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Heimat: Erinnerungen an die Gründung des AC Germania und an Waldfeste am Stadtrand

VS-Villingen. Uhrmacher Karl Neininger war als Handwerker eher den feinen und leichten Dingen seines Berufes zugetan. Und doch war er es, der den Kraftsport mit Ringen und Gewichtheben in Villingen etablierte.

Und das war bereits 1896, als der Athletenclub AC Germania gegründet wurde. Neininger war in jener Zeit bereits als "Athleten-Rindvieh-Karle" populär, weil es ihm aus dem Stand gelang, nicht nur ein volles Bierfässchen zu stemmen, sondern auch mal ein Kälbchen oder schwerste Schleifscheiben über den Kopf zu lupfen oder eben zu stemmen.

Von Neininger, Fischer und Goschenhofer

Neininger war und blieb populär, sah im Metzgergesellen August Goschenhofer aus Nördlingen und in Ernst Fischer, dem Wirt im Gasthaus Schwert, auch "zum Säbel" genannt, weitere Freunde des Kraftsports, so dass es am 15. Mai 1896 zur Vereinsgründung kam. Kritisch beäugt vom TV 1848 Villingen, der in den "Kraftmeiern" eine Konkurrenz für die damals beliebten Leibesübungen sah.

Der Verein entwickelte sich günstig, weil auch Bierbrauer Wilhelm Ott dadurch mitwirkte, dass er der Germania eine Übungshalle in der Zinsergasse bauen ließ, nachdem man sich in einfachen Übungsräumen in der Kronengasse und auf dem Käferbergle die Muskeln strapazierte. Es kam nach der Fahnenweihe 1904 sowohl bis 1914 zu Sportfest und Kreisfest, nach 1918 zum Pokalringen und zum 25. Stiftungsfest mit Kraftsport-Wettstreit in der Richthofen-Kaserne. Und als man das 19. Verbandsfest des Deutschen Athletik-Sportverbandes 1929 hat ausrichten dürfen, war für die Folgejahre auch ein Open-Air-Trainings- und Festplatz ausgeguckt worden: der ehemalige Sandsteinbruch im Wäldchen zwischen Kneippbad und Loretto-Kapelle.

Man kann zwar die vielen sportlichen Erfolge des ACG dank seiner Vorstände, der Trainer, Ringer, Gewichtheber und Boxer als Wettkämpfer kaum außer Acht lassen, doch soll es hier eben ums Plätzle gehen. Jener idyllischen Lichtung, die in den 1930er Jahren eine fast gar legendäre Feststätte wurde. Ein Platz mit einer kleinen Hütte als Geräteschuppen.

Das jährliche Waldfest, eines von damals nur dreien in der Stadt, war bis 1939 eine der beliebtesten Festivitäten Villingens. Die Unterhaltung der Gäste bestand auch in Schauwettkämpfen der Ringer und Gewichtheber gegen Konkurrenten aus Triberg und St. Georgen. Zu sommerlichen Zeiten trafen sich die Aktiven samstags und sonntags zum gemütlichen Hock, wozu das Bier mit dem Leiterwagen zum Plätzle gefahren wurde.

Es gibt sogar Boxwettkämpfe

In all jenen Jahren schwitzen die Schwer-Athleten ernsthaft nach Feierabend in frischer Waldluft, so beim Steinstoßen, Hammerwerfen und Gewichtheben. Nach 1945 kam es gar zu Box-Wettkämpfen, wofür der Kohle-Beck die Ausstattung und das Nutzungsrecht sicherte.

Die Epoche "Athlete-Plätzle" war jedoch Ende der 1980er Jahre passé, als auch behördliche Auflagen und ein gesunkenes Interesse wirkten.