Klaus Peter Karger begeistert mit seinem Ausflug in die Welt des Kinos sein Publikum. Foto: Bombardi Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Klaus Peter Karger referiert über die Kino-Entwicklung in beiden Stadtbezirken

VS-Schwenningen. In ein besonderes Abenteuer tauchte der Journalist und Filmemacher Klaus Peter Karger sein Publikum, das er auf eine Zeitreise durch 100 Jahre Kinogeschichte in Villingen und Schwenningen mitnahm. Eine Geschichte, die unmittelbar mit der Entwicklung beider Städte verbunden war. Mit dem Uhrenindustriemuseum in der Bürkstraße war ein passender Ort gefunden, welcher den Charakter der Veranstaltung zusätzlich beflügelte.

Karger ging in seiner Einführung auf die Entwicklung beider Städte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein und bezeichnete die Inbetriebnahme der Elektrizitätswerke, 1902 in Schwenningen und 1906 in Villingen, als Startschuss in das cineastische Zeitalter. "Ohne elektrischen Strom keine dauerhaft laufenden Bilder", bemerkte Karger, der seine Präsentation mit einem Erzählcafé eröffnete.

Das Publikum bekam die Möglichkeit, über seine ersten Berührungspunkte mit dem Kino zu sprechen, was auf Anhieb zu einer lockeren Atmosphäre führte. Vom Dschungelbuch bis hin zu Anaconda spannten sich die Antworten. Auch die Liebe zu Naturfilmen sei bis heute geblieben, meinte ein Zuhörer. Eine Zuhörerin erinnerte sich daran, wie bei "Dr. Schiwago" ihre erste Romanze begann.

Filmemacher Jürgen Haller erinnerte sich, wie er im Alter von acht Jahren dank seines älteren Bruders verbotenerweise seinen ersten Kinofilm sah. "Wir durften 1970 nicht ins Theater am Ring, da der Vorfilm nicht jugendfrei war", erzählte eine Besucherin. Karger berichtete von den Anfangszeiten "als die Bilder laufen lernten". Die Zuschauer freuten sich über einen Minutenstummfilm, der die Ankunft eines Zuges in einem Bahnhof zeigte. Er berichtete über die Blütezeit des Kinos, die in den 1950er-Jahren ihre volle Pracht entfaltete. Damals, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und noch vor dem Kinozeitalter, schossen die Kinos wie Pilze aus dem Boden. Die Konkurrenz war groß, es gab kaum mehr freie Plätze.

Die ersten Kinojahrzehnte in der Neckarstadt sind unmittelbar mit dem Name der Familie Grötzinger verbunden. Diverse Kinos waren in ihrem Besitz. So auch ab 1913 das Apollo-Kino in der Bürkstraße. An ihm lässt sich der Wandel, den manche Häuser erfuhren, gut erklären. 1931 kaufte die neuapostolische Kirche den Bau. Heute gehört er dem Musiker Alfred Georg, der mit seinem Schlagerchor dort probt. Die Grötzingers, das war auch große Kinogeschichte wie sie im einst 1000 Sitzplätze fassenden Capitol zu erleben war. Nach mehrmaligem Umbau hat das Haus vor wenigen Wochen wieder einmal seinen Besitzer gewechselt. Karger sprach von einem der vielen Kinos, die den Wandel der Kinowelt in ihrem vollen Umfang miterleben. Wesentlich schlechter ging es dem einstigen City-Kino, das heute zu einer leer stehenden Bauruine verkommen ist. Auch im Rössle gab es einst großes Kino.

In Villingen war es die Familie Ott, welche in der Färberstraße 1910 ein Kino eröffnete. Kino erleben für den Preis von einem Laib Brot war möglich. Mit den Jahren kamen in den Kinos steigende Anforderungen an die Sicherheit hinzu. Das war notwendig, da das Material aus dem die Filme bestanden, leicht brennbar war.

Die Kinogeschichte in Villingen und Schwenningen war immer eng verbunden mit dem Auf – und Niedergang der Industrie. In der Blütezeit des Kinos kamen aufgrund der beachtlichen Größe der Kinos, die zwischen 1000 Plätzen im Capitol, 600 Plätzen im City-Kino oder mehreren Hundert Plätzen im Theater am Ring, regelmäßig prominente Größen des Film- und Showbusiness zu Besuch. Karger hätte noch zahlreiche Anekdoten und Wissenswertes aus der Kinogeschichte auf Lager gehabt, als er unter großem Beifall den Abend beendete.