Foto: Mareike Bloss

Über 300 Menschen ziehen bei sonnigem Wetter durch die Innenstadt. Verlegung der Demo von Sonntag auf Montag lohnt sich nicht.

Villingen-Schwenningen - Anderer Tag, andere Uhrzeit: Auch trotz scheinbar besserer Voraussetzungen zog die vierte Pegida-Kundgebung  am Sonntagnachmittag kaum mehr Anhänger auf den Münsterplatz, die Antifa-Gegendemo sogar weniger. Zumindest ein friedlicher Verlauf war somit gesichert.

Während sich die SBH-Gida bei 146 eigens gezählten Teilnehmern sicher ist, die Kundgebung im zwei- bis dreiwöchentlichen Rhythmus weiterhin stattfinden zu lassen, steht für die Organisatoren der No-Pegida-Bewegung fest: Veranstaltungen in dieser Art werde es zukünftig nicht mehr geben, so Pascal Pestre nach Ende der parallel stattfindenden No-Pegida-Kundgebung.

Dabei hatten sich Pestre und sein Kollege Nicolas Schurr zusammen mit den Vertretern der Kirche, muslimischen Vereinen sowie den Gewerkschaften für das vierte Mal ein anderes Konzept einfallen lassen, das immerhin 400 Interessierte in die Villinger Innenstadt lockte: Ein Friedensmarsch vom Bahnhof bis zum Osianderplatz, der an drei Stationen – jüdisches Mahnmahl, muslimische Moschee und Franziskaner-Vorplatz – Halt machen und die drei Weltreligionen repräsentieren sollte. Unter dem Motto "Für ein buntes Villingen" nutzten wiederum einige Redner die Gelegenheit, um ihre Stimme gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu erheben.

Pascal Pestre stellte im Anschluss die Sinnfrage der sich wiederholenden Gegendemos und verwies gleichzeitig auf alternative interkulturelle Veranstaltungen, die geplant seien. "Wir hoffen, diese Konzepte in Zukunft nach und nach verwirklichen und somit ein anderes Zeichen für interkulturelle Vielfalt setzen zu können", meint der Organisator.

Auch das Offene Antifaschistische Treffen VS, das erstmals im Vorhinein mit einem Infostand auf dem Latschariplatz Aufklärungsarbeit zu eigenen Werten und Inhalten leisten wollte, ist sich über die Zukunft des Modells Demo und Gegendemo nicht mehr sicher: "Die Gefahr des sich Totlaufens ist offensichtlich. Und lange macht das die Pegida auch nicht mehr mit", ist sich Pressesprecher Robert Hertkamp sicher.

Und so war es nicht verwunderlich, dass die Antifa-Seite, die wie bereits bei der letzten Kundgebung durch einen polizeilich errichteten Korridor von der Pediga-Demo abgeschirmt war, mit etwa 100 Anhängern nur spärlich am Münsterplatz besetzt war. "Stop Pegida"- sowie "Nein zu Nazipropaganda"-Rufe schienen diesmal nicht mehr zu nützen – grelle Punk- und Hardrockmusikfetzen aus aufgestellten Lautsprechern sollten zusätzlich helfen, die Pegida-Kundgebung zu durchbrechen.

Wiederum ziemlich unbeeindruckt davon zeigte sich die Dreiländereck-Pegida, die unter der Leitung von Frontfrau Sabrina Grellmann ihr Reden-Programm vom aufgeklappten Kleinbus aus durchzog. Hauptredner Michael Mannheimer, freier Journalist und profilierter Islam-Kritiker, sollte dabei den größten Zuspruch und Beifall der Anhänger ernten. Mit rhetorischem Geschick propagierte er durch das Megaphone den "Völkermord an uns Deutschen" sowie den Wunsch nach der "Wiederbelebung des Rechtsstaatsystems in Deutschland". Die Zuhörer schwenkten ihre zahlreichen Deutschlandfahnen und antworteten mit deutlichen "Wir sind das Volk"-Rufen.

Bereits bei der letzten Pegida-Kundgebung war der zunehmend rechtsgerichtete Einschlag unter den Pegida-Leuten offensichtlich geworden. "Wir kommen wieder" gab sich schließlich Sabrina Grellmann siegessicher, die abermals einem Gespräch mit der Presse aus dem Weg ging.

Ein ähnlich hohes Polizeiaufgebot wie zuletzt sicherte, dass die jeweiligen Kundgebungen sowie die Abwanderung von Pegida und Antifa friedlich verliefen.

"Wir können zufrieden sein mit dem Verlauf der heutigen Veranstaltungen. Unser Konzept scheint sich bewährt zu haben", sagte Pressesprecher Thomas Sebold vom Polizeipräsidium Tuttlingen.

Zeigen wird sich, ob ein weiterer Einsatz in Villingen überhaupt noch notwendig sein wird.