Nähe zu Rüstungsunternehmen: Internationaler Ärztekongress findet in der Neuen Tonhalle statt

Villingen-Schwenningen. Gemeinsam mit Kollegen organisiert der Villinger Mediziner Helmut Lohrer einen internationalen Ärztekongress vom 30. Mai bis 2. Juni. Er arbeitet im Vorstand der Ärzte für die Verhütung eines Atomkrieges/Ärzte in Sozialer Verantwortung.

Ihr Kongress in der Neuen Tonhalle unter dem

Motto "Zielscheibe Mensch" nimmt vor allem Kleinwaffen unter die Lupe?

Und dies nicht ohne Grund. Durch Kleinwaffen kommen weltweit mehr Menschen um als durch Panzer.

Es geht drei Tage lang nicht nur um die Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen, sondern vor allem um Rüstungsunternehmen?

Die Opferseite ist wichtig. Wir wollen aber auch die Unternehmer in den Fokus rücken. Deutschland ist immerhin der drittgrößte Waffenexporteur. Und deshalb haben wir auch Heckler und Koch eingeladen.

Zum ersten Mal veranstaltet ihr Verband ein Kongress zu diesem Thema. Woher kommen die Referenten, die in der Neuen Tonhalle sprechen?

Unsere Redner kommen unter anderem aus Afrika, USA, Iran und Deutschland. Bislang haben wir weit mehr als 200 Anmeldungen aus 22 Ländern. Teilnehmen kann jeder, der sich unter www.Zielscheibe-mensch.de anmeldet.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Kongress?

Mit dem Kongress verfolgen wir zweierlei Ziele: Zum einen wollen wir das Bewusstsein in der Öffentlichkeit für die Problematik der Kleinwaffen erhöhen. Zum Anderen soll der Kongress für die Teilnehmer eine Gelegenheit bieten, sich auszutauschen und die Arbeit zu koordinieren.

Seit wann berührt Sie diese Thematik?

Seit der Oberstufe. Im ersten Semester meines Arztstudiums, vor 27 Jahren, bin ich dann Mitglied bei den Ärzten gegen den Atomkrieg geworden.

Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Vor meinem Studium arbeitete ich als Lehrer in Kamerun. Dort habe ich erlebt, wie ein Demokratisierungsprozess blutig niedergeschlagen wurde. 

Wie hat man auf Ihre Anfrage bei der Stadt reagiert?

Äußerst positiv. Außerdem ist Oberbürgermeister Rupert Kubon in der Initiative "Mayor for Peace" und damit in der Friedensbewegung aktiv.

Es gab aber doch vereinzelt Vorbehalte im Stadtrat gegen den Kongress?

Vereinzelt ja. Aber nach einer intensiven Debatte fand die Unterstützung des Kongresses durch die Stadt eine breite Mehrheit über die Parteien hinweg. Immerhin tritt die Stadt jetzt als Mitveranstalter auf.

Die Fragen stellte Eva-Maria Huber