Betreuung, Lernbegleitung und Hilfe aller Art bietet der Ganztagsbetrieb der Werkrealschule – doch der ist nun gefährdet. Symbolfoto: © contrastwerkstatt – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Schulverbund: Eltern und Lehrer alarmiert / Räume sollen während Sanierung anderweitig genutzt werden

Von Birgit Heinig

Es ist nur ein kleiner Nebensatz in der Sitzungsvorlage, doch er alarmiert Eltern und Pädagogen: "…wird zu entscheiden sein, ob der Ganztagsbetrieb im Bereich der Werkrealschule im Schulverbund am Deutenberg beibehalten und fortgesetzt werden soll".

VS-Schwenningen. Die mächtig abgespeckten Sanierungspläne für den Schulverbund am Deutenberg erregen derzeit die Gemüter (wir berichteten mehrfach). Bei der genauen Lektüre der Beschlussvorlage für die vorberatenden Ausschüsse und den beschließenden Gemeinderat am 9. Dezember fällt aber noch ein weiterer Aufreger ins Auge: Der Ganztagsbetrieb für die Werkrealschüler ist in Gefahr – aus Platzgründen.

Als perfide wird es in Schul- und Elternkreisen empfunden, dass das gebundene Ganztagsangebot, das zuletzt 54 Prozent der knapp 400 Schüler aus 19 Klassen in Anspruch nahmen, durch die thematische Vermengung mit Brandschutz und Gebäudesanierung jetzt klammheimlich unter den Tisch fallen soll. Es geht um die acht Räume, in denen Schüler aller Klassen von fünf bis zehn außer einem Mittagessen nach dem Unterricht auch ein gewachsenes und bewährtes Programm von Betreuung, Freizeitbeschäftigung, gemeinsamer Problemlösung, Lernbegleitung, Streitschlichtung und Hilfe jeglicher Art genießen. Die Räume sollen, so steht es in der Vorlage, "Unterrichtszwecken zugeführt und für eine Interimsauslagerung genutzt werden".

"Absolut sprachlos"

Abgesehen davon, dass Erzieher ihren Job verlieren würden, fällt damit nicht nur für Kinder aus den sogenannten "schwierigen Verhältnissen" ein Angebot weg, das ihren Tagesablauf strukturiert, Lebenshilfe gibt und die Arbeit der Schulsozialarbeiter – drei Personen für gut 1000 Schüler – unterstützt. "Immer mehr Eltern entscheiden sich ganz bewusst für das Ganztagsmodell", weiß die Elternbeiratsvorsitzende des Schulverbundes, Susanne Seyfried.

"Ich bin absolut sprachlos", fährt sie angesichts der anstehenden Entscheidung fort. Sie verurteilt auch als Lerntherapeutin, die besonders seit der Corona-Pandemie von "um Unterstützung bettelnden" Eltern kontaktiert werde, die Art und Weise, wie in der Doppelstadt mit dem Thema Bildung umgegangen wird – nicht nur am Deutenberg.

Ohnehin sei die Ganztagsbetreuung dort derzeit auf die Klassen fünf und sechs reduziert, die älteren Schüler müssen angesichts einer erhöhten Infektionsgefahr sich selbst überlassen bleiben. Eigentlich stand ursprünglich sogar der Plan, das Ganztagsmodell auch auf die rund 630 Realschüler auszuweiten, erinnert Susanne Seyfried an bessere Zeiten. Zumal es die Alternative, den Hort, ja auch nicht mehr gebe, sei die nun angedachte Schließung dagegen ein "eklatanter Rückschritt".

Rektor kritisiert Vorgehen

Hilfe im Kampf gegen die Abschaffung durch die Hintertür kommt von ungewohnter Seite. Klemens Auberle war von 1974 bis 1988 der erste Schulleiter auf dem Deutenberg, wechselte dann ins Schulamt und war zuletzt leitender Schulamtsdirektor. Heute sitzt er im Vorstand des Jugendförderungswerkes. Er hätte sich damals schon einen Ganztagsbetrieb gewünscht, sagt er, auch wenn der seinerzeit "noch nicht so notwendig wie heute" gewesen sei. Da der Schulverbund ihm sehr am Herzen liege, bedaure er, dass "hier jetzt nur das Allernötigste" getan und damit die "super Arbeit der Lehrer, Schulsozialarbeiter und Erzieher" konterkariert werden solle.

Für den amtierenden Rektor Bernd Ellinger birgt die Sitzungsvorlage für die Gremien insofern Sprengstoff, als sie mit dem Satz "Die (..) Planungsüberlegungen wurden zwischenzeitlich mit dem Ältestenrat des Gemeinderates und dem Schulleitungsteam des Schulverbundes am Deutenberg besprochen und abgestimmt" nicht die Tatsachen wiedergebe. Man habe vonseiten der Stadtverwaltung weder Informationen eingeholt noch über den Ganztagsbereich diskutiert, um gemeinsam eine Lösung zu finden, sagt Ellinger. Sein dreiköpfiges Schulleitungsteam sei eher mit einer "festen Meinung" konfrontiert worden, und jetzt werde "ein strategischer Weg eingeschlagen, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen" – nämlich zur Abschaffung des Ganztagsbetriebes am Schulverbund Deutenberg.