Wer Pech hat, muss am Wochenende kilometerweit fahren. Keine Notfall-Apotheke am Klinikum geplant.
Villingen-Schwenningen - "Über 20 Apotheken, und keine hat auf, das kann doch nicht sein." Was einen Villinger erzürnt, ist seit Jahren ein Aufreger. Wer Pech hat, muss am Wochenende einige Kilometer mit dem Auto fahren, um Medikamente zu holen. Doch das Problem hat nicht nur eine Seite.
"Der Apothekennotdienst bleibt ein Ärgernis. Der Seniorenrat prangert teils lange Anfahrtswege an. Auf Unverständnis stößt die Ablehnung, nahe des neuen Klinikums eine Notfallapotheke einzurichten. Das Gremium strebt seit längerem eine Verbesserung der Situation an", dies berichtete der Schwarzwälder Bote im Juni 2012. Seit Jahren kämpft die Patientensprecherin des Seniorenrates, Gisela Daiss, dafür, dass man in der Doppelstadt im Notfall eine Apotheke anfahren kann. Doch nach wie vor, resigniert sie, sei der Raum VS weit gefasst und beziehe auch Umlandgemeinden wie Unterkirnach oder Mönchweiler mit ein. Der verärgerte Villinger musste nach Donaueschingen fahren, um das gewünschte Medikament zu bekommen. "Wenigstens eine Apotheke sollte aufhaben. Doch da ist nichts zu machen", soweit ihr Resümee, nachdem sie drei Jahre für das Anliegen mancher Bürger gekämpft und Gespräche mit Apothekern geführt hatte. "Die VS-Apotheken sollten sich schnell etwas einfallen lassen", fordert der betroffene Villinger.
Klinikum darf keine Medikamente abgeben
Leichter gesagt als getan. Eine Option scheidet bereits aus. Am Schwarzwald-Klinikum werde keine Notfallapotheke eingerichtet, als Klinikum dürfe man ohnehin keine Medikamente abgeben, hieß es aus dem Klinikum. Bleibt also der Kreis von Apotheken in VS. Für Peter H. Berthold, bei der Apothekerkammer in Stuttgart für die Notdienstregelung zuständig, sind diese Diskussionen bekannt. Seit einem Beschluss des Sozialministeriums ist die Kammer für die Notdienstregelung zuständig. "Wir können aber keine Apotheken hinzaubern, wo keine sind." Umliegende Gemeinden seien deshalb in die Notdienstplanung von VS aufgenommen worden, weil in manchen Kommunen die Belastung für die einzelnen Betriebe zu hoch geworden sei. Ein Blick auf andere Gemeinden gerade im Schwarzwald zeige, dass Anfahrtswege über 30 Kilometer nicht ungewöhnlich seien. "Wir müssen schauen, dass wir die Belastung gerecht verteilen".
Kein Leichtes, denn das Apothekersterben setzt sich auch im Oberzentrum fort. Zwar kann eine weitere Schließung durch eine Neueröffnung ausgeglichen werden, "aber einfacher wird es nicht", beobachtet ein Apotheker aus VS. Das ist die eine Seite. Die andere nennt der langjährige Chef der Rietenapotheke, Hans-Otto Hengstler, beim Namen: Das teils nicht nachvollziehbare Verhalten mancher Kunden, nicht nur der jüngeren. Da werden beim Notdienst spät in der Nacht Rezepte vorgelegt, die schon Tage alt sind, "oder aber weil die Leute eigenen Worten nach erst noch in der Gegend herumfahren wollten". Dass kranke Menschen vereinzelt Probleme haben könnten, eine Apotheke am Wochenende zu erreichen, könne sicherlich vorkommen. "Doch solche Fälle habe ich in meinen vielen Berufsjahren nur selten erlebt."