Der Schwarzwälder Bote lud zur Podiumsdiskussion über das zentrale Rathaus ein: (von links) Rupert Kubon, Brigitte Quattländer, Julian Würtenberger, Cornelia Spitz, Michael Hoyer, Rudolf Nenno und Klaus Martin. Foto: Kienzler

Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern einer zentralen Verwaltung. Schwarzwälder Bote lädt ein.

Villingen-Schwenningen - Die Positionen sind klar, die Argumente für oder gegen eine zentrale Verwaltung seit Monaten Gesprächsstoff in der Stadt.Der Schwarzwälder Bote lud am Samstag zur ersten Podiumsdiskussion ins Druckzentrum Südwest Befürworter und Gegner zum Schlagabtausch ein.

Kreisredaktionsleiterin Cornelia Spitz und der Medienprofessor Michael Hoyer gaben Oberbürgermeister Rupert Kubon, der Personalratsvorsitzenden der Stadtverwaltung, Brigitte Quattländer, auf der einen und Rudolf Nenno von der Bürgerinitiative gegen ein zentrales Rathaus sowie Altbürgermeister von Triberg, Klaus Martin, auf der anderen Seite die Gelegenheit, ihre Argumente darzulegen und bohrten mit kritischen Fragen nach. Der ehemalige Regierungspräsident von Freiburg, Julian Würtenberger, als Beobachter von außen, hob die Vorteile einer Verwaltungsstelle hervor. "Es arbeitet sich auch besser."

Kubon legt Wert auf Begriff Verwaltung - nicht Rathaus

Rupert Kubon machte deutlich, dass die Stadt im Landesvergleich unterdurchschnittlich verschuldet und auf einem guten Weg bezüglich Investitionen sei. Das Gymnasium am Deutenberg werde in vier Jahren saniert sein, die Schwenninger Innenstadt erneuert und Gewerbegebiete erschlossen. Probleme gebe es hingegen bei der Instandhaltung von Schulen und Straßen. "Da haben wir ein strukturelles Defizit." Dieses Jahr würden 15 Millionen Euro für das laufende Geschäft ausgegeben, im nächsten Jahr seien es 16 Millionen Euro. Der Neubau einer zentralen Verwaltung, Kubon legt Wert auf den Begriff Verwaltung, nicht Rathaus, sei die wirtschaftlichste Lösung, die sich am schnellsten rechnet, denn die Verwaltung sei zersplittet wie in keiner anderen Stadt. Bereits ein Jahr nach der Fertigstellung "haben wir mehr Geld für den laufenden Haushalt, nach zwölf Jahren ist die Reißlinie überschritten."

Rudolf Nenno kritisierte, dass nun eine Entscheidung getroffen werden solle "in Unkenntnis von Alternativen, die wurden nie diskutiert." Sanierung für 20 Millionen Euro oder ein Neubau für 46 Millionen Euro seien Blödsinn, weil noch 14 Millionen Euro Zinsen dazu gerechnet werden müssten. Es gehe also nur darum, werde für 60 Millionen Euro gebaut oder nicht. Darauf angesprochen, ob die Bürgerinitiative denn Alternativen aufzeigen könne, meinte Nenno, dass sie acht Wochen aktiv sei, die Verwaltung hingegen seit fünf Jahren daran arbeite. Er und seine Mitstreiter seien für eine dezentrale Verwaltung wegen der Attraktivität der Innenstädte. Die Bürgerinitiative seien nicht nur ein paar Spinner, Klaus Martin zum Beispiel sei einer der vielen, die sie unterstütze. Dieser meinte, dass die euphorischen Zeiten für eine neue Mitte vorbei seien, er denke nur daran, dass es mit der Stadthalle im Zentralbereich auch nicht geklappt habe.

Das Argument, durch die zentrale Verwaltung sollen Synergien genutzt und Personal gespart werden, sieht Brigitte Quattländer nicht unter dem Gesichtspunkt des Arbeitsplatzverlustes, sondern unter dem der Kosteneinsparung. Das Wichtigste sei, die Kommunalverwaltung am Leben zu erhalten, dazu gehöre, dass das ständige Hin- und Herpendeln ein Ende habe. Dass das Arbeiten in der Innenstadt auch Lebensqualität bedeute, sieht Quattländer anders. Die städtischen Mitarbeiter müssten in der Mittagspause in die Stadt gehen, weil es weder Kantine noch Aufenthaltsräume im Rathaus gebe. Selbst eine Kaffeemaschine könne nicht in Betrieb genommen werden, weil dann die Netzwerke abstürzen wegen zu schwacher Leistung.

Ein Neubau habe viele Vorteile, meinte Klaus Martin, aber die Verwaltung müsse sich auch nicht wundern, wenn sie 40 Jahre alles verlottern lasse, dass dann die Leitungen veraltet sind. Mit dem technischen Rathaus in Schwenningen und dem Verwaltungsrathaus in Villingen kann seiner Meinung nach für 14 Millionen Euro viel zusammengefasst werden.

Den Verkauf der städtischen Gebäude, die im Falle eines zentralen Rathauses nicht mehr gebraucht werden, sieht Kubon positiv. Es gebe für ein Objekt bereits drei Interessenten. Die Häuser hätten nicht etwa eine schlechte Substanz, sie seien aber nicht für die Verwaltung geeignet.

Seite 2: Investition für die Zukunft oder nicht?

Das Publikum beteiligte sich nach den Statements, Fragen und Antworten auf dem Podium rege an der Diskussion.

Dass die Bürgerinitiative die einzige Alternative, nämlich den status quo, vorgegeben habe auf ihren Unterschriftenlisten, stellte CDU-Stadträtin Renate Breuning fest. Damit habe sie für die teuerste Lösung Unterschriften gesammelt. Rudolf Nenno konterte, dass die Initiative nicht den bisherigen Stand halten wolle, sie es aber störe, dass die Gebäude in kürzester Zeit "verscherbelt werden sollen." Die Initiative wolle eine dezentrale Verwaltung in Villingen und Schwenningen. Zudem müssten die Gebäude für die Stadt erhalten bleiben.

Warum gefährde die Bürgerinitiative die Entwicklung der Stadt, wollte Alt-OB Gerhard Gebauer wissen. Es gehe bei dem Projekt nicht nur um Geld, "hier entscheidet sich, ob es gelingt, eine gesamtstädtische Struktur zu finden." Klaus Martin konterte, dass "wir uns kein drittes Zentrum leisten können." Vielmehr würden die anderen beiden dadurch geschwächt.

Henning Lichte, Freie Wähler-Stadtrat, empfindet es als zynisch, wenn Rupert Kubon von einer Investition in die Zukunft unserer Kinder spreche, während Spielplätze, Schulen und Kindergärten nicht saniert werden. Es werde keine einzige Sanierung schneller passieren, wenn das Rathaus nicht gebaut würde, antwortete Kubon.

Hansjörg Böninger sah es als wenig gelungen an, wenn die Bürger ins zentrale Rathaus fahren müssten. Zudem heiße es, dass das Zusammenwachsen zweiter Städte verhindert würde, wenn ein Friedhof oder Krankenhaus dazwischen stehe.

Stadtarchivar Heinrich Maulhardt erinnerte daran, dass schon seit Jahren ein neues Stadtarchiv notwendig sei. "Wir brauchen den Neubau, um sachgerecht aufzubewahren." Klaus Martin: "Brauche ich ein zentrales Rathaus, wenn ich ein neues Archiv brauche?"