Zum Ende des Jahres erklang in der evangelischen Johanneskirche in Villingen die Bach-Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme". Unter Leitung von Heike Hastedt gelang eine beeindruckende Wiedergabe von gemischtem Chor, Orchester und Vokalsolisten. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

"Wachet auf, ruft uns die Stimme" / Kantatengottesdienst in Johanneskirche

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Zum letzten Sonntag im Kirchenjahr hat Johann Sebastian Bach die Kantate "Wachet auf, ruft uns die Stimme" komponiert. Kantorin Heike Hastedt gelang mit dem Kantatengottesdienst in der Villinger Johanneskirche erneut ein großer Wurf auf dem Weg "Mit Bach durch das Jahr".

Die theologischen Bande knüpfte Pfarrerin Susanne Schelle, die nach Matthäus-Evangelium und Offenbarung des Johannes Wachsamkeit der klugen Jungfrauen forderte und auf die kommende neue Welt, das neue, himmlische Jerusalem hinwies. Die neue Zeit breche mit dem Erscheinen Jesu Christi zum Trost für alle Menschen an.

Mit dem Werk BWV 140 hatte Kirchenmusikdirektorin Heike Hastedt eine der schönsten Kantaten ausgewählt. Sie passte zum "Ewigkeitssonntag" und bekam die richtige Heimat, nämlich einen Gottesdienst. Der fünfte Evangelist schlägt ein Mysterien-Buch auf, in dem die Beziehung zwischen Christus als Bräutigam, die Seelen der Gläubigen als Braut dargestellt wird und Zion aufwacht, um Gottes Sohn herbeizurufen, ihm zu huldigen und ihn zu loben.

Der Villinger Kantorei mit Jugendchor a tempo und Kinderchorgruppen sowie dem Kantatenorchester gelang eine anrührende Wiedergabe. Jochen Kiene übernahm den Orgelpart und wartete während der Austeilung des Abendmahls mit raffinierten Fantasien auf. Mit Christin Putze (Sopran), Klemens Mölkner (Tenor) und Hyang Kim (Bass) waren junge, talentierte Vokalsolisten zu hören.

Der Tenor mit seiner recht hellen Stimme begeisterte mit erzählerischem Impetus beim Recitativo "Er kommt". Besonders konnte das verzierungsreiche "Zion hört die Wächter singen" gefallen, begleitet von einem disziplinierten Orchester, das mit feinen dynamischen Abstufungen aufwartete und Kontrabass und Fagott ein sicheres Fundament boten.

Ausdrucksvoll ließ Kim seinen kräftigen Bass beim Rezitativ "So geh herein zu mir" hören, und im Duett mit der Sopranistin, die ihre weiche, liebliche, glockenklare Stimme hören ließ, entstand ein herzliches Liebeslied des "Mein Freund ist mein". Perfekt stimmte dazu die Solo-Oboe (Silvia Drömer-Berndorfer) ein, ein hervorragendes Erlebnis.

Solistischer Einsatz war auch von Konzertmeisterin Petra Wolf sowohl im ersten Teil als auch bei der Duett-Arie "Wann kömmst du, mein Heil" zu hören, ein schwieriger, virtuos-leidenschaftlicher Part. Erfreulich war auch die vereinigte Chorgemeinschaft zu vernehmen, die besonders die erste Strophe des Nicolai-Chorals mit abgerundeten Stimmen intonierte und mächtig den Jubelruf des "Gloria sei dir gesungen" gestaltete.