Werner Leute präsentiert in der Backstube seine Bärentatzen, die die Villinger sicherlich vermissen werden. Foto: Eich

Bäckerei Leute hört am 30. November auf. Werner Leute freut sich auf Weltumsegelung.

VS-Villingen - Leicht wird es Werner Leute nicht fallen, am 30. November die Tür seines Cafés am Riettor hinter sich abzuschließen und seine Backstube stillzulegen. Denn damit geht eine 128-jährige Bäckerei-Ära in Villingen zu Ende.

"Die Bärentatzen habe ich frisch gebacken, die gehen immer gut weg." Werner Leute führt durch seine Backstube am Warenberg. Von hier aus wurden die Villinger die vergangenen Jahrzehnte mit frischen Backwaren versorgt. "Die Kunden kommen zu uns und fragen, wo sie denn zukünftig hin sollen", berichtet Leute von den Reaktionen aus dem Café, als klar wurde, dass er aufhören wird. Schließlich sei die Bäckerei Leute insbesondere mit den Biobackwaren Platzhirsch in VS.

Auch deshalb fällt es ihm natürlich schwer, diesen Schritt zu gehen. "Ich habe den Beruf bis zum Schluss sehr gerne gemacht." Anders sei es wohl auch nicht möglich gewesen, sechs Tage die Woche um 1 Uhr das Bett zu verlassen, um Stunden lang in der Backstube zu stehen – Urlaube und Ausschlafen waren da eher die Ausnahme. Sogar bei der Harmonie in Schwenningen nahm man Rücksicht auf ihn und legte die Proben eine Stunde nach vorne, damit der Bäcker pünktlich um 22 Uhr Schlafen gehen konnte. "Das ist schon nicht immer so einfach gewesen."

Doch Leute hat damit eine lange Familientradition am Leben gehalten, die ihren Ursprung im Jahr 1888 hat. Damals gründete sein Urgroßvater Emil den Betrieb in der Niederen Straße, der von seinem Großvater Wilhelm Leute übernommen wurde.

Vater Erich und Onkel Herbert führten später die Bäckerei weiter, gingen ab 1970 dann aber getrennte Wege. "Mein Vater erbte das Haus seiner Eltern am Warenberg und richtete damals hier die Backstube und einen Lebensmittelladen ein", erinnert sich der 60-Jährige.

Leute freut sich auf Zeit danach

1987 kam schließlich Werner Leute ins Spiel: Gemeinsam mit seinem Vater eröffnete er das Café am Riettor. Auch nachdem sich Vater Erich 1993 zurückzog, blieb er dem Handwerk treu, übernahm im Jahr 2000 zudem den Betrieb seines Onkels in der Niederen Straße, den man 2014 dann aber aufgab. Und auch sein Bruder Bernhard fand Gefallen am Arbeiten in der Backstube. "Ich habe ihn 2004 angelernt – er war maßgeblich daran beteiligt, dass wir unsere Biobackwaren und das Holzofenbrot in das Sortiment aufgenommen haben."

Ein Glücksfall, wie Werner Leute im Nachhinein findet. Denn aufgrund dieser Nischenprodukte konnte er andere Kundschaft anlocken, die beim Billig-Bäcker nicht glücklich wurden. "Bei uns kann man genau sagen, was alles im Brot ist – wir haben keine Zusatzstoffe." Dank der Zusammenarbeit mit der Mühllehen-Mühle von Erwin Ettwein in Königsfeld-Buchenberg konnte Leute bis zuletzt garantieren, dass das Mehl von den Bauern aus der Region stammt.

Doch trotz der langen Tradition, die nun zu Ende geht, freut sich Leute auf die Zeit danach. Das hat einen besonderen Grund: "Ich werde mit meinem Bruder eine Weltumsegelung machen." Drei bis vier Jahre haben sie dafür geplant, das Boot liegt schon startklar bei Pisa. "Ich möchte noch etwas von der Welt sehen, intensive Urlaube hatte ich ja nie", blickt Werner Leute voller Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt, der ab Januar kommenden Jahres beginnen wird.

Dann müssen die Villinger zwar zukünftig auf die traditionsreiche Bäckerei verzichten, aber an das Biobrot und natürlich auch die Bärentatzen von der Bäckerei Leute wird man sich im Städtle sicherlich noch lange erinnern.