Alfons ist jetzt noch Deutscherer. Foto: Schimkat Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: Kabarettist mit Herz und Tiefgang begeistert

Von Hella Schimkat

VS-Villingen. Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als "Alfons", Kabarettist mit Herz und Tiefgang, betritt die Bühne im Theater am Ring und wird mit riesigem Applaus begrüßt – ebenso wie Sängerin Julia Schilinski, die Alfons am Klavier begleitet und zwischendrin aufmuntert.

Alfons hat die lange Bahnfahrt von Hamburg nach Villingen überlebt, die Trainingsjacke hat ihm niemand weggenommen, aber das Puschelmikrofon hat er wohl liegen gelassen. Macht nichts. Alfons hat stattdessen ein neues Programm mitgebracht, die Geschichte seiner Neueinbürgerung, schnell, schließlich lebt er erst seit 28 Jahren in Hamburg.

Kein Geringerer als Olaf Scholz habe ihm den besagten Brief mit der Frage, ob er nicht Deutscher werden möchte, geschrieben, berichtet er. Alfons lebt lange genug in Deutschland, um erst einmal nach dem Kleingedruckten zu forschen, das habe übrigens Gutenberg im 15. Jahrhundert erfunden, aber er findet nichts. Doch er musste erst einmal über den Vorschlag schlafen, heftete den Brief an den Kühlschrank, taute den zum ersten Mal nach 28 Jahren ab, was dieser ihm übel nahm und in Flammen aufging. Das dauerte ewig bis die Feuerwehr kam, "nur, weil ich sie zugeparkt hatte", wundert er sich. Denn eigentlich sind die Deutschen pünktlich.

Will er Deutscher werden? "Ihr seid ein friedliches Land, ja klar, Eure Waffen funktionieren ja auch nicht", relativiert er sein Lob. Aber er muss weit ausholen und in die Geschichte seiner Familie, seiner Grand mère, die er abgöttisch liebte, seines Urgroßvaters, und überhaupt der ganzen tollen Familie eintauchen: Das Publikum stöhnt nicht, bemerkt er erleichtert und beteuert in regelmäßigen Abständen, die Geschichte sei wahr. Und warum er sie erzähle, erfahre das Publikum auch noch, vielleicht noch am gleichen Abend. Seine stimmungsvolle Kindheit, die Großmutter, die immer lachte und allen und jeden, sogar Francois Mitterrand, mit ihrer dressierten Fliege auf der Jacke hereinlegte, diese hatte einen Magnet, und der Ausrufe wie "affengeil" geläufig waren. Und ihr Vater, der Patron, Alfons Urgroßvater, wurde von Franzosen verhaftet und sie begleitete ihn freiwillig nach Auschwitz, wo er laut einer Aufseherin im Kamin verschwand. So, das hatte gesessen, das Publikum schaute ungläubig und Alfons versicherte, die Geschichte sei wirklich wahr.

Großmutter überlebte Auschwitz, kam zurück und schloss später sogar Freundschaft mit Deutschen. So langsam dämmert es, warum Alfons diese Geschichte erzählt, warum auf Großleinwand ein Bild von Helmut Kohl und Francois Hand in Hand erscheinen und er bringt es schon wieder witzig rüber: "Diese beiden sagten sich, Kriege können unsere Länder gut, versuchen wir es einmal mit Frieden." Dann grübelt er wieder: "Wenn Ihr Deutschen demonstrieren wollt, meldet Ihr das an, füllt ein Formular aus und erklärt, dass Ihr am nächsten Tag ab 14 Uhr ganz wütend sein werdet." Er springt nach Großbritannien und schimpft, der Brexit sei der größte Fehler, seit die Briten das erste Mal Pfefferminze an den Lammbraten gaben...

Also Alfons hat den Einbürgerungstest bestanden und das Wagnis mit der Geschichte und dem neuen Programm, das den tiefen Hintergrund hat: "Nur Du entscheidest, wo Du Licht machst", ist gelungen. Großmutter würde sagen "affengeil" und das Publikum feiert ihn mit stehenden Ovationen.