Die meisten Asylbewerber sind sehr motiviert. Foto: Archiv

Erika Faust: "Menschen sind extrem motiviert". Neue Vorbereitungsklasse für Flüchtlingskinder genehmigt.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Die Flüchtlinge, die in den Schwarzwald-Baar-Kreis kommen, sind nicht automatisch Fachkräfte. Wie Erika Faust, Chefin der Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen und Thomas Dautel, Geschäftsführer des Jobcenters, gestern im Aussschuss für Bildung und Soziales erläuterten, fehlen oftmals Ausbildung und Deutschkenntnisse.

Dringend notwendig seien Sprachkurse, vor allem für jugendliche Migranten.

Dautel begrüßte die Einrichtung einer weiteren Klasse für Flüchtlingskinder an der Kaufmännischen Schule in Villingen, die der Ausschuss anschließend genehmigte. Seit wenigen Monaten wurde die Wartezeit für Flüchtlinge, deren Antrag auf Asyl hohe Aussicht auf Genehmigung hat, (beispielsweise Syrer) und geduldete Asylbewerber, deren Antrag abgelehnt wurde, auf drei Monate verkürzt. Nach diesem Zeitraum können sie theoretisch arbeiten. Die frühzeitige Arbeitsaufnahme erhöhe die Integrationschancen und steigere die Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl. Und eigentlich, so Erika Faust, handele es sich auch um Personen genau im richtigen Alter, nämlich zu 98 Prozent um junge Männer im Alter bis zu 35 Jahren. "Die brauchen wir auf dem Arbeitsmarkt".

Die restlichen zwei Prozent sind Frauen, meist mit Kindern, die deswegen noch nicht arbeiten könnten. Faust betonte, dass die Zusammenarbeit zwischen Agentur für Arbeit, Jobcenter und Landkreis wichtig und gut sei. Die drei vereinbarten gemeinsam, Fragebögen an diese Personengruppe zu verteilen. Abgefragt wurden Ausbildung, Sprachen und andere Qualifikationen.

"Das ist für den Arbeitgeber durchaus ein Hindernis"

70 von 120 Personen wurden dann zu Arbeitsgesprächen eingeladen. Von 18 Personen mit bereits ausreichenden Deutschkenntnissen wurden neun in die Betreuung übernommen. Voraussichtlich, so Faust, könne ein Drittel der Personen vermittelt werden. Politisch nachgebessert werden müsse, dass Aufenthaltsgestattung und Duldung jeweils nur befristet für wenige Monate ausgesprochen und hinterher verlängert werden müssten.

"Das ist für den Arbeitgeber durchaus ein Hindernis", so Faust, die berichtete, dass die Menschen "extrem motiviert" seien, auf den Arbeitsmarkt zu kommen. "Was fehlt, sind vor allem Deutschkenntnisse. Die Betroffenen sind begeistert, dass sich jemand um sie kümmert", erzählte Erika Faust. Allerdings seien die Personen mit dem bürokratischen Ablauf in Deutschland überfordert "und müssen an die Hand genommen werden".

Wer bereits als Asylbewerber anerkannt wurde, hat vom Jobcenter Anspruch auf Sozialleistungen. Zu 80 Prozent seien die Betroffenen Syrer, mittlerweile nach den Italienern die zweitstärkste ausländische Personengruppe im Kreis. 40 Prozent machen, so Dautel, momentan einen Sprachkurs, 40 Prozent haben schon einen Sprachkurs gemacht und 20 Prozent seien momentan nicht in der Lage dazu. Mindestens fünf Personen wurden in Arbeit vermittelt. Einer hat sich sogar selbstständig gemacht.

Bei den Jugendlichen werde der Kreis 2016 über ein "gutes Potenzial" verfügen, das dann in Ausbildung gebracht werden könne. Die Agentur für Arbeit erhielt für ihre Darstellung Lob von den Fraktionssprechern.

Beschlossen wurde anschließend im Ausschuss außerdem dass der Landkreis 20 Prozent der Kosten für die Einrichtung einer "Ehrenamt-Akademie" in der Flüchtlingsarbeit im Haushalt 2016 bereitstellen wird, wenn er in dem landesweiten Projekt berücksichtigt werden sollte.