Blick aus dem Küchenfenster der Familie Albiker. Nur drei Meter Abstand sind zwischen den Grundstücken. Foto: Falke

Asylbewerberwohnheim mit 149 Plätzen in Ex-WIGO-Gebäude geplant. Bürger wollen rechtliche Mittel in Anspruch nehmen.

Villingen-Schwenningen - In der alten WIGO-Fabrik in der Schwenninger Alleenstraße 11 soll nach Plänen des Landratsamtes ein Asylbewerberwohnheim mit 149 Plätzen entstehen. Das löst unterschiedlichste Reaktionen aus. Die Anwohner reagieren verängstigt und verärgert. Der Investor freut sich, weil er den Flüchtlingen helfen möchte. Der Landkreis und die Stadt Villingen-Schwenningen sind erleichtert, wenn sie endlich mehr Kapazitäten für Asylbewerber haben.

Seite der Anwohner: Elke Albiker wohnt seit 44 Jahren in ihrer Jugendstilvilla in der angrenzenden Arndtstraße. Seit 1979 befindet sich das Haus im Besitz der Familie. Wo seit jeher Büroräume und Firmen ihre Nachbarn waren, sollen es jetzt rund 150 Menschen werden. "Unser hart erarbeitetes Eigentum wird deutlich an Wert verlieren. Unsere Existenz steht auf der Kippe, da wir auf die Mieteinnahmen angewiesen sind", so Albicker. Ob sie weiterhin an zwei Studenten vermieten kann, ist sich die Geschäftsfrau äußerst unsicher. "Wir werden hier auf dem silbernen Tablett serviert, und wir werden alle rechtlichen Mittel in Anspruch nehmen, um unser Eigentum zu schützen", zeigt sich Albiker erzürnt.

Seite der Stadt Villingen-Schwenningen und des Landkreises: Durch die steigenden Zahlen der Flüchtlinge, die der Schwarzwald-Baar-Kreis aufnehmen muss, steht die Behörde unter Druck. Jeden Monat kommen 40 neue Menschen in den Kreis. Die drei bestehenden Unterkünfte sind voll ausgelastet. Wie bereits ausführlich berichtet, werden 350 neue Plätze benötigt. "Wir haben die Pflicht zu handeln, und man kann davon ausgehen, dass wir weitere Objekte benötigen", so der städtische Pressesprecher Nicolas Lutterbach. Die Anwohner können binnen vier Wochen bei der Stadt Einspruch einlegen. Wird dieser abgelehnt, könne man wiederum das Regierungspräsidium einschalten, fasst Lutterbach die Möglichkeiten für die Anwohner zusammen. Aber auch Matthias Hänrich, Sprecher des Regierungspräsidiums Freiburg, sagt: "Man muss immer über den Einzelfall entscheiden. Doch mir ist nicht bekannt, dass so ein Fall mal gekippt wurde, wenn baurechtlich alles in Ordnung war."

Seite Investor Meta Immobilien, Geschäftsführer Halil Koyuncu: Er schätzt, dass die Flüchtlinge bis in acht Wochen einziehen können, wenn der Antrag genehmigt wird. Noch sind die ehemaligen Lagerhallen leer, könnten aber sehr schnell zu Wohnraum umgebaut werden. "Ich freue mich, wenn ich den Menschen, die nach Deutschland kommen, helfen kann. Als ich selbst 1973 nach Schwenningen gekommen bin, wollte mir keiner eine Wohnung geben, weil ich Türke bin. Wissen Sie, wie weh das tut?", so Koyuncu. Er kann die Ängste der Anwohner nicht verstehen. "Es kommen Menschen."