Stadt will Gas geben. Nachbesserungen sollen in Kürze kommen. (Schwabo plus)
Villingen-Schwenningen - Wird jetzt alles besser? Diese Hoffnung dürfen Busfahrgäste in Villingen-Schwenningen haben, denn nun fand er statt: Der seit Jahresbeginn ersehnte Krisengipfel in Sachen VS-Bus – und er soll schon bald Früchte tragen. Nach der Fahrplanumstellung staut sich der Äger. Jetzt verspricht die Stadt Villingen-Schwenningen rasche Verbesserungen – aber nicht für alle. Mehr dazu lesen Sie in unserem (Schwabo plus)-Artikel.
Wer dabei war, der betont: Es sei kein Krisengipfel gewesen, sondern lediglich eine "ganz normale, nichtöffentliche" Sitzung des Arbeitskreises ÖPNV, und die Reaktionen auf die Fahrplanänderungen seien auch nur einer von mehreren Tagesordnungspunkten gewesen. Doch angesichts des Unmuts unter den Fahrgästen, der schier unzähligen verärgerten Briefe, E-Mails, Telefonanrufe und persönlichen Anmerkungen von Busfahrgästen an die Stadtverwaltung ist klar: Das Thema genoss am Donnerstag Priorität, denn es kriselt seit der Fahrplanumstellung gewaltig. Jenen, die mit ihrem Unmut allzu sehr ins Rathaus drängten, war das Gespräch am Donnerstag im Vorfeld als jener Termin genannt worden, bei dem sich herausstellen werde, ob und wie schnell nachgebessert werde.
Unmut habe sich, so Pressesprecherin Oxana Brunner, vor allem in folgenden Bereichen aufgestaut: Wöschhalde, Haslach und Goldenbühl (wo viele Linien teils vollkommen leer verkehren), am Friedhof Villingen (wird nur noch von einer Linie angefahren), Hammerhalde (mangelhafte Anbindung Gymnasium am Hoptbühl) und der Gluckstraße in Schwenningen (hier wurde sogar eine Unterschriftenliste initiiert). "Es gab aber auch positive Rückmeldungen", betont Brunner, insbesondere im Bereich Eschelen und Hochschule.
Freilich müsse erst reifen, was am Donnerstag dargelegt worden ist. Dennoch war am Freitag zu erfahren: Bis zum nächsten Fahrplanwechsel am Jahresende will man die meisten Busfahrgäste nicht auf die Folter spannen – dass diese das auch gar nicht zulassen wollen, taten sie im übrigen in zahlreichen, sehr deutlichen Schreiben an die Verwaltung kund. In einzelnen Bereichen, beschwichtigt Brunner, werde es vielleicht sogar kurzfristige Verbesserungen geben. Das große Ganze will die Stadtverwaltung dem Gemeinderat "baldmöglichst" in einer der nächsten Sitzungen als Vorlage präsentieren.
Bei Recherchen des Schwarzwälder Boten nach der Sitzung am Donnerstag war zu erfahren, dass bei der Stadtverwaltung vor allem hinsichtlich der teilweise übervollen Busse, aber auch der von vielen Beobachtern bemängelten ganz leeren Fahrzeuge, nun doch über eine Fahrgasterhebung nachgedacht wird. Vor rund zwei Jahren sei die Anschaffung entsprechender Zähleinheiten in den Bussen für einen Betrag von rund 30.000 Euro vom Gemeinderat abgelehnt worden, erläuterte zuletzt Bürgermeister Detlev Bührer. Nun aber unternimmt man offenbar einen neuen Anlauf für eine solche Zähleinheit, um Klarheit über die tatsächliche Frequenz zu bekommen.
Nun doch billigere Bustickets und eine Fahrgastzählung?
Diese will man auch mit einer Fahrpreissenkung steigern. "Das Busfahren muss günstiger werden – das Hauptbestreben ist ja eine größere Akzeptanz des ÖPNV", findet auch Karl-Henning Lichte von den Freien Wählern, der ebenfalls Mitglied im Arbeitskreis ÖPNV ist. Im April findet eine Klausurtagung des Kreistages statt, auch in deren Verlauf soll das Thema werden.
Am Donnerstag wurde nach Informationen unserer Zeitung der Fokus stark auf Schwenningen gelegt, wo ein "Hauptdefizit" seit der Fahrplanumstellung ausgemacht worden sei. Durch die Öffnung der Schulbezirke kränkelt vor allem die Schülerbeförderung. "Ein Weg für alle Schüler wird gesucht", war am Freitag zu hören. Umsteigefrei aber werde das nicht überall erfolgen gehen können.
Ob die Anlieger in Wöschhalde und Haslach, wo nach deren Empfinden unzählige überflüssige Fahrten die Idylle im Wohngebiet stören, große Hoffnung haben dürfen, ist fraglich. Im Zuge der Umstellung von einem ÖPNV mit Fokus auf der Schülerbeförderung hin zu einem Busfahrplan mit schneller Taktung für die breite Masse müsse man so etwas gegebenenfalls in Kauf nehmen, ließ einer der Sitzungsteilnehmer als Fazit hierzu verlauten.
Seit Jahresbeginn häufte sich bei Alexander Schmid, dem verantwortlichen Mitarbeiter im Grünflächen- und Tiefbauamt, der Ärger: Beschwerden von Anliegern wegen neuer Bushaltestellen unmittelbar vor dem Schlafzimmerfenster, die von größtenteils leeren Bussen bedient werden; hinzu kam Kritik wegen zu häufigen und plötzlich notwendigen Umstiegen, wegen einer nicht funktionierenden Schülerbeförderung in vielen Bereichen; oder auch ganz salopp und vorschnell geäußerte Kritik, die Stadt spare wegen Geldmangels das Busangebot tot. "Das Gegenteil ist der Fall", erläutert Klaus Martin, Fraktionssprecher der CDU im Gemeinderat, auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Auch er saß beim ÖPNV-Gespräch und habe sich dabei selbst von manchem Vorurteil freigemacht. "Herr Schmid macht einen tollen Job", lobte er den Mann, der von vielen Fahrgästen hart angegangen worden war. Das wiederum sei nicht verwunderlich. Im Busverkehr der Doppelstadt sei mit der Fahrplanumstellung quasi ein Paradigmenwechsel erfolgt – weg von der Priorisierung für den Schülerverkehr, hin zu einem Schwerpunkt im Taktverkehr. "Und man muss umsteigen, das ist neu für uns, daran müssen wir uns gewöhnen." Martin ist zuversichtlich, dass viele Verbesserungen bald umgesetzt werden.
Letzte Anregungen für die Nachbesserungen beim Busverkehr in VS möchte die CDU Villingen-Schwenningen am Donnerstag, 27. Februar, bei einer Veranstaltung für die interessierte Öffentlichkeit sammeln und dabei auch über die Veränderungen und Gründe dafür informieren.