Beim Bürger-Workshop diskutierten Rolf Fußhoeller und Familie Gianotti über den Muslenplatz. Foto: Falke

Sanierung der Fußgängerzone: Architekt Uwe Schlenker zeigt, wie Schwenningen zu einer Perle werden kann.

VS-Schwenningen - Einen Spaziergang in die Zukunft wagten 75 Bürger, die am Workshop zur Sanierung der Schwenninger Fußgängerzone teilgenommen haben. Architekt Uwe Schlenker zeigte mit einer 3D-Animation anschaulich, wie Schwenningen zu einer Perle werden kann.

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie fahren zum gemütlichen Einkaufsbummel nach Schwenningen. Geparkt wird auf dem zentralen Parkplatz am Hockenplatz. Ihre Shopping-Tour kann losgehen. Das helle neue Pflaster in Muschelkalk-Farben lässt den neuen Platz freundlicher und geräumiger aussehen. Der Narrenbrunnen, der nun eingebettet zwischen zwei größeren Bäumen platziert ist, kommt nun zu seiner wohlverdienten Geltung. Die grauen Flächen weisen Ihnen den Weg in die richtige Richtung hin zur Einkaufsmeile. Auf der linken Seite warten die ersten Gastronomie-Angebote unter großzügig angepflanzten Bäumen mit Holzsitzbänken auf Gäste.

An der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße müssen Sie in Zukunft nicht mehr auf den Verkehr achten und setzen sich erstmal für einen Kaffee in das Café am Eck. Ihr Blick wandert hinunter zum kleinen Muslenplatz, Kinder springen um das Wasserspiel herum und lachen laut. Viele Menschen flanieren entspannt an Ihnen vorbei, bepackt mit vielen Tüten. Weiter geht Ihr Spaziergang über den kleinen Muslenplatz in die nicht mehr überdachte Passage.

Sie schauen geradewegs auf den Muslenplatz. Den Muslenbrunnen müssen Sie dabei nicht mehr umrunden – wer ihn vermisst, findet ihn im Mauthepark. Der Muslenplatz ist jetzt kein unebenes Fleckchen mehr – er ist nun ein Platz, der zum Verweilen auf den Sitzstufen zum evangelischen Gemeindehaus einlädt, der klar vorgibt, wohin Sie die weiteren Wege führen. Ob zum neubelebten Rössle-Center und H & M in der jetzigen Stadtbibliothek, zum Modehaus Götz über die neugestalteten Treppen und Rampen hinunter zum Le Prom oder in Richtung Stadtkirche. Auf dem Vorplatz des Heimatmuseums serviert ein Kellner den Gästen ihr Mittagessen. Während Sie sich dort stärken, schauen Sie hinüber auf eine Reihe mit fünf Amber-Bäumen. Im Anschluss an Spaghetti Bolognese geht es noch in die Eisdiele zum leckeren Eisbecher als Nachtisch.

Die Uhr des neuen Campanile (Bezeichnung für einen italienischen Glockenturm) schlägt 13 Uhr. Die Bühne für die bevorstehende Kulturnacht wird gerade neben dem Glockenturm aufgebaut. Morgen schon werden wieder zig-tausende hier einen wunderschönen Tag verbringen. Kein Brunnen mehr, der im Weg stehen wird, um den sich die Menschen drängen müssen. Kein Gefälle mehr mit unsicherem Stand. Gemütliches Sitzen auf den Steinstufen, auf den vielen Sitzbänken entlang dem Platz und eine gastronomische Vielfalt, die jedem gerecht werden kann. Nach einem schönen Einkaufstag in den vielen Läden, schlendern Sie zurück zum Hockenplatz, vorbei an der Rondell-Bar, in der Sie abends wieder zu Gast sein werden. Sie laden ihren Kofferraum mit den Tüten voll und fahren zufrieden nach Hause – nach Villingen oder Schwenningen.

So ähnlich könnte ein Tag aussehen, wenn der Gemeinderat sich für das vom Architekturbüro Schlenker ausgearbeiteten Konzept entscheiden sollte. Der Gemeinderat soll im März darüber entscheiden. Ob solch einschneidende Veränderungen wie die Entfernung des Passagendaches oder die Verlegung des Muslenbrunnens sich so umsetzen lassen, wird zu diskutieren sein. Wenn es nach der Stadtverwaltung geht, dann beginnen die ersten Arbeiten am Hockenplatz bis hinunter zum City-Rondell bereits im August. Im November, bevor der Winter über Schwenningen einbricht, möchte die Stadtverwaltung den ersten Abschnitt erfolgreich abgeschlossen haben.

Die Kosten für den ersten Bauabschnitt sind mit 1,1 Millionen Euro bereits im Haushalt eingeplant. Die Teilnehmer des Bürger-Workshops, bei dem auch einige Händler präsent waren und mitdiskutierten, zeigten sich mit der Planung zum Großteil einverstanden. Die Vision für die Zukunft ist da – in einigen Jahren könnte sie zur Realität geworden sein.

Info: Überblick

Die Plätze der Innenstadt sollen zur Perlenkette Schwenningens werden. Mit den neu gepflasterten Wegen wird der Passant durch die komplette Einkaufsmeile gelotst. Die Innenstadt zeigt sich nach Ansicht von Baubürgermeister Rolf Fußhoeller und Architekt Uwe Schlenker damit urbaner, moderner und offener. Die einschneidendsten Änderungen werden die Entfernung der Überdachung der Passage und des Muslenbrunnens sein, ebenso die Schließung der Friedrich-Ebert-Straße für den gewöhnlichen Verkehr. Die Stadtverwaltung und das Architekturbüro hoffen darauf, dass auch die Hauseigentümer dann die Fassaden ihrer teils in die Jahre gekommenen Schmuckstücke auf Vordermann bringen. Für die Passage gibt es, wie an dem Abend zu hören war, wohl auch schon die Zusage des Regierungspräsidiums. Eigentümer könnten auf Steuerersparnis hoffen, wenn sie ihre Hausfassaden sanieren, allerdings nicht auf Zuschüsse der Stadt.

Der motorisierte Zugang zur Innenstadt für die Anwohner sollte über die Jakob-Kienzle-Straße erfolgen. Mit der Innenstadtsanierung erhofft sich die Stadt mehr Interesse von der Gastronomie. "Es gibt bereits Interessenten", so Uwe Schlenker.