Carolin Kohn wird am Sonntag in der Stadtkirche verabschiedet. Foto: Riesterer Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Carolin Kohn verlässt nach 23 Jahren die Diakonischen Beratungsstelle in Schwenningen

VS-Schwenningen. Carolin Kohn war 23 Jahre lang in der Diakonischen Beratungsstelle der evangelischen Kirchengemeinde in Schwenningen tätig. Nun wechselt sie in das Mehrgenerationenhaus "Haus der Familie" in Tuttlingen, in dem sie für die dortige Diakonie tätig sein wird. Am Sonntag, 24. Juni, wird die 52-Jährige deshalb in einem Gottesdienst zur Woche der Diakonie in der Stadtkirche ab 10 Uhr verabschiedet. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erzählt Kohn von ihrer Zeit bei dem kirchlichen Sozialverband, ihrer Herzensangelegenheit Kurberatung und von Orten zum Entspannen in Schwenningen.

Frau Kohn, Sie sind in Schwenningen aufgewachsen. Welches sind Ihre Lieblingsorte in der Neckarstadt?

Das sind ganz klar das wunderschöne Schwenninger Moos zum Spazierengehen. Ich mag aber auch den Muslenplatz. Mein Geheimtipp ist jedoch das Alte Römersträßle. Dort habe ich es oft genossen, mich nach Feierabend einfach mal auf eine Bank zu setzen.

Welche Aufgaben hatten Sie bei der Diakonischen Beratungsstelle inne?

Das hat sich im Lauf der Jahre sehr verändert. Anfangs habe ich manchmal auch Kaffee für Obdachlose gemacht. Dann ist meine Arbeit wie das gesamte Angebot der Diakonie sehr in die Breite gegangen. Zuletzt war ich eigentlich das "Mädchen für alles" (lacht). Ich habe mich um das Rechnungswesen gekümmert, die Kurberatung und -vermittlung und den Diakonieladen mit seinen 50 Ehrenamtlichen koordiniert. Dazu kamen noch allgemeine Verwaltungsarbeiten und ein halber Tag in der Woche am Empfang.

Welche Aufgabe ist Ihnen ans Herz gewachsen?

Ich arbeite recht gerne im Stillen. Beim Rechnungswesen ist gefordert, mal um eine Ecke zu denken. Das mache ich eigentlich recht gerne. Aber zu meiner Herzensangelegenheit ist auf jeden Fall die Kurberatung geworden.

Was macht diese Arbeit so besonders?

Es handelt sich in erster Linie um Mutter-Kind-Kuren, beziehungsweise seit einigen Jahren auch Kurangebote für Väter. Da kamen Menschen bei mir an, die nach einer Mehrfachbelastung in ihrem Leben vollkommen erschöpft waren. Das kenne ich als Mutter auch. Deshalb war es mir sehr wichtig, diese Kuranträge durchzubringen und war auch immer hartnäckig, wenn diese zuerst abgelehnt wurden. Sind diese Personen dann aus der Kur zurückgekommen, haben sie sich wieder neue Ziele gesetzt, über den Tellerrand hinaus geschaut und sich nicht mehr nur im Kreis gedreht. Es ist großartig, wenn man so etwas mit seiner Arbeit bewirken kann.

Was machen Sie gerne abseits der Arbeit in Ihrer Freizeit?

Wichtig ist mir da die Entspannung. Dazu gehe ich regelmäßig in die Sauna, durch meinen Partner habe ich zuletzt auch schöne Waldspaziergänge im Donautal für mich entdeckt.

Und nach der Entspannung?

Ein absolutes Hobby von mir ist das Kegeln. Auch, weil mit dieser Gruppe regelmäßig abseits der Kegelbahn Freizeitveranstaltungen unternommen werden. Allgemein ist es mir wichtig, auch unter Leuten zu sein. Ich besuche gerne meinen Sohn und dessen Freundin, und weil ich sechs Geschwister habe, stehen natürlich auch mit diesen regelmäßige Treffen an (lacht). Und ich gehe seit 25 Jahren zu einem Frauentreff.

Über welche Themen reden Sie dort besonders gerne?

Eigentlich querbeet. Natürlich sprechen wir dort häufig über Politik, Kunst und Kultur... Aber meist geht es um unsere Kinder, wie es ihnen geht und für welche Wege sie sich in ihrem Leben entscheiden.

Engagieren Sie sich auch ehrenamtlich?

Ja, ich bin in der Stiftung "Neue Hoffnung" tätig, zum einen ehrenamtlich im Stiftungsrat, aber auch nebenberuflich. Da betreue ich für die Stiftung die Hausverwaltung. Herangeführt hat mich damals Albrecht Benzing, der sich seit so vielen Jahren für die Menschen einsetzt, die hier eine neue Heimat suchen. Er ist ein feiner, inspirierender Mensch und ich habe viel von ihm gelernt.

Welche Menschen würden Sie darüber hinaus als Vorbilder bezeichnen?

Da fällt mir sofort Reinhold Hummel ein. Er war ja auch schon in der Diakonie, bevor ich dort angefangen habe. Es ist beeindruckend, wie er seine Rolle als Vorgesetzter interpretiert. Er ist nicht "der Chef", sondern Berater, Kollege und Freund. Auch von ihm habe ich sehr viel mitgenommen. Was mich zudem stets sehr berührt und bewegt hat, ist der Einsatz, den die ehrenamtlichen Frauen im Diakonieladen über Jahre hinweg geleistet haben. Dabei ist vor allem Sigrid Seemüller zu nennen, die bis zu ihrem Ausscheiden als gute Seele alle zusammengehalten hat.

Wie geht es für Sie weiter?

In Schwenningen aufzuhören und damit hier die Kirchengemeinde zu verlassen, war ein sehr schwerer Schritt. Umso mehr war es für mich ein Glücksfall, dass in Tuttlingen, wohin ich mich orientieren wollte, bei der Diakonie genau diese Stelle ausgeschrieben war. Dort mache ich auch die Kurberatung und das Rechnungswesen. Es ist sehr interessant, im "Haus der Familie" arbeitet man unter einem Dach mit der Caritas. Ich habe auch schon meine neuen Kollegen und meinen neuen Chef kennengelernt, die alle richtig nett sind.

Was werden Sie an Schwenningen vermissen?

Meine Kollegen werden mir schon fehlen. Wenn man über Jahre in einem Team zusammenarbeitet, das verbindet schon. Aber weil mein Sohn in Schwenningen wohnt, werde ich ja regelmäßig hier sein und beispielsweise der Stiftung erhalten bleiben. So freue ich mich auch bereits auf die Kulturnacht. Die ist etwas besonderes, nicht nur aus kultureller Sicht, sondern als Treffpunkt. Da kommen sogar die Villinger rüber.

 Die Fragen stellte Fabian Riesterer.