Asylbewerber, die nach eigener Auskunft in Kürze selbst in die Unterkunft einziehen werden, kümmern sich schon mal um das Außengelände der Häuser in den Villinger Erbsenlachen und sammeln Laub ein. Foto: Eich

Über 100 Anwohner bei Infoveranstaltung zu Erbsenlachen. Turnhallen-Lösung für Hinterseh keine Option.

Villingen-Schwenningen - Die Veranstaltung des Landratsamts zum geplanten Asylbewerberheim Erbsenlachen in Villingen rief mehr als 100 Anwohner auf den Plan, die sich Informationen von Landrat Sven Hinterseh und Oberbürgermeister Rupert Kubon holen wollten.

Insgesamt sei die zweistündige nichtöffentliche Veranstaltung ruhig verlaufen. Sowohl kritische Stimmen als auch positive Wortmeldungen habe es zu den Ausführungen der verschiedenen Mitarbeiter des Landratsamtes gegeben. "Doch so richtig überzeugen konnten die Herren die Bürger nicht", ist der Eindruck von Hamid Khodabandehlou, der selbst als Anwohner vor Ort war. Er hatte sich im Vorfeld kritisch darüber geäußert, dass die Informationspolitik des Landratsamts unzufriedenstellend sei (wir berichteten).

Khodabandehlou berichtet ferner, dass nun auch etwa 30 Männer aus dem Asylbewerberheim aus der Obereschacher Straße in den Erbsenlachen einziehen sollen. "Bisher war ja nur die Rede von Familien und Witwen mit Kindern", so der Iraner, der in direkter Nachbarschaft zur neuen Unterkunft wohnt.

Einige Zuhörer signalisierten schon während der Veranstaltung, sich selbst engagieren zu wollen, wenn die Menschen dann da seien. Kritisch wurde der Gesamtzustand der Gebäude diskutiert. Eine Französin hat laut Khodabandehlou berichtet, dass ihnen von der Armee verboten worden sei, die Balkone ab dem zweiten Stock zu nutzen, da sie einsturzgefährdet seien. Als Rückmeldung habe Landrat Sven Hinterseh lediglich gesagt, dass das Landratsamt ja Wohnungen mieten werde und keine Balkone.

Das Landratsamt gab zur vorgestrigen Veranstaltung eine offizielle Mitteilung heraus, in der Pressesprecherin Heike Frank schreibt, dass es Hinterseh und Kubon wichtig gewesen sei, die Nachbarn an diesem Abend in den Mittelpunkt zu stellen. Nochmals hätten die Verantwortlichen die außerordentliche Dringlichkeit erklärt, Räume zur Unterbringung für die Asylbewerber im ganzen Schwarzwald-Baar-Kreis zu finden. Sie hätten die Anwohner auch darüber informiert, dass der Mietvertrag noch nicht unterzeichnet sei. In der Sorge um den Personenkreis, der künftig in den Erbsenlachen wohnen werde, signalisierte Sozialdezernent Jürgen Stach, dass das Landratsamt sich bemühen wolle, Familien und Witwen mit Kindern zugewiesen zu bekommen (wir berichteten bereits).

Oberbürgermeister Rupert Kubon sicherte dem Landkreis seine Unterstützung zu. "Wir werden unseren Beitrag leisten, um dem Flüchtlingen – die oft traumatisiert sind und Schlimmes erlebt haben – eine ordentliche Wohnunterkunft in unserer Stadt zu ermöglichen."

Landrat Hinterseh stellte außerdem bei der Veranstaltung unmissverständlich klar, dass es mit ihm keine Turnhallen-Lösungen für Asylbewerber gebe, solange Wohnraum zur Verfügung stehe, der für die Unterbringung in Frage komme.