Landrat Sven Hinterseh zeigt die Leistungsbilanz des Landkreises, die im Landratsamt erhältlich ist. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Leistungsbilanz: Landrat setzt Elektrifizierung als Priorität

"Stand heute stehen wir sehr gut wirtschaftlich da, sind sehr gesund und strotzen vor Kraft". So beschreibt Landrat Sven Hinterseh die finanzielle Lage des Landkreises.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Verschuldung konnte deutlich reduziert werden, obwohl gleichzeitig investiert wurde, beispielsweise in die Breitband-Infrastruktur des Kreises. Lag der Schuldenstand Anfang 2014 noch bei 33 Millionen Euro, Ende nächsten Jahres soll er bei 19,5 Millionen Euro liegen.

Hinterseh stellte anlässlich einer Pressekonferenz die Leitungsbilanz des Kreises in Form einer handlichen Broschüre vor. Diese ist beim Landratsamt erhältlich. Als ein Zukunftsthema sieht er die Elektrifizierung, nach der Höllentalbahn die der Bahnstrecke Villingen-Rottweil, um langfristig einen "Metropolexpress Villingen-Stuttgart" zu erhalten. Freilich kostet das Geld. Die Elektrifizierung der Höllentalbahn zum Beispiel 15 Millionen Euro "für eine Aufgabe, für die wir nicht zuständig sind". Zehn Prozent der Investition und zusätzlich Planungskosten, also insgesamt 40 Prozent muss der Kreis tragen. "Wenn es nicht komplementär finanziert wird, wird es gar nicht gemacht", erklärte Hinterseh, der überzeugt ist, "dass es eine gute und sinnvolle Investition ist." Bei großen Infrastrukturprojekten müsse man manchmal auch die Kraft aufbringen, an die Zukunft der Region statt an die Kosten zu denken, sagte Hinterseh und erinnerte an die Schwarzwaldbahn, die seinerzeit eine "abenteuerliche Summe" gekostet habe, aber heute noch fahre. Teuer wird es auf jeden Fall. Zwischen Rottweil und Villingen müssten 27 Zugkilometer elektrifiziert werden, momentan wird ein Kilometer auf eine Million Euro Kosten geschätzt. In den Tiefbahnhof S 21 können in Zukunft nur noch elektrifizierte Züge fahren. In diesem Zusammenhang erwähnte Hinterseh auch die Gäubahn, wobei der Bund die Neigetechnik noch nicht genehmigt habe. "Wir wären sehr gut an Stuttgart und Freiburg angeschlossen, so dass wir wie die Spinne im Netz sitzen", sagte der Landrat. Schon ab Dezember 2019 soll es eine umsteigefreie Verbindung von Villingen nach Freiburg geben, die stündlich von den frühen Morgenstunden bis zirka 23 Uhr fährt. "Wir hoffen, dass die Breisgau.S-Bahn sehr gut angenommen wird". Hintserseh machte aber auch deutlich, dass man nicht schneller, sondern komfortabler reisen werde.

Den Nahverkehrsplan nannte er seinen "Arbeitsschwerpunkt" für die kommende Legislaturperiode. "Das wird sehr viel Geld kosten".

Bei der Digitalisierung von Schule und Unterricht sei der Landkreis ganz vorne in Baden-Württemberg, "weil wir uns schon früh darum gekümmert haben". Das habe Kultusministerin Susanne Eisenmann dem Kreis bestätigt. Zwei Lernfabriken 4.0 wurden mit Unterstützung des Landes bereits eröffnet, an der Feintechnikschule und der Gewerbeschule Schwenningen. "Vor ein paar Tagen kam die Nachricht, dass eine weitere Lernfabrik an den Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen Donaueschingen eröffnet werden kann".

Tourismus und Demografiestrategie sind weitere Schwerpunkte der nächsten Jahre im Landkreis. In Bezug auf die Übernachtungen liegt der Kreis zwar an vierter Stelle im Land, "aber wir haben uns nicht wirklich weiterentwickelt", sagte Hinterseh. Konzepte und Visionen sind gefragt.

In Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung wird es am 19. März angesichts von Europa- und Kommunalwahlen eine Erstwählerkampagne im Landratsamt geben. "Ich hoffe, dass viele Wähler bereit sind, zu kandidieren und sich einbringen".