Weil sich dort angeblich regelmäßig "die Faschisten" träfen, haben Antifaschisten eine Villinger Kneipe gestürmt. Foto: dpa

Linksradikale organisieren Flashmob in Lokalen der Doppelstadt. Ziel: Angebliche Treffpunkte der Nazis.

Villingen-Schwenningen - "Rechts" und "Links" kommen sich ins Gehege. Aber längst nicht nur der Wahlkampf und die im Zuge dessen aufgehängten Propagandamittel scheinen Aktivitäten anzustacheln – manchmal reicht es, wenn man einer der beiden Seiten nicht direkt die Tür weist, wie zwei Wirte in VS nun erfahren müssen.

Die Gaststätte "Löwen" in der Oberen Straße in Villingen wurde am vergangenen Wochenende das Ziel eines so genannten Flashmobs der Antifaschisten, weil sich dort "die Faschisten" regelmäßig träfen, wie die "Antifa VS" auf ihrer Website im Internet schreibt. Konkret sah das laut einer Mitarbeiterin des Lokals so aus: Mit Megafonen und Fahnen rückten die Linksradikalen an, schrien Parolen durch ihre Lautsprecher und warfen Flyer auf die Tische. Der Wirt aber, so die Antifaschisten, habe sich "wenig beeindruckt" gezeigt und wolle den Faschisten weiter Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Antifa will weiterkämpfen

"Das ist lächerlich", meinte gestern die Mitarbeiterin des Lokals. Schließlich verkehrten dort auch Angehörige aller anderen Gruppierungen. Die Gäste, welchen das Gasthaus nach Meinung der Antifa künftig die Tür weisen solle, kämen "seit vielen Jahren. Die kamen schon damals ins Sudhaus. Solange bei uns niemand Propaganda macht", dürften sich auch alle an ihre Tische setzen.

Die Antifa aber will weiterkämpfen und ruft schon zum nächsten Streich auf: Nach einer Kundgebung gegen den Wahlkampf der NPD in der Schwenninger Innenstadt am kommenden Samstag um 15 Uhr wollen die Aktivisten um 16 Uhr vor dem "Easy Corner Pub" in der Gustav-Schwab-Straße aufmarschieren. Dieses bezeichnen sie im Internet als "Nazikneipe", weil dort regelmäßig Stammtischtreffen der NPD stattfänden. Hinweise darauf, dass es sich beim "Easy Corner Pub" sowie dem Villinger "Löwen" um rechtsradikale Treffpunkte handele, habe die Polizei jedoch keine, sagte Polizeisprecher Harry Hurtz auf Anfrage unserer Zeitung.

Trotzdem wurden von den "Linken" jüngst Hunderte Flyer an Haushalte rund um das Schwenninger Pub mit entsprechender Propaganda verteilt. Dort ist man auf das Wochenende vorbereitet: "Die Polizei weiß schon Bescheid und wird da sein", erklärte eine Insiderin.

Wessen Handschrift die vielen in Schwenningen zerstörten oder beschmierten NPD-Plakate tragen dürften, offenbart sich auf der Website der antifaschistischen Aktion ebenfalls: "Die massenhaft aufgehängten Plakate der NPD, die vor circa einer Woche aufgehängt wurden, wurden zu einem großen Teil von engagierten Antifaschisten abgehängt oder zerstört." Bereits Ende Juli schwärmten die Antifaschisten bei einem vom "Offenen antifaschistischen Treffen" (OAT) organisierten Stadtspaziergang aus, um "dutzende Naziaufkleber" zu entfernen und antifaschistisches Material zu verkleben und zu verteilen. Das OAT hat sich im März in VS gegründet und sogar einen festen Treffpunkt etabliert: Einmal im Monat treffen sich die Antifaschisten im Schwenninger Gewerkschaftshaus. Eine der Aktiven in der Szene, genauer dem Aktionsbündnis gegen Rechts ist Ina Schneider, die meint: "Obwohl diese Partei immer noch den Schein der Legalität beanspruchen kann, ist es nötig dieser Nazipropaganda entgegenzutreten." Weder in der Öffentlichkeit, noch in Gaststätten und Wirtschaften dürfe dafür Platz sein.

Ob rechts- oder links-radikal ist manchem Wirt einerlei, der nun fürchtet, dass Aufmärsche wie die der Linken bei den beiden Lokalen Schule machen: "Ich habe ehrlich Bedenken", bekennt ein Gastronom der Doppelstadt im Gespräch mit unserer Zeitung. Was, wenn er einem Gast einer anderen Konfession, Nationalität oder politischen Gesinnung einmal den Einlass in sein Lokal verwehre? Ob dann wohl "auch eine Horde Verrückter vor seinem Lokal stehe" und ihn unberechtigt als Nazi denunziere?