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Poster besudelt, zerstört oder geklaut. FDP-Kandidat werden auf Wahlwerbung Augen ausgekratzt.

Villingen-Schwenningen - Zerstörte, besudelte oder gleich ganz heruntergerissene Wahlplakate prägen den Wahlkampf der AfD im und um das Oberzentrum. "Die Aktion reiht sich in eine nicht abreißende Serie an radikalen Angriffen gegenüber einer demokratischen Partei ein", sagt Martin Rothweiler, Sprecher der AfD Schwarzwald-Baar.

Als stark polarisierende Partei hat die Alternative für Deutschland besonders zu kämpfen: Während die Plakate von CDU und Grünen ohne jedes Manko wichtige Verkehrsadern im Oberzentrum säumen, waren die Poster der AfD schon zahlreichen Angriffen ausgesetzt, kaum dass sie hingen. "Hierbei handelt es sich um einen schwerwiegenden Eingriff in die Meinungsfreiheit und die Möglichkeit der demokratischen politischen Meinungsbildung", meint Rothweiler und zählt das Ausmaß des Schadens auf: In Mönchweiler seien alle Plakate beschmiert oder zerstört worden, in Bad Dürrheim zehn von 25 möglichen genehmigten, in Villingen habe man die Plakate in der Schwenninger Straße und dem Kaiserring bereits ersetzen müssen, am Villinger Bahnhof wurden zwei und auf Höhe des Landratsamtes noch zwei Plakate gestohlen, in Schwenningen seien in der Neckar- und Sturmbühlstraße sowie an der Messe 14 Plakate zerstört und/oder entwendet worden.

Täter müssen mit Steighilfe unterwegs gewesen sein

Dabei habe man vorsorglich, "aufgrund der bitteren Erfahrung der letzten Jahre" bereits etwa 90 Prozent aller Plakate auf einer Mindesthöhe von drei Metern aufgehängt. Demzufolge seien die Plakatschändungen wohl gezielte Aktionen mit mitgebrachter Leiter oder Steighilfe und keine Affekthandlungen oder harmlose Streiche. "Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht irgendwelche Meldungen über neue zerstörte oder komplett entfernte Plakate erhalte", ärgert sich Rothweiler.

"Wenn schon Plakate in drei Meter Höhe eine Halbwertszeit von 24 Stunden haben, dann können wir es uns auch nicht erlauben, Großflächenplakate oder Aufsteller in der Innenstadt zu platzieren", so Rothweiler auf eine Anfrage unserer Zeitung hin – im Bundestagswahlkampf 2017 habe die AfD das noch gewagt und stellte Großflächen-Transparente auf, aber: "Kein einziger blieb unbeschadet."

In seiner Nachricht an die Presse zieht Rothweiler einen drastischen Vergleich. Seiner Meinung nach sind die Aktionen in der Region Teil einer nicht abreißenden Serie radikaler Angriffe. Als weitere Beispiele führt er Internet-Verlinkungen zu Berichten über drei brennende Autos der AfD in Essen sowie einen Bombenangriff auf die AfD in Döbeln und brennende AfD-Plakate in Berlin.

Nichtsdestotrotz: Eine Anzeige erstellt die Kreis-AfD hierzulande nicht. "Wir werden uns und die Polizeibehörden nicht mit einer aussichtslosen Anzeige weiter belästigen", so Rothweiler.

Wird FDP wegen Carolis AfD-Vergangenheit zum Ziel?

Anders handhabt man das bei der FDP. Auch sie wurde ein Opfer von Plakatschändungen. So wurden beispielsweise dem FDP-Stadtrat Frank Bonath auf einem Großflächenplakat an der Saarlandstraße die Augen ausgekratzt, Kreistagskandidat Michael Steiger blickt auf seiner Stellwand nun nicht nur auf seinen Slogan, sondern auch auf ein darüber gespraytes "Verpisst euch". Ob ein Zusammenhang zwischen diesen Taten und der ehemaligen AfD-Zugehörigkeit des FDP-Stadtrats Dirk Caroli besteht, kann nur gemutmaßt werden. Dennoch ist aktuell die Häufung von solchen Angriffen ausgerechnet bei der AfD und der FDP im Oberzentrum zumindest auffallend. "Wir melden solche Zerstörungen immer. Die Plakate werden dann auf unsere Kosten, innerhalb von ein paar Tagen ausgetauscht", erklärt der FDP-Bundestagsabgeordnete und hiesige Stadtrat Marcel Klinge auf Anfrage des Schwarzwälder Boten.

Solche Zerstörungen und Beschmierungen seien, "egal bei welcher Partei", immer sehr ärgerlich. "Politik lebt vom Austausch und unterschiedlichen Standpunkten", und womöglich vergessen die Täter, "dass wir alle Werbemittel als FDP-Stadtverband selbst zahlen müssen". Am Ende seien es die FDP-Mitglieder, die für den Schaden aufkommen müssten. "Wir machen in diesem Wahlkampf sehr viel, um Menschen zur Wahl zu bringen. Daher ist so etwas wirklich ärgerlich. Und am Ende auch unnötig", so Klinge weiter.