Erneut untermalte der Posaunenchor des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) Schwenningen, diesmal unter Leitung von Johannes Menge, den Eröffnungsgottesdienst in der Pauluskirche. Foto: Trenkle

Zahl der Helfer steigt erneut. Kulturprogramm mit Musik und Filmen.

VS-Schwenningen - Die 16. Schwenninger Vesperkirche ist seit dem Sonntag eröffnet.

Ist Verwandlung möglich? Vom Dunklen ins Helle, vom Passiven ins Aktive? Solche Fragen stellte sich und der Gemeinde am Sonntag Dekan Wolfgang Rüter-Ebel vom evangelischen Kirchenbezirk Villingen bei seiner Gastpredigt in der Schwenninger Pauluskirche. Dass Verwandlung möglich ist, dafür ist diese Kirche das beste Beispiel: Mit dem Eröffnungsgottesdienst startete gestern im voll besetzten Kirchenraum die 16. Schwenninger Vesperkirche. Vier Wochen lang, vom 20. Januar bis zum 17. Februar, findet diese täglich von 11 Uhr bis 15 Uhr in der Pauluskirche, Paulusplatz 10, statt. Darüber hinaus gibt es wieder ein interessantes Kulturprogramm mit Musik und Filmen.

Angelegt ist das Projekt primär für Menschen ohne finanzielle Ressourcen

Angelegt ist das Projekt primär für Menschen ohne finanzielle Ressourcen, für Menschen in Einsamkeit oder von Obdachlosigkeit Betroffene. Bei Bedarf steht für diese gar ein Arzt bereit, um kleinere Wunden zu versorgen oder um weitere Maßnahmen zu veranlassen. Sogar die Hunde der Menschen ohne Wohnung sollen satt werden. Auf Anfrage stehen Hundefutter und Wasser bereit. Je nach Tagesform dürfen die Hunde auch in die Vesperkirche gebracht werden. Auch diesmal ist man mit einem Euro wieder bei der warmen Mahlzeit sowie bei Kaffee und Kuchen mit dabei. Eingeladen sind jedoch bewusst wie immer Menschen ganz unterschiedlichster gesellschaftlicher Schichten, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Raus aus den bisherigen starren Grenzen. Die vom Dekan angefragte Verwandlung scheint möglich. Bereits räumlich war dies wieder zu sehen: Die sonst traditionellen Kirchenbänke machten im Saal Tischen und Stühlen Platz, um sich gegenüber sitzen zu können und in die Augen zu sehen. Mehr als 7500 Gäste wurden 2018 gezählt, und Pfarrer Andreas Güntter rechnet auch in dieser Saison mit ähnlich hohen Zahlen. Bei den Helfern, ohne die die Vesperkirche unmöglich wäre, findet sich bereits ein extremer Zuwachs: 441 Mitarbeiter werden mit dabei sein – 198 Mitarbeiter mehr als 2018. Pfarrer Güntter dankte ihnen bereits im Voraus wie auch den unterstützenden Firmen. "Und wir hoffen wieder auf das Kuchenwunder!", lacht er. Täglich brachten während der vergangenen Vesperkirchen Unterstützer selbst gebackene Kuchen ins Gemeindehaus, welche in der Kirche ausgegeben werden konnten.

Es gibt auch Beratungsangebote, beispielsweise für Schuldner

Das im Mittelpunkt stehende Angebot des warmen Mittagsessens wird jeweils vom Küchenteam des nahegelegenen Franziskusheims zubereitet, einem Altenpflegeheim, getragen von der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Bonlanden. Erstmals wird es in diesem Jahr auch ein vegetarisches Menu zur Auswahl geben.

Verwandlung ist möglich, so Dekan Rüter-Ebel und auch Karin Ott, Pfarrerin der evangelischen Stadtkirche Schwenningen, sieht es so. Sie zitierte aus einer Bibelstelle, in welcher Jesus bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt. Wein wird es nicht geben, dafür aber bei Bedarf Vespertüten mit Wurst- und Käsebrot, Eiern und Obst für diejenigen, für die es mühsam ist, selbst für das Nötigste zu sorgen. Und es wird wieder Beratungsangebote geben, beispielsweise für Schuldner und Menschen in besonderen Notlagen. Ebenso ein seelsorgerisches Wort zum Tag in der Mitte jedes Vesperkirchentages mit Gedanken zu einem biblischen Text, einem Impuls zu einem Lebensthema oder einer kurzen Geschichte zur diesjährigen Vesperkirche.