle - eine rein närrische Formation, die mit den etwas anderen Konzerterlebnissen in den vergangenen zehn Jahren ja schon reichlich Erfahrung sammeln durfte.