Südstädter fürchten um ihre Gesundheit. Aus Abflüssen ihrer Häuser kommt übler Geruch.
Villingen-Schwenningen - Um ihre Gesundheit fürchteten Bewohner der Villinger Südstadt. Allen Abflüssen ihrer Häuser entwich ein bestialischer Gestank, der sie ins Freie trieb. Der Verursacher: eine im Auftrag der Stadt am Bildstocker Platz tätige Rohrsanierungsfirma.
"Nicht gesundheitsgefährdend" – so lautete gestern die eilige Nachricht dazu aus dem Stadtbauamt. Zugleich wunderten sich die Verantwortlichen dort, dass die Anwohner von der ausführenden Firma über die Maßnahme nicht per Handzettel unterrichtet worden seien. "Das war Bestandteil des Auftrages", sagt Guido Wittig von der für die Stadtentwässerung zuständigen Abteilung Wasser und Boden.
Nach "Lösungsmitteln" und "irgendwie chemisch und ungesund" roch es besonders am Dienstag aus sämtlichen Abflussrohren von Haushalten rund um den Bildstockerplatz. Irritiert und zutiefst verunsichert verließen Bewohner ihre Häuser und stießen auf die Firma, die ihrem Großauftrag des "grabenlosen Inlinerverfahrens" zur Sanierung von mäßig reparaturbedürftigen Abflussrohren nachkam. Dabei werden die zum Teil rissigen Rohre mit einem in Kunststoffharz getauchten Polyesterschlauch, der mit Druck im Umstülpverfahren eingebracht wird, von innen ausgekleidet. Die Aushärtung erfolgt durch Warmwasser oder UV-Strahlen.
Flugblätter verteilt
"Damit haben wir für die nächsten 40 bis 50 Jahre wieder Ruhe", sagt Wittig und spricht von einem sehr wirtschaftlichen Verfahren, mit dem offene Straßenbaustellen vermieden werden können. Dass dies nun dennoch nicht ohne Beeinträchtigung der Anwohner blieb, bedauert er ebenso wie die Tatsache, dass die Benachrichtigung offensichtlich nicht flächendeckend geschehen sei. Auf Nachfrage am Dienstag habe die Firma die Verteilung der Flugblätter zwar ausdrücklich bestätigt. "Vielleicht haben sie den Kreis der möglicherweise Betroffenen aber nicht groß genug eingeschätzt", vermutet Wittig.
Der Nutzen eines erneuten Nachfassens sei gleich Null, denn die Rohrsanierungsmaßnahmen sind nach fast vier Wochen in der gesamten Südstadt und von mehreren Standorten aus inzwischen abgeschlossen. Dass es zu einer Geruchsbelästigung kam, kann sich Wittig nur damit erklären, dass private Hausanschlüsse hin zur Straße hier und da ebenfalls marode sind und den Dampf, der beim Umstülpen und Aushärten des Schlauches entstand, ungehindert in die Häuser ließen.
Eine Gesundheitsgefährdung schließt Wittig aber aus. Der Kunstharz enthalte – "wie alle Kleber" – zwar Lösungsmittel, die Menge reiche aber nicht für eine Belastung der Gesundheit aus. Wittig: "Das Verfahren gilt als umweltfreundlich".