Hartz-IV-Empfängerin fühlt sich ungerecht behandelt. Kein Rechtsanspruch einkaufen zu können.
Villingen-Schwenningen - Auf den Tafelladen in Schwenningen ist eine Hartz-IV-Empfängerin nicht gut zu sprechen, nachdem sie sich dort ungerecht behandelt fühlte. Lotte Sütterlin vom Trägerverein der Tafel, Mach mit, verweist auf ihr bewährtes System, den Kundenstrom zu bewältigen.
Erst ein paar Mal war die Frau aus Schwenningen, die seit kurzem Hartz-IV empfängt, in dem Tafelladen Ob dem Brückle gekommen. Am Dienstag wollte sie es besser machen als die Male zuvor und kam gut eine halbe Stunde vor Öffnung. Als die dann ihr Kärtchen mit der Nummer 35 ausgehändigt bekam, die Frauen direkt vor und hinter ihr einstellige Nummern hatten, verstand sie die Welt nicht mehr und meinte, dass dies ungerecht sei. Schließlich habe auch sie länger als eine halbe Stunde gewartet und müsse nun 34 andere Kunden vorlassen.
Als ihr Ausweis, den sie von der Tafel nach Vorlage der Hartz-IV-Bescheinigung erhalten hatte, auch noch einbehalten wurde, brachte dies für sie das Fass zum Überlaufen. Eine Verkäuferin habe ihr zudem gesagt, dass sie nicht in diesem Ton sprechen solle, und sie brauche auch nicht mehr zu kommen. Genau dies will die Betroffene nun tun und fortan lieber im Tafelladen in Villingen einkaufen. So lasse sie sich nicht behandeln, zumal sie weder ausfällig geworden sei noch Schimpfwörter benutzt habe. Sie habe nur die Wahrheit geäußert, dass dieses Verfahren nicht gerecht sei. So etwas gebe es in anderen Städten nicht.
"Die lasse ich nicht in Villingen einkaufen", entgegnete Lotte Sütterlin. Aus logistischen Gründen sei dies nicht möglich. Sie müsse wissen, wie viele Kunden kommen, um danach die nötigen Waren organisieren zu können.
Es sei für alle genug da
Das System mit den Nummern, die immer kurz vor Ladenöffnung ausgelost und dann an die Wartenden verteilt werden, habe sich bewährt. So würden lange Schlangen schon Stunden, bevor der Tafelladen öffnet, vermieden. Bei Öffnung würden nun die Losnummern an die Wartenden ausgegeben und der Tafel-Ausweis einbehalten, bis die Betreffenden eingekauft haben. Immer zehn Personen können in den Laden. In eineinhalb Stunden sei alles abgewickelt. Es sei für alle genug da, beteuerte Sütterlin. Niemand müsse fürchten, er bekomme nichts mehr. Bis zu 50 Kunden kommen täglich ins Geschäft. "Wir tun viel für die Leute und sie sind auch dankbar", meinte Lotte Sütterlin.
Die Frau am Dienstag sei zu schnell verschwunden gewesen, weshalb sie ihren Ausweis nicht bekommen habe. Sie erhalte ihn selbstverständlich zurück, meinte Sütterlin, wenn sie wieder komme. Aber an die Vorgaben müsse sie sich halten wie alle anderen auch. In den Tafelläden in Donaueschingen, Triberg und Villingen-Schwenningen, die der Verein Mach mit betreut, werde so verfahren, sagte Sütterlin. Da die Tafelläden privat organisiert werden, meist von Vereinen, besteht kein Rechtsanspruch darauf, dort einkaufen zu können.